Historical Exclusiv Band 44
getrennt verbrachten, fehlte ihr für ihre Überzeugungsversuche.
„Weit über das Ende der Fastenzeit hinaus.“
Sie lächelte, um ihre Furcht zu verbergen. „Wenn der König einverstanden ist, würde ich gern mitkommen.“ Natürlich wäre der König einverstanden. Er erwartete von ihr einen Bericht über jeden von Justins Schritten.
„Als ich eben Westminster erwähnte, zucktet Ihr zusammen. Ihr habt nicht den Wunsch, mit mir zu kommen, außer um mit dem vergeblichen Bemühen fortzufahren, mich von Eurer Liebe zu überzeugen. Bleibt hier und findet einen Ehemann, den Ihr halten könnt.“
Wie konnte er sie so leicht durchschauen? „Ich habe nur geblinzelt, um eine Schneeflocke wegzuwischen. Wirklich, ich will mitkommen.“
„Nein, das wollt Ihr nicht. Ihr meint, Ihr solltet mitkommen.“ Unter den dichten, dunklen Brauen sah er sie abschätzig an. „Ich weiß nicht, wer Ihr seid und was Ihr wollt. Und Ihr wisst es auch nicht. Ihr solltet besser herausfinden, wer Ihr seid, ehe Ihr behauptet, jemand anderen zu lieben.“
Er schloss die Tür hinter sich und ließ sie zitternd im Schnee stehen.
9. KAPITEL
I ch weiß nicht, wer Ihr seid und was Ihr wollt.
Zwei Tage später erwachte Solay und hörte noch immer Justins Worte. Ich habe kein Recht, etwas für mich selbst zu verlangen, erwiderte sie in Gedanken, ganz wahrheitsgemäß, solange sie nicht laut sprach.
Meinte er, sie würde für ein selbstsüchtiges Begehren ihre Familie im Stich lassen? Für … für … ja, wofür? Kein selbstsüchtiger Gedanke fiel ihr an diesem Morgen ein, außer dem, frühstücken zu wollen.
Mit knurrendem Magen drehte sie sich in dem leeren Bett herum und hoffte, Agnes würde bald zurückkommen, um ihr bei der Entscheidung zu helfen, was sie als Nächstes tun sollte. Justin war einen Tagesritt weit entfernt. Wie sollte sie ihn betören?
Ihr Begehren vermischte sich mit Notwendigkeiten. Sein Urteil hatte sie mehr verletzt als manche Grausamkeit von anderen. Er schien zu erwarten, dass sie mehr tat – mehr war.
Ein Mann war nur dann wirklich frei, wenn er sich nur sich selbst gegenüber rechtfertigen musste.
So ein Mann war Justin.
Es konnte keine größere Freiheit geben als die, sich nicht um die Meinung anderer zu scheren.
Und doch war es ihm nicht egal, ob sie ihn liebte.
Pah! In ihrem Kopf drehte sich alles, und sie zwang sich, aufzustehen und sich anzukleiden. Liebe war nur ein Wort für Dichter. Wenn er als Mann des Rechts, der er nun einmal war, auf die Gegebenheiten blickte, würde er feststellen, dass es keine Liebe gab. Ehen wurden des Geldes wegen geschlossen, der Macht und der Stellung wegen. Und was andere Paare betraf – nun, die Verbindung zweier Körper war weitaus wichtiger als ein unsichtbares Gefühl.
Die Tür ging auf, und auf Zehenspitzen schlich Agnes herein. Sie trug zwei geschmuggelte Brote bei sich, um zu frühstücken.
„Oh, vielen Dank!“ Solay genoss das weingetränkte Brot, ein heimliches kleines Ritual, das sie jetzt jeden Morgen miteinander teilten, trotz der Missbilligung des Königs. Der König glaubte, dass ein Frühstück vor dem Mittagsmahl eine Schwäche der unteren Klassen war.
„Der König hat neue Pläne“, sagte Agnes. Es war nicht nötig, zu fragen, woher Agnes die Pläne des Königs kannte. „Innerhalb der nächsten vierzehn Tage werden wir nach Norden reisen.“
„Und den Rat in Westminster zurücklassen?“
Agnes lächelte katzenhaft. „Genau.“
„Ist das legal?“ Überrascht ertappte Solay sich bei dieser Frage, die besser zu Justin gepasst hätte.
Agnes legte den Kopf schief, als würde sie das Problem nicht erkennen. „Er ist der König. Er geht, wohin er will. Ist das nicht herrlich?“
Herrlich für Agnes, weil die Freiheit des Reisens ihr genügend Zeit mit Hibernia bescheren würde. Aber was bedeutete das für Solay?
Ein Klopfen unterbrach sie, und Solay öffnete einem der Pagen des Königs die Tür. „Seine Majestät lässt Euch rufen.“
Solay packte ihren Umhang, wischte die letzten Spuren des Schneeballs davon ab und nahm den Brief, den sie an Jane geschrieben hatte. Sie hatte den König gefragt, ob er einen Boten entbehren könnte, um ihn rechtzeitig zu Janes Geburtstag nach Upminster zu schicken. Er musste beschlossen haben, Ja zu sagen.
Sie betrat seine Gemächer und erwartete, ihn wegen des Umhangs lächeln zu sehen oder wenigstens über ihren tiefen Knicks. Doch stattdessen zeigte er eine finstere Miene.
„Warum habt Ihr mir
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