Historical Saison Band 01: Ein Duke zum Fest der Liebe? / Eine pikante Weihnachtsüberraschung / Maskerade unterm Mistelzweig / Die Nacht der heimlichen Wünsche
Gebrüll ließ sie so rasch auseinanderfahren, wie ein Eimer Wasser es bei raufenden Katzen tat. Rowan erhaschte einen Blick auf den rotgesichtigen Bauern, der auf dem Bock eines breiten Karrens, von zwei Pferden gezogen, saß.
Rowan keuchte beschämt auf und kehrte ihm den Rücken zu. Lucas trat an den Wegesrand und zog sie mit sich. Ihre Schritte knirschten im Schnee. „Tut mir leid, dass wir dich warten ließen, mein Freund.“
„Na ja, mein Guter, bei dem Wetter müsst ihr eben drinnen schmusen. Ein prima Mädel wie deins heizt dir schnell wieder ein“, riet der Fuhrmann fröhlich, als der Wagen vorbeirumpelte und ihre improvisierte Eisbahn zerstörte.
„Oh!“ Verlegen und mit rotem Gesicht tauchte Rowan aus ihrem Versteck an Lucas’ Schulter auf.
Er sah sie lang an und holte dann den Korb. „So geht das nicht, stimmt’s?“, bemerkte er, als er wieder zu ihr stieß und sie gemeinsam den Weg nach Tollesbury Court einschlugen.
„Nein“, stimmte Rowan trostlos zu.
„Morgen ist Weihnachten und der Ball der Dienstboten. Danach müssen wir miteinander reden.“
„Nicht jetzt?“ Sie waren am Tor angelangt; bald hätten sie keine Gelegenheit mehr für ein Gespräch unter vier Augen.
„Glaubst du an Wunder, Daisy?“ Lucas sah sie nicht an, wandte stattdessen den Blick auf den kalten, stillen Park.
„Nein.“ Sie schüttelte den Kopf.
„Ich auch nicht. Aber lass uns bis Mitternacht morgen so tun, als gäbe es Wunder – für uns.“
Die Vernunft riet ihr, das Ganze jetzt zu beenden. Die warnende innere Stimme war derselben Meinung.
Du wirst nur verletzt werden.
Rowan hörte ihnen zu, den Stimmen der Pflicht und der Wirklichkeit. Aber ich werde ohnehin verletzt werden – lieber morgen als heute, dachte sie trotzig.
Ich liebe ihn, aber es gibt keine Hoffnung auf Erfüllung.
„Bis zum Mitternachtsläuten an Weihnachten glaube ich an ein Wunder.“
„Gib mir deinen Arm. Bei diesem eisglatten Weg kann wirklich keiner Anstoß daran nehmen.“
Schweigend setzten sie den Weg fort. Sie hatte keine Ahnung, was Lucas dachte, aber ihre eigenen Gedanken kreiselten, bis sie plötzlich dumpf gegen ein Geheimnis prallten.
Ich weiß, dass es hoffnungslos ist, weil ich in Wirklichkeit keine Zofe bin und als Tochter eines Earls unmöglich einen Kammerdiener heiraten kann. Aber warum glaubt er, dass es nicht geht? O Gott – er ist bereits verheiratet.
„Bist du verheiratet?“, fragte Rowan und blieb abrupt vor der Küchentür stehen.
„Nein!“
„Na gut. Ich wollte nur sichergehen.“ Sie nahm ihm den Korb ab, während er sie immer noch anstarrte, und ging nach innen, wo sie die Küchenmädchen und die Köchin begrüßte und dann nach oben lief.
Ich weiß, dass es nicht geht. Ein Viscount Stoneley kann unmöglich eine Dienstbotin heiraten – selbst wenn illegitimes blaues Blut durch ihre Adern strömt, selbst wenn sie vornehm erzogen wurde. Aber woher weiß sie es?
Stirnrunzelnd dachte Lucas über dieses Rätsel nach, als er Wills Zimmer betrat. Sein Freund saß am Fenster und sah müßig hinaus, ein Buch im Schoß.
„Wie, nicht unten bei den anderen Gästen, Will?“
„Ich denke nach. Da unten komme ich kaum zu mir. Wenn ich mit Miss Maylin plaudere, schwirrt Großmutter ständig um uns herum, um nur ja alles mitzubekommen. Wenn ich es nicht tue, lässt sie mir keine Ruhe, bis ich wieder damit anfange.“
„Zum Verrücktwerden. Aber bestimmt lernst du die Kleine jetzt gut genug kennen, um dich davon zu überzeugen, dass sie nicht zu dir passt, oder nicht?“
„Sie hat schrecklich Angst vor mir.“ Will ließ das Buch zu Boden fallen, zog die Füße an und beugte sich vor, um die verschränkten Arme auf die Knie zu stützen. Lucas präsentierte er die hochgezogenen Schultern.
„Da hast du es – völlig ungeeignet als Countess. Das Mädchen ist eine graue Maus.“
„Eine sehr süße Maus, und eine sehr freundliche. Für Louisa wäre sie wunderbar.“
„Willst du eine Frau, die Angst vor dir hat? Vor dem Leben, das sie an deiner Seite führen muss?“
„Nein. Aber …“
„Ich bin mir sicher, dass sie eine wunderbare Gouvernante abgäbe, aber das ist nicht das, was du brauchst. Du brauchst eine Gastgeberin, eine aufregende Frau im Bett, die dir Söhne schenkt.“
„Gott! Glaubst du nicht, dass ich von aufregenden Frauen genug habe? Eine hat mir wahrlich gereicht.“
„Du brauchst eine Frau, die dich liebt.“ Lucas blieb, wo er war, und fragte sich, während ihn plötzlich
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