Historical Saison Band 18 (German Edition)
seinen großen Händen ihre nackte Haut streichelte … seinen muskulösen Körper an sie presste …
„Isabelle?“
Abrupt holte Arthurs Stimme sie aus ihrem frivolen Tagtraum.
„Ja?“ Sie versuchte, nicht verärgert zu klingen.
„Du wirkst erhitzt“, bemerkte er besorgt. „Soll ich dir ein Glas Wasser holen?“
„Nein, danke“, erwiderte sie mit mattem Lächeln. „Mir geht es gut, Arthur. Aber ich denke, ich hätte gern eine Süßspeise, bevor ich mir einen Tee hole.“ Sie wandte sich freundlich an Sir Edward. „Die Auswahl ist zu verlockend.“
„Selbstverständlich, wie du wünschst.“ Arthur zuckte die Schultern. „Du bist eben eine unverbesserliche Naschkatze.“
Isabelle schlängelte sich durch die Menge und schenkte dem ein oder anderen ein bescheidenes Lächeln oder eine höfliche Bemerkung, wenn sie angesprochen wurde. Am Desserttisch gab sie vor, den Blick über die vielen delikaten Kuchen und Süßspeisen schweifen zu lassen, während sie sich bemühte, ihr wild schlagendes Herz zu beruhigen und ihre blühende Fantasie in Zaum zu halten. Dann, als ihr Bruder ihr endlich den Rücken zukehrte, nahm sie all ihren Mut zusammen und ergriff die Gelegenheit, – vermeintlich unbemerkt – aus dem Raum zu schlüpfen.
Henry beobachtete, wie Isabelle im Flur verschwand. Kluges Mädchen, dachte er und nippte an seinem Glas. Wenn sie sich auf einer Gesellschaft direkt unter seinen Augen davonstahl, lud sie ihn doch im Grunde genommen buchstäblich dazu ein, sie zu verfolgen. Er dachte darüber nach, welche Möglichkeiten er hatte. Wo sollte er zuerst nach ihr suchen – in einem Wandschrank, dem Arbeitszimmer oder vielleicht einem der Gästezimmer? Er begann zu voller Vorfreude zu grinsen, und nahm einen weiteren Schluck Cognac, um seine Gefühle zu verbergen. Einen Augenblick wollte er noch warten, ehe er ihr nachschlich. Er musste ihr Zeit geben, den Diebstahl zu begehen, damit er sie auf frischer Tat ertappen konnte. Während er die goldbraune Flüssigkeit in seinem Glas schwenkte, stellte er sich genüsslich vor, was danach passieren würde. Ganz langsam würde er vorgehen, dieselbe brennende Sehnsucht in ihr wecken, die ihn verzehrte, und die Flammen der Leidenschaft so lange anfachen, bis sie ihn um Erlösung anflehte. Er hoffte sie weitab vom Konzertsaal zu entdecken, doch falls dem nicht so war, würde er ihr gerne dabei helfen, ihre Lustschreie zu dämpfen …
Eine Bewegung an der Tür riss ihn aus seinen Tagträumen. Sir Edward drückte sich in der Nähe des Korridors herum, in dem Isabelle verschwunden war, und sah sich mit wachsam glänzenden Knopfaugen unruhig um. Henry runzelte die Stirn und beobachtete mit zusammengekniffenen Augen, wie der kleine, untersetzte Mann aus dem Saal schlüpfte.
Eilig durchwühlte Isabelle sämtliche Schubladen im Arbeitszimmer des Hausherren. Ihre Gedanken rasten. Die Jadesammlung stand nicht im Schaukasten und war auch nicht in dem großen Mahagonischreibtisch verborgen. Dessen Schlösser waren kein Hindernis für sie gewesen, und schon bald hatte sie darin stöbern können. Aber nachdem sie alles gründlich durchsucht und sogar nach Geheimfächern Ausschau gehalten hatte, stand sie immer noch mit leeren Händen da. Mühsam unterdrückte sie ein enttäuschten Stöhnen.
Da vernahm sie plötzlich ein Klicken. Starr vor Schreck beobachtete sie, wie gleich darauf die schwere Eichentür mit einem leisen Knarren über den flauschigen Teppich geschoben wurde. Gerade noch rechtzeitig wirbelte sie herum und gab vor, gedankenverloren aus dem großen Fenster in den Garten zu schauen.
„Oh, Miss Hennessey“, rief Sir Edward mit belegter Stimme. „Ich habe nicht erwartet, Sie hier anzutreffen.“
Isabelle schluckte nervös und wandte sich um, drückte dabei noch schnell mit der Hüfte die letzte Schreibtischschublade zu und setzte ein unschuldiges Lächeln auf.
„Sir Edward“, sagte sie und strich sich eine Locke aus dem Gesicht. „Es tut mir leid, falls ich in Ihre Privatsphäre eingedrungen bin. Mir war in der Menge ein wenig heiß geworden und ich wollte gern einen Moment allein sein. Bitte entschuldigen Sie.“
„Sie müssen sich nicht entschuldigen, meine Liebe“, erwiderte er und schob die Tür hinter sich zu. Sie fiel mit einem Klicken ins Schloss. „Ich bin froh, dass ich Sie gefunden habe.“
Isabelles Blick flog von der geschlossenen Tür zu Sir Edward, der langsam auf sie zukam. Sie drehte sich um und schaute erneut aus dem
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