Historical Exclusiv Band 44
Gedächtnis und erinnerte sich liebevoll an Alys Weston.
„Sie hat ihn glücklich gemacht“, sagte sie. „Ein König verdient es, glücklich zu sein.“
Und was ist mit uns Übrigen, fragte Solay sich voller Sehnsucht. Verdienen wir es, glücklich zu sein? Am vergangenen Abend hatte Justin gelacht. Zum ersten Mal hatte er sie ohne Strenge angesehen, ohne Urteil oder Zorn. Sein Lächeln hatte ihre Hoffnung genährt, jemanden zu finden, der sie ansah, ohne dabei ihre Mutter zu sehen.
Jemanden, der ihr etwas zum Geburtstag schenkte.
Sie schüttelte den Tagtraum ab. Justins Glück war es, das sie anstreben musste, nicht ihr eigenes. Sie musste ihn so glücklich machen, wie ihre Mutter den König gemacht hatte.
Übermütiges Geschrei aus dem Innenhof durchdrang die hölzernen Läden. Sie zog den Umhang fester, trat zum Fenster und spähte durch einen Spalt im Holz hinaus.
Der erste Schnee bedeckte den Boden, doch statt Ruhe und Frieden zu bringen hatte sich der innere Hof in ein Schlachtfeld verwandelt. Drei Pagen und ein Küchenjunge bewarfen einander mit Schneebällen, rannten, duckten sich und schrien immer abwechselnd. Mittendrin, wie ein zehnjähriger Junge – Justin.
Der Anblick erweckte in ihr Bedauern für den Jungen, der er einst gewesen sein musste, und für das Kind, das sie nicht mehr war.
Ein Dankeschön, weil er ihr den Namen der Wäscherin genannt hatte, wäre ein Grund für sie, zu ihm zu gehen. Sie verließ das wärmende Feuer, eilte den Gang entlang und blieb im Schutze der Tür stehen, sah dem spielerischen Kampf zu und zögerte, in die Kälte hinauszutreten.
Lachend sah Justin zu ihr hinüber. „Lady Solay! Fangt!“
Ein Schneeball flog auf sie zu und traf ihren roten Samtumhang.
Hastig wischte sie den weichen Stoff ab, und der kalte Schnee betäubte ihre Finger. Wenn das Geschenk des Königs verdorben war, würde er schlecht von ihr denken.
Auf der anderen Seite des Hofs lachte Justin so jungenhaft heiter, dass sie sich zu einem Lächeln und einem Winken zwang. Er lächelte zurück, offensichtlich wegen seines Treffers und nicht ihretwegen.
Die Burschen liefen zum Rundturm, warfen einander noch immer Schneebälle zu und ihre Rufe hallten von den steinernen Mauern wider. Justin kam zu ihr und freute sich über den ersten Schnee, als wäre der ein Geschenk und kein Fluch.
Das Lächeln betonte das Grübchen in seinem Kinn und ließ die Linien auf seinen Wangen weicher wirken. Große, feuchte Flocken bedeckten sein Haar und seine Schultern, und seine Brust hob und senkte sich von der Anstrengung. Trotz der Schneeballschlacht trug er keine Handschuhe.
Nie hatte er verführerischer ausgesehen.
„Kommt …“ Er nahm ihre Hand in seine, die trotz des Schnees warm war, und zog sie in den Hof. „Seht nach oben.“
Gehorsam legte sie den Kopf in den Nacken und ließ die Kapuze zurückfallen. Schneeflocken rieselten vom Himmel, drehten sich im Kreis, verwirbelten sich, erfüllten ihr ganzes Blickfeld. Ihr wurde schwindelig, oben und unten verschmolzen miteinander, ununterscheidbar.
Sie taumelte.
Er griff nach ihrem Arm, und seine Wärme hielt die Kälte von ihr fern. Seit dem Kuss war dies das erste Mal, dass er sie wirklich berührte. Selbst sein Blick schien sie zu wärmen. Einen Moment lang gestattete sie sich, sich in seinem Lächeln auszuruhen.
Seine Bedürfnisse. Denk an seine Bedürfnisse. „Ihr mögt den Schnee?“
Er nickte, und ein ungekünsteltes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Ich sehe gern zu, wenn es schneit.“
In seinen Armen fühlte sie sich sicher und spürte weder den Wind, noch vermisste sie das Feuer. Als er sich zu ihr beugte, lehnte sie sich an ihn. Sein Atem streifte wie ein Wispern ihre Wange, als er näher kam.
Jetzt, dachte sie, und öffnete die Lippen.
Abrupt ließ er sie los. „Ihr wollt einen Kuss, Lady Solay? Dann gebt ein Stückchen Wahrheit dafür. Sagt mir – mögt Ihr den Schnee?“
„Natürlich.“ Sie setzte die Kapuze auf, um die Flocken von ihrem Kopf fernzuhalten. Die Kälte brannte in ihren Augen. „Er ist schön. Ich sehe gern zu, wenn es schneit.“
Seine Augen verloren jeden Glanz, und sie sah sich wieder ihrem Feind gegenüber. „Wie seltsam, Lady Solay. Genau das sagte ich Euch gerade.“
Der eisige Wind verfing sich in ihrem Umhang. Sie zog die Schultern hoch und vermisste die Wärme in seinem Blick ebenso sehr wie die seines Körpers. „Gefällt es Euch nicht, dass wir beide dasselbe mögen?“
„Es würde mir
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