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0069 - Der unheimliche Bogenschütze

0069 - Der unheimliche Bogenschütze

Titel: 0069 - Der unheimliche Bogenschütze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»Du hast genug, Spider«, sagte Tim Lennox, der Wirt vom Lennox’ Inn. »Hör auf zu saufen. Jetzt gibt’s nichts mehr!«
    »Ach verdammt.« Spider schleuderte den Bierkrug über den langen Tresen, daß er bis zur Kante rutschte, das Übergewicht bekam und zu Boden fiel, wo er zerbrach.
    Tim Lennox schaute Spider an.
    Spider grinste. – Sie nannten den Waldarbeiter so, weil er dünn wie eine Spinne war. – Seinen richtigen Namen hatte er vergessen, aber seine langen Finger und sein Körperbau erinnerten gewisse Leute eben an eine Spinne.
    Er grinste. »Was ist, Tim?« fragte er mit unsicherer Stimme. »Hast du das im Ernst gemeint oder im Spaß?«
    »Im Ernst natürlich.«
    Spider kicherte hohl. »Dann sei froh, denn Spaß kann ich nicht vertragen.« Er lachte schallend über seinen eigenen Witz und schlug dabei mit der flachen Hand auf den Tresen.
    Tim Lennox aber wollte seine Ruhe haben. Er verließ seinen Platz hinter der Theke und ging mit festen Schritten auf den letzten Gast zu. Lennox war ein kräftiger Mann. Er wußte sich zu wehren, wenn jemand Krawall machte. Und wenn solche Typen wie Spider nicht gehen wollten, dann schaffte er sie auf seine Weise aus dem Lokal.
    Seine rechte Hand legte sich in Spiders Genick.
    Der dürre Kerl ging direkt in die Knie, als er den Griff spürte. »Was – was machst du mit mir?« keuchte er.
    »Ich will, daß du verschwindest, Spider! Zahl deine Zeche, und dann hau ab!«
    Spider grunzte. »Meine Zeche zahlen?« wiederholte er.
    »Ja, genau.«
    Plötzlich kicherte der Dürre. »Aber ich habe keinen Penny in der Tasche.« Er lachte meckernd und amüsierte sich köstlich über das erstaunte Gesicht des Wirts. Der hatte Spider nämlich vor Schreck losgelassen, so daß sich die beiden Männer jetzt gegenüberstanden.
    »Du hast wirklich keinen Penny, Spider?« fragte Tim Lennox drohend.
    »Nein, wenn ich es dir doch sage.«
    Tim Lennox geriet in Wut. Wuchtig rammte er seine Faust gegen Spiders Schulter. Er schleuderte den Kerl quer durch das Lokal auf die Tür zu.
    Spider stolperte über einen Stuhl, verlor das Gleichgewicht und fiel lang hin.
    Der Wirt kam ihm nach. »Raus!« schrie er. »Raus aus meinem Gasthaus! Verschwinde, du Stinker. Und laß dich nie mehr hier sehen, sonst setzt es was!«
    Schwerfällig zog sich Spider an einem Stuhl hoch. Er nickte. »Ich – ich hau ja schon ab, Tim. Bin – bin bereits weg. Und dein Geld, das kriegst du auch. Wirklich.«
    »Ja, ja.« Der Wirt nickte und hielt dem letzten Gast bereits die Tür auf.
    Kühle Nachtluft wehte in den Raum. Dicht neben dem Gasthaus begann bereits der Sealford Forest, ein tiefer, urwaldähnlicher Wald, der einen Halbkreis um die Ortschaft Sealford und deren alte Burg bildete.
    Die Burg thronte auf einem Hügel. Sie war schon einige hundert Jahre alt, aber noch sehr gut erhalten.
    Spider blieb neben dem Wirt noch einmal stehen. »Das – das von vorhin war doch nicht so gemeint – oder?«
    »Ich will dich hier nicht mehr sehen!« zischte der Wirt.
    »Okay, ich gehe…«
    Spider wankte hinaus. Er ging drei Schritte geradeaus und wandte sich dann nach rechts. An einer alten Wassertonne, die unter einer Dachrinne stand, lehnte sein Fahrrad.
    Es war ein Drahtesel, bei dem wirklich nur noch die Räder intakt waren. Alles andere konnte man vergessen. Diese Blechteile wurden vom Rost zusammengehalten.
    Vor sich hin brabbelnd, schob Spider sein Fahrrad auf den an der Kneipe vorbeiführenden Feldweg zu und warf noch einen Blick auf den Eingang.
    Tim Lennox war verschwunden. Er hatte die Tür von innen geschlossen. Soeben löschte er das Licht.
    »Arsch«, sagte der Betrunkene und stieg auf seinen alten Drahtesel. Beim erstenmal kippte er zur Seite, doch der zweite Versuch brachte ihn in den Sattel.
    Das Fahrrad besaß einen sogenannten Gesundheitslenker. Es stammte noch aus den späten fünfziger Jahren. Eine Gangschaltung fehlte ebenso wie Vorderradbremsen und ein intakter Dynamo.
    Spider fuhr den Weg nach Hause ohne Licht. Er kannte sich im Wald aus. Schließlich hatte er dort seinen Arbeitsplatz. Seine Hütte stand ebenfalls im Wald. Er schlief im Holzfällerlager. Wenn er sich waschen wollte, was selten genug vorkam, ging er kurzerhand zum nächsten Bach.
    Spider war ein richtiges Naturkind.
    Schrecken hielt der Wald für ihn keine parat. Außerdem: Wer sollte ihm schon etwas tun? Man kannte ihn ja, und Reichtümer gab es bei ihm sowieso nicht zu holen.
    Spider war meistens pleite.
    Auch in dieser Nacht.
    Es

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