Historical Exklusiv Band 20
brauchten sie jetzt in diesen unruhigen Zeiten.
Seit Cormacs Tod würden sie sich schutzlos und verloren vorkommen, insbesondere ohne Ga Buidhe an Lamhaigh .
Bereits in grauen Vorzeiten, noch bevor der Heilige Patrick gekommen war, hatte die Lanze den Clan der Ui Sheaghda in schweren Stunden begleitet, als noch die Tuatha De Danaan auf irischem Boden wandelten.
Keelin zwang sich zu einem Lächeln. „Du weißt doch, dass ich nicht fortgehe, bevor du wieder ganz gesund bist.“
„Wirklich nicht?“, kam es ungläubig von Adam.
„Glaube mir, ich bleibe so lange hier, bis es dir wieder richtig gut geht.“
Das Versprechen schien den Jungen zu beruhigen, und schließlich war er so entspannt, dass er erneut einschlummerte. Keelin wusste, dass sie sich durch diese Worte dazu verpflichtet hatte, eine gute Woche oder länger in Wrexton zu bleiben – zu viele Tage, um Marcus ständig aus dem Weg gehen zu können.
Aber ihr Herz wollte den jungen Grafen ohnehin nicht meiden.
So in Gedanken versunken, saß sie neben dem Jungen und dachte an die Heilige Lanze. Warum hatte sie die Gegenwart des Heiligtums nicht bereits früher wahrgenommen? Als sie vor wenigen Minuten in den Bergfried zurückgekehrt war, hatte sie das Kraftfeld der Lanze doch wieder gespürt. Sie wäre sogar in der Lage gewesen, Ga Buidhe an Lamhaigh ausfindig zu machen, selbst wenn sie nicht gewusst hätte, dass Marcus sie irgendwo versteckt hielt.
Ein leichtes Klopfen an der Tür riss Keelin aus ihren Gedanken. Als sie öffnete, stand ein Bediensteter im Gang und überbrachte eine Nachricht von Lord Wrexton an sie und ihren Onkel.
Der Graf ersuchte seine ehrenwerten Gäste höflichst, an einem Festmahl im Rittersaal zu Ehren von Bischof Delford teilzunehmen.
Als der Bedienstete fort war, drehte Keelin sich um und blickte Tiarnan an. Ihr Onkel lächelte. „Was für eine nette Geste“, meinte er, „aber ich fürchte, du wirst ohne mich gehen müssen, Keely. Ich bin einem längeren Festmahl noch nicht gewachsen.“
Keelin wusste nicht, ob sie nach dem letzten Kuss einem baldigen Wiedersehen gewachsen war.
Die festliche Zusammenkunft in der Großen Halle war schlicht gehalten, denn niemandem war nach dem Tode des alten Grafen nach fröhlicher Ausgelassenheit zumute. Nur zwei Spielleute waren zugegen und ließen die Harfe und den klagenden Ton der Radleier erklingen. Marcus war froh, dass für diesen Abend keine Sänger geladen waren, denn er wollte das Mahl so rasch wie möglich abhalten, ohne lange Trauergesänge zum Tode seines Vaters und ohne ausgedehnte Gebete seitens des Bischofs.
Gewiss, er trauerte um seinen Vater und vermisste ihn schmerzlich, gerade seit der Rückkehr nach Wrexton Castle. Denn er vermochte nicht zu sagen, ob er jemals in der Lage wäre, so weise und mildtätig wie Eldred über die Besitztümer zu gebieten.
Keelin und ihr Onkel waren bisher noch nicht im Rittersaal erschienen. Marcus’ Bitte, dem Festmahl beizuwohnen, hatte sie zwar spät erreicht, doch er glaubte nicht, dass seine irischen Gäste durch die kurzfristige Einladung verstimmt waren. Keelins Ansichten über das Benehmen bei Hofe unterschieden sich gewiss gewaltig von den Auffassungen der englischen Edelfrauen, die er kennengelernt hatte.
Alle bedeutenden Ritter von Wrexton Castle waren mit ihren Gemahlinnen zum Festmahl erschienen, und auch einige Amtspersonen aus dem Dorf vor der Burg waren geladen, darunter der Vogt und der Sheriff mit ihren Frauen. Während die Gäste nach und nach die Halle betraten, hielt Marcus sich nahe der Empore auf, von wo aus er die steinerne Treppe im Auge behalten konnte.
Wie sehr wünschte er sich, dass Keelin an dem Mahl teilnähme, spürte er doch, dass allein ihre Gegenwart ihm Mut machen würde, um das erste offizielle Festmahl als Graf von Wrexton zu eröffnen und durchzustehen.
Pater Pygott und Bischof Delford standen neben dem Grafen und unterhielten sich über Angelegenheiten des örtlichen Kirchsprengels. Marcus achtete kaum auf die beiden Geistlichen. Er dachte einzig und allein an Keelin und überlegte, wie er sie länger in Wrexton halten könnte, bis er sich über seine Gefühle für sie im Klaren war.
Dass er ihr nicht gleichgültig war, wusste er. Zwar mochte er nicht allzu viele Mädchen geküsst haben, aber er war dennoch in der Lage, Keelins Verhalten und ihre Erregung richtig einzuschätzen. Er wusste, dass sie sich nach seiner Berührung genauso sehnte wie er sich nach der ihren.
Und wenn sie nicht den
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