Historical Exklusiv Band 20
fortzuschicken.“
„Nein“, stimmte Keelin ihm zu. „Sie hat mir zwar kleine, hinterhältige Fallen gestellt, aber ich bezweifle, dass sie ein wahrhaft boshafter Mensch ist.“
„Ich erzählte ihr, dass es meine Absicht ist, einen Gemahl für sie zu finden …“
Ein lautes Klopfen an der Tür unterbrach ihn. Stimmen waren zu hören. Marcus bedeckte Keelins Schultern mit einer Decke und ging zur Tür.
„William?“, rief er, als er den Sattel vom Eingang wegzog.
„Ja, Mylord“, ließ sich eine erleichterte Stimme vernehmen.
Marcus öffnete und sah seinen getreuen Ritter, der draußen in dem eisigen Regen stand. Hinter ihm warteten weitere Gefolgsmänner aus Wrexton auf ihren Pferden.
„Ich habe Verstärkung mitgebracht …“ Er erblickte Keelin, die nun hinter Marcus stand und nichts weiter anzuhaben schien als eine Decke, und hüstelte verlegen. „Ich … nun … ich war mir nicht sicher, ob Ihr vielleicht Hilfe …“
Der Graf unterdrückte ein Lächeln, als er merkte, dass sein treuester Ritter verunsichert von einem Bein aufs andere trat. „Wir sind wohlauf, Will“, sagte er und stellte sich vor Keelin. „Habt einen Moment Geduld, dann könnt Ihr mit den Männern hereinkommen, um Euch aufzuwärmen, bevor Ihr Euch wieder auf den Weg nach Wrexton macht.“
Marcus und Keelin verbrachten zwei himmlische Tage in der erbärmlichen, halb eingefallenen Behausung. Die Reiterschar war bald wieder zur Burg aufgebrochen, und Sir William hatte allen verkündet, dass dem Grafen und Keelin nichts geschehen war. Marcus hatte ihm genau beschrieben, wo der Leichnam von Beatrice zu finden war.
Keelin wusste, dass die alte Zofe hinter all den üblen Intrigen steckte und Isolda mit in ihre Machenschaften hineingezogen hatte. Als ihr ursprünglicher Plan nicht aufgegangen war, hatte Beatrice versucht, sie und Marcus durch weitaus gefährlichere Maßnahmen zu trennen.
Marcus und Keelin kehrten schließlich bei großer Kälte zurück nach Wrexton, doch zumindest hatte es aufgehört zu schneien.
Man hieß sie mit verhaltener Freude willkommen. Alle waren zwar erleichtert, doch Traurigkeit und Bedauern färbte die Ankunft.
„Mylord“, sagte Sir Robert, als er seinen Herrn im Rittersaal begrüßte. „Ich würde gerne ungestört mit Euch sprechen.“ Isolda stand mit gesenktem Haupt und hängenden Schultern neben dem Ritter. Keelin hatte Mitleid mit der Frau, die offensichtlich großen Kummer litt.
„Ich erwarte Euch im Herrengemach“, erwiderte Marcus, als er eine Hand auf Keelins Rücken legte und mit ihr zur Treppe ging. „Doch zunächst sehen wir nach Tiarnan und Adam.“
Seine Hand rief wohlige Schauer der Vorfreude in ihr hervor. Obwohl es sich gewiss schwierig gestalten würde, Marcus einige Zeit für sich allein zu haben, ließe sich dennoch ein Weg finden. Nach den zwei gemeinsamen Tagen der Glückseligkeit konnte Keelin sich kaum vorstellen, ohne ihn zu sein, auch wenn es nur Augenblicke sein mochten. Sie wünschte sich, nicht mehr allein schlafen zu müssen, aber sie wusste, dass sie vor der Hochzeit nicht gemeinsam das Bett teilen durften.
Nach der Trauung würden sie die Reise nach Kerry antreten.
Als Marcus sich in der Großen Halle umschaute, merkte Keelin ihm an, dass für sein Empfinden nach wie vor zu viele Fremde anwesend waren, obschon die meisten Gäste sich bereits anschickten, aufzubrechen. Marcus erfuhr, dass Baron Selby und seine Familie bereits früher am Tag weitergereist waren, und gerade verließen die Schauspieler mit Sack und Pack den Saal.
„Bill, sucht Pater Pygott und bittet ihn, ebenfalls ins Herrengemach zu kommen“, trug der Graf einem Diener auf, bevor er und Keelin die Stufen hinaufeilten.
Sie trafen Tiarnan in Adams Kammer. Der Junge saß auf einer Ruhebank beim Kamin, der alte Mann hatte sich neben ihn gesetzt. Die beiden hatten die Köpfe zusammengesteckt und schienen ein ernstes Thema zu erörtern.
„Marcus! Keelin!“, rief der Junge freudig, als er sie sah.
Keelin küsste Tiarnan auf die Wange und begrüßte auch Adam in liebevoller Weise. „Wie ich sehe, hast du dich auch ohne mich bestens erholt“, sagte sie froh.
„Ja, der Bursche hat alles gut überstanden“, meinte Tiarnan und schaute Keelin mit durchdringenden Augen an, auch wenn er sie nicht sehen konnte. „Die Frage ist, wie es dir geht, mein Mädchen. Du hast den Sturm überlebt, aber …“
„Es ist ihr nichts geschehen“, warf Marcus ein. „Keelin hat alle Gefahren überlebt
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