Historical Exklusiv Band 20
quietschten vor Begeisterung.
„Schaut nur, Ma und Dad. Das sind alles kleine Kuchen und Pasteten. Und sie sind alle in Form von Tieren gemacht.“
Alle bewunderten die Teigwaren, die in Form von Hunden, Katzen und Pferden daherkamen. Augen und Ohren waren mit gefärbtem Zucker aufgespritzt worden.
Keane hatte jegliche Etikette und Umgangsformen vergessen. Er ging in die Hocke und nahm eins der kleinen Teile in die Hände. „Das sind doch … Ich hatte ja völlig vergessen …“ Er sah auf. „Die Köchin hat haargenau die gleichen für mich gebacken, als ich noch ein kleiner Junge war“, erzählte er.
„Hat sie?“ Die kleine Keely grinste, wobei sie eine Zahnlücke im Oberkiefer präsentierte. „War sie schon Eure Köchin, als Ihr so klein wart wie Baby Daniel?“
Bevor Keane Gelegenheit hatte zu antworten, meldete sich schon ein anderes Kind zu Wort. „Red nicht so einen Quatsch, Keely. Lord Alcott ist nie ein Baby gewesen. Dad sagt doch immer, dass die feinen Leute nicht so sind wie normale Menschen.“
„Sind sie nicht?“ Fragend und recht neugierig sah Keane den Jungen an.
„Nein, Mylord. Mein Dad sagt, sie arbeiten nicht auf den Feldern oder mit den Herden. Sie erben einfach nur das ganze Gold, das es auf der Welt gibt, und dann werden sie fett und faul auf Kosten des Schweißes hart arbeitender Männer.“
Während Hugh McCann auf der Stelle vor Verlegenheit tiefrot wurde, warf Keane den Kopf in den Nacken und lachte lauthals los. „Dein Vater hat ja recht, Bengel. Wir erben tatsächlich Wohlstand, manchmal sogar Reichtum. Aber wir erben auch gewaltige Schuldenberge, wenn sich unsere Väter und Großväter nicht verantwortungsvoll um ihre Besitztümer gekümmert haben.“
„Und was habt Ihr geerbt? Wohlstand oder Schulden?“
Keane überlegte einen Moment. „Von beidem etwas“, erklärte er schließlich. „Aber das meiste, was ich heute besitze, habe ich mir durch echte Arbeit verdient. Und nun wollen wir mal sehen, was wir für das Baby mitgebracht haben.“
Das Ehepaar schien sehr erleichtert über den Themenwechsel zu sein. Hugh und Bridget führten ihre Gäste ins Haus, wo sie das Baby in einer Ecke auf eine Decke auf dem Fußboden legten. Briana und die anderen Kinder öffneten das letzte Päckchen.
„Das hier ist von Cora. Sie ist eins der Dienstmädchen in Carrick House“, erklärte Briana und zog das weiche Wollmäntelchen hervor.
„Oh Mylady! Ich habe noch nie etwas so Feines für ein Baby gesehen.“ Bridget hielt das kleine Kleidungsstück hoch.
„Ich werde Cora sagen, dass es dir gefällt“, versprach Briana. „Sie ist eine sehr talentierte Näherin und eine zauberhafte junge Frau obendrein.“ Briana griff nach einem unförmigen Gegenstand, der unbeachtet geblieben war. „Und das hier habe ich zu Daniels Unterhaltung gemacht.“
Es handelte sich um einen kleinen, weichen Ball, der mit Stoffresten gefüllt und dann mit starkem Faden zusammengenäht worden war. Sowie Briana das Spielzeug dem Baby gab, zog dieses es an den Mund und begann, hingebungsvoll darauf herumzukauen.
„Ich glaube, es gefällt ihm, Mylady.“
Briana musste über Daniels Verhalten lachen. „Ich erinnere mich, dass meine Mutter oftmals solche Spielsachen für die Kinder in unserem Dorf hergestellt hat.“
Hugh führte Keane zu einem bequemen Stuhl, der vor einem lustig flackernden Kaminfeuer stand. Zwei mit Ale gefüllte Gläser standen auf einem Tischchen bereit. „Hier, Mylord, wir können einen Schluck trinken, bevor wir uns zu Tisch setzen.“
„Eine wirklich gute Idee. Danke.“ Keane setzte sich, streckte die Beine aus und nippte von seinem Ale, während Briana mit den Kindern auf dem Boden spielte. Aus der Küche drangen köstliche Gerüche, bei denen einem das Wasser im Munde zusammenlief.
Die Männer sprachen über Ländereien, Ernten, Herden und das Wetter, und die Kinder kümmerten sich um Klein Daniel. Also ging Briana in die Küche zu ihrer Gastgeberin und bot ihr Mithilfe bei den Essensvorbereitungen an.
„Nein, nein, Mylady“, wehrte Bridget ab. „Ihr werdet nur Euer hübsches Kleid schmutzig machen.“
„Du brauchst dir keine Sorgen um mein Kleid zu machen.“ Briana griff nach der schweren Platte, die Bridget soeben hochhob. „Wohin damit?“, fragte sie.
„In die Mitte des Tisches, wenn Ihr so freundlich sein wollt.“
Und dann arbeiteten die beiden Frauen in stiller Übereinstimmung. Jede für sich genoss das Stimmengemurmel der Männer, die hellen Rufe
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