Historical Exklusiv Band 20
vor sich hin lächelte. Es war ein ganz und gar außergewöhnlicher Tag gewesen, den er so schnell wohl nicht vergessen würde. Und die Tatsache, dass Cora bereits in Brianas Schlafgemach gewartet hatte, wollte er als gutes und hilfreiches Omen werten.
Er hatte sich nämlich viel zu willensschwach gefühlt, als dass er der Versuchung, Brianas verlockenden Mund zu küssen, noch lange hätte widerstehen können. Und ein paar Küsse hätten unweigerlich zu anderen … nun … Begehrlichkeiten seinerseits geführt.
Es gab schließlich keinen Grund, sich willentlich der Versuchung auszusetzen. Schließlich war er noch sehr unerfahren auf dem Gebiet der freiwilligen Zurückhaltung. Ein kleiner Moment der Unvorsichtigkeit könnte ihn und Briana für alle Zeit in tiefstes Unglück stürzen.
Die Entscheidung war schnell getroffen. Er würde eben allein zu Abend speisen. Und danach würde er sich wieder an die Bücher setzen, die bearbeitet werden mussten.
Und wenn seine Gefühle ihn zu sehr peinigen sollten, blieb ihm immer noch die Möglichkeit, einen langen, anstrengenden Nachtritt zu unternehmen, bis er sich in der Lage sah, zu Bett zu gehen. Und zwar allein.
12. KAPITEL
„Verzeihung, Mylord.“ Vinson trat in die Bibliothek und blieb nahe der Tür stehen.
„Ja, Vinson, was gibt’s denn?“ Keane löste den Blick von den Zahlenkolonnen, die er intensiv studiert und nachgerechnet hatte, wobei seine Gedanken ständig zu Briana abschweiften. Er hatte heute noch nichts von ihr gesehen oder gehört.
„Hugh McCann steht draußen und bittet darum, Euch sprechen zu dürfen. Er ist einer Eurer Lohnbauern …“
„Ja, ja, ich kenne ihn“, unterbrach Keane. „Schick ihn sofort herein.“
Minuten später schüttelten sich die Männer gegenseitig die Hände zur Begrüßung, und Keane deutete auf einen Stuhl nahe des Kaminfeuers. „Willst du Tee, Hugh McCann, oder lieber ein Ale?“
„Gar nichts, Mylord“, beteuerte Hugh, doch seine Ablehnung verhallte ungehört. „Bring uns zwei Becher Ale, Vinson“, bat Keane seinen Butler und nahm dann am Kamin Platz. Mit einer Handbewegung forderte er Hugh auf, es ihm gleichzutun.
„Nun, was führt dich hierher?“, erkundigte sich Keane, als Vinson den Raum verlassen und der Bauer den angebotenen Platz eingenommen hatte.
„Ich hatte gewiss nicht die Absicht, Euch zu stören, Mylord. Aber meine Frau und die Kinder hören überhaupt nicht mehr auf, über Eure Freundlichkeit und die Eurer Lady zu reden. Und meine Frau dachte … nun, sie meinte … Also wir beide dachten, dass Ihr und die bezaubernde Lady heute vielleicht mit uns zu Abend essen möchtet.“
„Ein Mahl!“
„Nein, nein, es wird nichts Besonderes sein. Aber wir möchten uns in irgendeiner Weise erkenntlich zeigen für Eure große Freundlichkeit.“
Keane konnte seine Überraschung über diese unerwartete Einladung kaum verhehlen. „Ich fühle mich geehrt, mit dir und deiner Familie zu Abend zu essen, Hugh. Und ich bin absolut sicher, dass Lady Briana sich ebenfalls sehr über deine Einladung freuen wird.“
„Dann erwarten wir Euch also heute Abend, Mylord.“ Hugh stellte sein leeres Glas beiseite und erhob sich. „Die Kinder werden ganz aus dem Häuschen sein vor Freude. Sie reden seit dem Markttag nur noch von der schönen Lady. Oh, und natürlich von Euch. Ihr habt Euch sehr großzügig gezeigt, Mylord.“
Vinson geleitete Hugh bis zu dem großen Eingangsportal und kehrte dann in die Bibliothek zurück. Dort stand sein Herr mit auf dem Rücken verschränkten Händen und starrte gedankenverloren in die Ferne. Als er die Schritte des Butlers hörte, drehte er sich um.
„Sag Mistress Malloy bitte, dass Miss O’Neil und ich heute nicht in Carrick House zu Abend speisen werden.“
„Sehr wohl, Mylord.“
Während sich der Butler auf die Suche nach der Haushälterin machte, überlegte er, ob Hugh McCann wohl auch nur den Schimmer einer Ahnung hatte, was für ein Ereignis sein Besuch gewesen war. Er war der erste Mensch, der einen Fuß in dieses Haus gesetzt hatte, seitdem Keane O’Mara den Besitz übernommen hatte. Und auch der erste, der dem Herrn über Carrick die Hand in Freundschaft gereicht hatte.
„Was hat denn das zu bedeuten?“ Keane sah auf, als Briana die Treppe herunterkam, gefolgt von Mistress Malloy und Cora, die schwer beladen mit Paketen waren.
„Geschenke für die Familie McCann.“ Briana sah zauberhaft aus in ihrem schlichten Kleid aus blassrosa Wollstoff. „Ich hoffe, du
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