Historical Saison Band 01: Ein Duke zum Fest der Liebe? / Eine pikante Weihnachtsüberraschung / Maskerade unterm Mistelzweig / Die Nacht der heimlichen Wünsche
würden also die Fußspuren sehen, die über die weiße Fläche zur Hausmauer führten. Das allerdings war ein Risiko, das er eingehen musste. Sein Anliegen war zu wichtig, als dass er es hätte aufschieben wollen.
Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Martin hatte sich zwar mit der Hochzeit einverstanden erklärt, doch vermutlich würde er wie ein Luchs darüber wachen, dass seine Schwester nie unbeaufsichtigt war, wenn ihr Verlobter zu Besuch kam. Das war natürlich richtig. So sollte es sein. Aber Sebastian wollte seine Braut zumindest eine Zeit lang für sich allein haben. Er konnte nicht bis nach der Trauung warten! Er brauchte Claras Nähe.
Efeu bedeckte die rückwärtige Wand von Davencourt House. An einer Stelle gab es ein hölzernes Gitter, das als Rankhilfe diente. Sebastian setzte einen Fuß auf die unterste Sprosse des Gitters und hielt sich an einem kräftigen Efeuzweig fest.
Schneeflocken rieselten auf ihn herab. Einen Moment lang wartete er. Gut, Pflanze und Gitter schienen sein Gewicht zu tragen. Er begann zu klettern.
Es war beruhigend zu wissen, dass er im weichen Schnee landen würde, wenn er aus irgendeinem Grund abstürzte. Tatsächlich dachte er einige Male, nun sei es so weit.
Einmal brach ein Zweig unter seinen Fingern, doch mit der anderen Hand konnte er sich halten. Trotzdem war es unendlich mühsam, den ersten Stock zu erreichen. Die gefrorenen Zweige verhakten sich in seiner Hose, rissen an seinen Ärmeln und drückten sich schmerzhaft in die Haut an seinen Handgelenken. Auch konnte er immer dann, wenn eine Schneewolke auf ihn herabsank, einen Moment lang nichts sehen. Es war wirklich ein schwieriges Unterfangen.
Dann endlich stand er auf dem Sims, der um das Haus herumlief. Claras Zimmer befand sich ein Stück links von ihm. Verflixt, er würde sich an zwei anderen Räumen vorbeischleichen müssen. Er konnte nur hoffen, dass sie nicht benutzt wurden oder dass die Bewohner bereits in tiefem Schlaf lagen. Vorsichtig schob er sich seitwärts.
Clara hatte die Vorhänge zugezogen, doch durch den schweren Stoff drang ein schwacher Lichtschimmer nach draußen. Ob die Zofe noch bei ihr war?
Möglicherweise schlief Clara schon und hatte nur versäumt, die Kerze zu löschen. Er hob die Hand, um zu klopfen. Und ließ sie wieder sinken. Wenn er sich nun vertan hatte und nicht vor Claras, sondern vor Lady Eleanors Fenster stand!
Er zögerte. Doch das Warten half nichts. Ihm war kalt. Und wenn er nicht riskieren wollte, bei Tagesanbruch erfroren auf dem Sims gefunden zu werden, musste er etwas tun. Vorsichtig kratzte er an dem vereisten Fensterglas.
Drinnen rührte sich nichts.
Er kratzte noch einmal. Vergeblich. Also entschloss er sich, leise zu klopfen. Noch immer nichts! Er klopfte ein wenig lauter.
Der Vorhang wurde ein Stück beiseitegeschoben, und hinter der Scheibe tauchte Claras Gesicht auf. Ihre Augen waren weit aufgerissen, auf ihrem Gesicht lag ein ungläubiger Ausdruck. Dann, so kam es Sebastian vor, begriff sie, dass es wirklich er war, der draußen an die Wand gepresst stand. Sie riss das Fenster auf, beugte sich hinaus und flüsterte: „Was, um Himmels willen, tust du hier? Du wirst abstürzen und dich verletzen.“ Damit griff sie nach seinem Handgelenk.
Willig wollte er sich von ihr ins Zimmer ziehen lassen. Ganz problemlos allerdings ging das nicht vonstatten. Eines seiner Hosenbeine hatte sich in einer Efeuranke verfangen. Jedenfalls hing er fest. Clara zog und zerrte. Sebastian half, so gut er das vermochte. Endlich fiel er nach vorn in Claras Zimmer und in Claras Arme.
Er legte ihr die Hände um die Taille und barg das Gesicht in ihrem Haar. Wir warm sie war, wie gut sie sich anfühlte, wie verführerisch sie duftete! „Ich bin gekommen, um dir zu sagen, dass ich dich liebe“, flüsterte er.
Sanft schob sie ihn ein wenig zurück und schloss das Fenster, ehe sie sich wieder ihrem Bräutigam zuwandte. Ihr wunderbarer Mund und ihre lavendelblauen Augen lächelten. „Das hast du mir heute schon gesagt.“
„Ich konnte unmöglich bis morgen warten, um es dir noch einmal zu sagen.
Außerdem …“ Er wies in Richtung des Fensters und der Efeuranken, die sich vermutlich nie davon erholen würden, dass er sie als Kletterhilfe missbraucht hatte.
„Außerdem wollte ich den Beweis dafür erbringen, dass ich einfach alles für dich tun würde. Wie du siehst, bin ich sogar bereit, meinen Hals für dich zu riskieren, indem ich wie ein Affe die Hauswand erklimme, um bei
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