Historical Mylady Spezial Band 2
„Ja.“
„Ich verstehe … Darius ist schon ziemlich lange fort, nicht wahr?“, sagte sie plötzlich, als ihr bewusst wurde, dass mindestens zehn Minuten vergangen sein mussten. Abrupt stand sie auf. „Ich werde nachsehen, wo …“
„Carlyne drückte den Wunsch aus, dass Sie hierbleiben, Euer Gnaden.“ Lord Grayson erhob sich ebenfalls.
Sie hob hochmütig die Brauen. „Ich hoffe, Sie wollen mich nicht mit Gewalt davon abhalten, meinen Mann aufzusuchen, Mylord?“
„Natürlich nicht.“ Er errötete betroffen. „Ich halte es nur für klüger, dass Sie hier bleiben, bis Darius zurückkommt.“
Arabella schnaubte spöttisch. „Sie kennen Sebastian schon so viele Jahre, müssten Sie inzwischen nicht erkannt haben, dass die St Claires nicht immer klug sind?“
Grayson zog eine hilflose Grimasse. „Ja, das ist mir gelegentlich aufgefallen, aber …“
„Kein Aber, Lord Grayson. Ich werde jetzt nach meinem Mann sehen und rate Ihnen, Ihr Frühstück zu beenden, bis Darius nach Ihnen schickt.“ Damit machte sie auf dem Absatz kehrt und verließ den Raum.
Darius saß hinter dem Schreibtisch in seinem Arbeitszimmer, totenblass im Gesicht, als ihm klar wurde, was die Nachricht von William Bancroft für ihn bedeutete.
„Darius?“
In seiner Bestürzung über die Neuigkeiten hatte er Arabella nicht hereinkommen hören. Es überraschte ihn nicht, dass sie nicht mit Grayson im Frühstückszimmer geblieben war. Arabella hatte noch nie auf seine Anweisungen gehört, warum sollte sie also jetzt damit anfangen?
„Was ist geschehen, Darius?“, fragte sie beunruhigt, als sie seinen Gesichtsausdruck sah. „Hast du schlechte Nachrichten bekommen?“
Sein Lachen klang freudlos und hohl. „Mehr als das, Arabella, vernichtende Nachrichten!“
„Was ist es?“ Bestürzt kam sie näher.
Er antwortete ihr nicht, sondern hielt ihr nur das Schreiben hin.
„Lies, Arabella!“ Er erhob sich abrupt und trat ans Fenster, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, das Gesicht so kalt und frostig wie das Wetter.
Mit leicht zitternder Hand nahm Arabella die Nachricht an sich, zu aufgewühlt, um sich sofort auf die Worte darin konzentrieren zu können. Sie hatte Darius noch nie so erlebt, so düster, so hoffnungslos.
Ihr Herz setzte einen Schlag aus, als sie das von Lord Bancroft unterschriebene Papier gelesen hatte. Helena Jourdan war tot. Sie war vor über einer Woche ertrunken, als das Schiff, das sie nach Frankreich zurückbringen sollte, in einem Sturm vor der normannischen Küste gesunken war. Die Leichen all jener, die dieses Unglück nicht überlebt hatten, waren erst jetzt an Land gespült und identifiziert worden.
Darius sah so hilflos, so am Boden zerstört aus. War es, weil Helena Jourdan gestorben war? Arabella zerknüllte das Papier und sah auf. „Sie hat dir also doch viel bedeutet.“
„Sei nicht lächerlich, Arabella!“ Darius drehte sich ungeduldig um.
Sie schüttelte den Kopf. „Aber du bist so aufgelöst …“
„Natürlich bin ich das.“ Darius begann, unruhig durch den Raum zu schreiten. „Siehst du denn nicht, was das bedeutet, Arabella? Siehst du nicht, dass, wenn Helena Jourdan seit einer Woche tot ist, sie auch nicht die Person sein kann, die uns zu schaden versucht hat? Dann muss es doch Francis sein.“
Jetzt, da er sie darauf hinwies, begriff Arabella, was er meinte. Aber es war nicht diese Erkenntnis, die sie erblassen und zu dem Stuhl vor seinem Schreibtisch wanken ließ, auf den sie sich mit zitternden Beinen setzte. Nein, dafür gab es einen ganz anderen Grund.
Allein der Gedanke, dass Darius in eine andere Frau verliebt sein könnte, deren Tod ihn nun zutiefst erschütterte, hatte sie beinahe zusammenbrechen lassen.
Sie war also doch in Darius verliebt!
Sie hatte gewusst, dass er sie von Anfang an fasziniert hatte, dass sie in ihn vernarrt war. Als er Sophie Belling heiratete, war sie eher wütend als traurig gewesen. Doch erst jetzt in diesem Moment wurde ihr klar, dass sie ihn schon die ganze Zeit über geliebt hatte.
Wie hatte sie nur so dumm sein können? So blind ihren eigenen Gefühlen gegenüber?
„Arabella?“
Wie betäubt sah sie auf. Darius blickte sie nachdenklich an. Sofort ergriff sie ein Gefühl der Panik. Auf keinen Fall durfte er erfahren, was sie für ihn empfand und dass sie sich schon in ihn verliebt hatte, als er noch ein mittelloser Mann ohne Titel gewesen war!
Zitternd holte sie Luft. „Ich sehe, wie bestürzend das für dich sein muss,
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