Historical Exklusiv Band 42
Kissen zurück. „Langsam wächst mir diese Geschichte über den Kopf. Du wirst nichts verraten, William, oder?“
„Natürlich nicht.“ Ihr Sohn sah sie empört an. „Ich weiß sowieso nicht, was passiert ist, also kann ich auch nichts sagen. Ich will dem Mann nur eine Kugel in den Bauch jagen. Verdammt, und ich habe geglaubt, er ist mein Freund!“
„Achte auf deine Sprache, mein Lieber! Du wirst ihn doch nicht fordern, Nicholas, nicht wahr?“
„Nein. Das Risiko, damit die Aufmerksamkeit auf Tallie zu lenken, ist viel zu hoch.“ Nick zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. „Gehe ich Recht in der Annahme, dass heute Abend Lady Morningtons Maskenball stattfindet?“
„Oh, mein Gott, ja! Über die ganze Aufregung, erst diese Reise nach Sussex und dann die Abenteuer der armen Tallie, habe ich es glatt vergessen. Denkst du, es wäre peinlich für Tallie, hinzugehen und Mr Hemsley zu sehen, da er sicher in Aufwartung seiner Tante anwesend ist?“
„Überhaupt nicht. Ich frage mich nur, ob du nicht vielleicht nach deiner Reise zu müde bist, um hinzugehen, das ist alles.“ Abwesend drehte Nick den Siegelring an seinem Finger. Misstrauisch betrachtete Talitha ihn. Er führte doch bestimmt etwas im Schilde.
Seine Tante dachte offensichtlich dasselbe. „Heraus damit, Nicholas, was spukt dir im Kopf herum?“
„Eine Strafe für Jack Hemsley, die ihn an den Stellen trifft, wo es ihm am meisten wehtut – in seinem Geldbeutel und bei seinem Ruf. Darüber hinaus wird gewährleistet, dass er sich eine lange Zeit nicht mehr in der Stadt blicken lässt. Falls er es sich leisten kann, heißt das. Aber ich brauche euch alle drei, damit es klappt.“
Mit blitzenden Augen setzte Lady Parry sich aufrecht hin. „Wundervoll! Schon seit ich von seinem ungehörigen Benehmen erfahren habe, will ich dem jungen Spund die Ohren lang ziehen.“
Nick wandte sich an Talitha, deren Hände zu ihrem eigenen Erstaunen zu Fäusten geballt in ihrem Schoß lagen. Der Gedanke, den Spieß umzudrehen, war übermäßig anziehend. „Tallie? Denkst du, du schaffst das?“
„Alles, was nötig ist“, erwiderte sie entschlossen. „Was werden wir tun?“
Um zehn Uhr am selben Abend hielt die Kutsche vor den Stufen des Stadthauses der Morningtons, und Nick lächelte seiner Truppe zu. Im Licht der flackernden Laternen wirkten seine Züge beinah dramatisch. „Seid ihr bereit? Ist jedem klar, was er zu tun hat? Wir wissen nicht, wie der Ballsaal aussieht, daher müssen wir notfalls improvisieren.“
„Wir schaffen das schon“, verkündete Lady Parry. „Es gibt schließlich nur begrenzte Möglichkeiten, einen Saal zu dekorieren, und Lady Mornington ist nicht bekannt dafür, dass sie stets etwas Neues ausprobieren muss. Die arme Agatha! Wie schlimm für sie, herausfinden zu müssen, wie tief ihr jämmerlicher Neffe in seiner Niedertracht gesunken ist.“
„Denken Sie daran, wie sehr sie im Moment getäuscht wird“, tröstete Tallie. „Außerdem sagten Sie doch, dass es eine Reihe netter Nichten und Neffen aus dem anderen Zweig der Familie gibt, von denen sie sich entfremdet hat, weil sie Jack so bevorzugt. Wie viel besser wird es ihr gehen mit deren loyaler Unterstützung statt mit diesem geldgierigen Windhund.“
„Ich traue ihm alles zu“, fügte William grimmig hinzu. „Weiß der Himmel, was er getan hätte, um an ihr Geld zu gelangen. Stellt euch vor, die Geldverleiher werden ungeduldig, weil er das Darlehen nicht zurückzahlen kann.“
Lady Parry schnappte hörbar nach Luft, und Nick wies William streng zurecht. „Deine Hirngespinste – wie aus einem Schauerroman! – erschrecken die Damen, William. Also gut, wenn alle bereit sind, lasst uns die erste Karte aufdecken gehen.“
Mit Schmetterlingen im Bauch folgte Talitha ihrer Gönnerin die Freitreppe hinauf zu dem breiten Absatz vor dem Ballsaal. Sie hatten ihre Ankunft absichtlich so eingerichtet, dass es am Einlass keine Warteschlange mehr gab und ihre Gastgeberin sich bereits unter ihre Gäste im Saal gemischt hatte. Nickend und Freunden zulächelnd mischte sich Kate Parry unter die überhitzten, lärmenden Menschen. Die Hand fest an Talithas Ellenbogen steuerte sie diese entschlossen an den jungen Männern vorbei, die um einen Tanz bitten wollten.
„Ein wenig später, Lord Dimsdale, im Moment suchen wir gerade jemanden … Mr Hubbert, ich bin sicher, dass Miss Grey später gerne mit Ihnen tanzen wird, doch jetzt müssen wir wirklich erst unsere
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