HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
wunderschö nen Anwesen belohnt werden, müssen Männer wie Sie ihre Arbeit in aller Heimlichkeit tun. Die einzige sichtbare An erkennung Ihres Königs ist diese versiegelte Botschaft, mit der er Ihnen dankt für Ihre Treue und Ergebenheit. Mit dieser Botschaft seien Sie gewiss, dass Sie Ihrem Land mit Tapferkeit und Ehre gedient haben, mein lieber Freund.
Lange Zeit blieb Ambrosia reglos sitzen und blickte starr auf das Schreiben, dessen Buchstaben vor ihren Augen verschwammen. Sie empfand eine dermaßen überwältigende Liebe, ungeheuren Stolz und grenzenlose Trauer. Ihr Vater war also nicht ein einfacher Handelskapitän gewesen, der mit der Undaunted Frachten in aller Herren Länder brachte und von dort holte.
Vielmehr war er ein treuer und angesehener Freund von König Charles gewesen und hatte sein Leben Krone und Vaterland gewidmet. Auf Wunsch des Königs hatte er sich und sein Schiff in den Dienst der Verteidigung seines Landes und Volkes gestellt, indem er Schiffe angriff und vernichtete, die unter der Flagge feindlicher Länder segelten.
Ambrosia dachte an die Ballen kostbarster Seide und anderer Stoffe, die ihr Vater im Laufe der Jahre mitgebracht hatte. Auch die Getränke, Gewürze, wunderschönes Porzellan und gelegentlich mit Gold und Silber gefüllte Säckchen fielen ihr jetzt ein. Diese Dinge waren das einzige Entgelt gewesen, das er für den steten Einsatz von Leib und Leben erhalten hatte.
Und plötzlich kannte sie die Antwort auf all ihre Fragen. Es gab keinerlei Zweifel mehr. Sie und ihre Schwestern würden ganz einfach die ehrenvolle Aufgabe ihres Vaters weiterführen.
Schwungvoll stand sie auf und zog sich ihren breiten Schal fest um die Schultern. Auf der Stelle wollte sie Bethany und Darcy wecken. Diese Sache duldete keinerlei Aufschub.
„Ihr stimmt also mit mir überein?“ Ambrosia hatte Bethany energisch aus dem Schlaf gerissen und sie in Darcys Gemach gezogen. Gemeinsam hatten sie sie wachgerüttelt, und nun saßen die drei Lambert-Schwestern auf Darcys Bett zusammengekauert und hüllten sich in die wärmenden Decken.
„Allerdings.“ Bethany nickte heftig, sodass die rot schimmernden Locken um ihr Gesicht wippten. „Es ist doch genau das, was er damit meinte, als er uns durch Captain Spencer ausrichten ließ, wir mögen für ihn weitermachen.“
Darcy lächelte in liebevoller Erinnerung. „Vater hätte uns nicht beigebracht, wie die Undaunted gesegelt werden muss, wenn er nicht gewollt hätte, dass wir genau an der Stelle mit seiner Arbeit fortfahren, an der er aufgehört hat. Niemand weiß besser mit dem Schiff umzugehen als wir. Doch …“, sie unterbrach sich kurz, weil ihr etwas eingefallen war, „… wird die Mannschaft unsere Befehle befolgen? Ihr wisst ja, wie die Männer die Anwesenheit einer Frau an Bord beurteilen.“
„Daran habe ich auch schon gedacht“, erklärte Ambrosia und senkte dann die Stimme. In vertraulichem Ton sagte sie: „Wir brauchen einen Kapitän für das Schiff. Es muss jemand sein, der willensstark genug ist, um die Mannschaft unter Kontrolle zu halten. Gleichzeitig muss er sich verpflichtet fühlen, unseren Befehlen Folge zu leisten. Vater hat ihn zu uns geschickt in der Stunde unserer größten Not.“
„Du meinst Captain Spencer, nicht wahr?“ Bethany schaute die Ältere aufmerksam an. „Aber wir kennen ihn doch kaum. Was wissen wir schon von ihm? Vielleicht hat er einige anstößige Charaktereigenschaften?“
Ambrosia ließ sich durch diesen Einwand nicht aus der Ruhe bringen. Sie zuckte mit den Schultern. „Ich denke, wir werden es genauso machen wie Papa, wenn er eine Mannschaft angeheuert hat. Wir verlassen uns einfach auf unser Gefühl und den gesunden Menschenverstand. Ich bin fest davon überzeugt, dass Captain Spencer unseren Vater und Bruder so aufrichtig geliebt hat, als wäre er mit ihnen blutsverwandt. Außerdem hat James des Öfteren von ihm gesprochen, und zwar immer nur voll des Lobes.“
„Nun gut. Glaubst du, er wird bei uns bleiben?“ Bethanys Anspannung ließ ein wenig nach.
„Er braucht ein Schiff und eine Besatzung. Wir können ihm beides bieten – aber selbstverständlich nur, wenn er die Tatsache akzeptiert, dass wir drei Teil des Angebots sind.“
„Und wie willst du ihn dazu bringen?“
„Das weiß ich auch noch nicht.“ Ambrosia biss sich nachdenklich auf die Unterlippe. „So weit habe ich bisher noch gar nicht gedacht. Ich musste erst herausfinden, was ihr beiden von meinem Plan halten und ob ihr
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