Historical Exklusiv Band 42
besorgte Miene.
„Was ist los, Bart?“
„Sophie geht es gar nicht gut“, erklärte er ernst.
„Soll ich nach ihr sehen?“
Er nickte gequält.
Barts Zimmer war spärlich eingerichtet, die hier herrschende Ordnung war ein krasser Gegensatz zum Durcheinander in Devlins Schlafzimmer. Sophie lag auf dem Bett und atmete angestrengt. Ihr Gesicht war fast so weiß wie das Bettlaken, und unter den Augen hatte sie dunkle Ringe. Als sie Madeleine bemerkte, lächelte sie schwach.
„Wir sollten besser den Arzt rufen“, sagte Madeleine.
„O nein“, erwiderte Sophie schwach. „Das ist nicht nötig. Mir geht es gleich wieder besser.“
„Wie du meinst.“ Madeleine streichelte aufmunternd ihre Hand. „Ich werde dir einen Tee bringen, einverstanden?“
Ihre Freundin nickte dankbar, dann fielen ihr vor Erschöpfung die Augen zu.
„Rufen Sie schnell den Doktor“, sagte sie zu Bart, als sie in die Küche zurückgekehrt war. „Mir gefällt überhaupt nicht, wie sie atmet.“
Sofort nahm Bart Hut und Mantel. „Ich dachte mir das auch schon. Ich werde den Mediziner holen.“ Mit diesen Worten stürmte er aus dem Haus und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen.
Etwas später kam Devlin zu ihr in die Küche.
„Daddy!“, quietschte Linette vergnügt, warf ihre Holzpferde hin und ließ sich von ihm hochheben.
„Kann ich dir etwas zu essen machen, Devlin?“, fragte Madeleine, während sie gerührt die Szene beobachtete.
„Nein, ich muss los, um … um etwas Geschäftliches zu erledigen, das keinen Aufschub duldet.“
Madeleine hatte ihm eigentlich von Sophie erzählen wollen, änderte aber ihre Meinung. Es war nicht nötig, ihn mit noch mehr Dingen zu belasten, wenn er schon so sorgenvoll genug aussah.
„Wie du möchtest“, gab sie zurück und zwang sich zu einem ruhigen Tonfall.
Devlin hatte eine entschlossene Miene aufgesetzt. Er sah Madeleine einen Moment lang an, dann brachte er Linette zurück zu ihrem Spielzeug und machte sich auf den Weg.
Nachdem er den ersten Punkt erledigt hatte, begab Devlin sich nach Mayfair. Es war zwar noch früh am Tag, doch er wollte es so schnell wie möglich hinter sich bringen.
Der Butler der Dupreys öffnete ihm die Tür und führte ihn in den Salon, wo Devlin ungeduldig auf und ab ging, nachdem er dort schon so viele extrem langweilige Nachmittage verbracht hatte.
Auf einmal kam Emily Duprey herein und sah sich wachsam um.
„Lord Devlin.“ Während sie die Tür schloss, sah sie ihn nervös an.
„Miss Duprey, verzeihen Sie meinen frühen Besuch. Ich muss mit Ihrem Vater reden.“
„Das habe ich gehört. Aber wenn Sie einen Moment Zeit hätten …“ Sie warf ihm einen besorgten Blick zu.
Er wusste nicht, wie er sich in ihrer Gegenwart verhalten sollte. Seit er Kenntnis hatte, dass sie Madeleines Schwester war, erschien es ihm unmöglich, mit ihr weiter Umgang zu haben.
In diesem Augenblick wurde ihm klar, weshalb er sich zu ihr hingezogen gefühlt hatte. Die Art, wie sie den Kopf schräg legte, ihre Gesten, ihr Gesicht – alles erinnerte ihn an Madeleine. Seine Liebe zu ihr hatte ihn zu ihrer Schwester Emily geführt.
Miss Duprey war von ihm in die Irre geführt worden. Er hatte sie mit einem Angebot von seiner Seite rechnen lassen, das ihn jetzt abstieß. Ihrem Bruder zufolge war es für die Familie bereits beschlossene Sache, und nur aus diesem Grund war er noch einmal hergekommen.
„Ich muss Sie um Verzeihung bitten, Miss Duprey, doch nach gestern wird auch Ihnen klar sein, dass jeder weitere …“
„Das ist mir ganz egal, Sir.“ Sie sah ihn mit flehendem Blick an. „Meine Schwester …“
Ehe sie ihr Anliegen vortragen konnte, kam der Butler herein, um Devlin in Lord Dupreys Arbeitszimmer zu bringen. Er verbeugte sich gegenüber Miss Duprey, die ihm niedergeschlagen nachschaute.
Lord Duprey saß an seinem ausladenden Schreibtisch und stand auf, als Devlin eintrat. Er war ein hagerer Mann mit fahler Haut und einem weißen Haarschopf, der sein aristokratisches Gesicht einrahmte. Als er näher kam, sah Devlin, dass seine geröteten Augen das gleiche Blau wie die von Madeleine hatten.
„Lord Devlin“, sagte er förmlich. „Nehmen Sie doch bitte Platz.“ Er deutete auf einen Stuhl, dann schenkte er ihm einen großzügig bemessenen Sherry ein. Ohne auf seinen Gast zu warten, trank Duprey einen kräftigen Schluck.
Devlin blieb stehen. „Ich bin mir der frühen Tageszeit durchaus bewusst, und ich möchte Sie auch nicht länger als
Weitere Kostenlose Bücher