Historical Saison Band 18 (German Edition)
ist.“ Neville legte die Liste beiseite und seufzte. „Aber sie sind alle drei verschuldet bis über beide Ohren, und für ein paar Pfund die Woche und obendrein die Berechtigung, das Bett mit ihr zu teilen, werden sie mit Kusshand zu allem bereit sein.“
„Meine Güte! Kennen Sie ein paar Männer, die ich ihr empfehlen könnte?“
Neville grinste. „Junggesellen, die ihren Anforderungen entsprechen, gibt es nicht wie Sand am Meer, doch mit einem, der Ihnen vollauf genügt, könnte ich dienen. Aber erst einmal sollte sie die anderen kennenlernen. Raten Sie ihr, keine Entscheidung zu fällen, bis sie sich alle angesehen hat.“
Nach zwei Gläsern Brandy war Tood recht entspannt. „Und wen schlagen Sie als Ergänzung der Dreierbande vor?“
„Mich natürlich.“ Neville lächelte.
Tood schnappte nach Luft. „Sie wollen Lady Ludmore heiraten?“
Neville neigte den Kopf, ohne die Frage indes zu bejahen. Einen Kandidaten, der schlechter zum Ehemann taugte als er selbst, konnte er einer Frau gar nicht anbieten – erst recht nicht einer Frau, die er schätzte. Er traute keiner Dame so weit, dass er sich für ein ganzes Leben an sie binden würde, und er kannte so gut wie kein Paar, das auf Dauer miteinander glücklich war. Die meisten Ehen bestanden nur auf dem Papier. Ganz zu schweigen davon, dass er sein gesamtes Leben umkrempeln müsste, wenn er heiraten wollte.
Und obwohl er die reizende Miranda unbedingt verführen wollte, fragte Neville sich, ob er bereit war, eine Frau zu heiraten, um sie zu besitzen. Bisher hatte er es jedenfalls nie für nötig befunden.
2. KAPITEL
V erärgert marschierte Miranda in ihrem Salon auf und ab und schlang die Arme um sich. Die Idee, jemanden zu finden, der es an ihrer statt tat, würde sie wohl aufgeben müssen. Warum hatte Mr Tood sie nicht gewarnt vor dem, was sie erwartete?
Ihre Standesgenossen aus der guten Gesellschaft bei Wohltätigkeitsveranstaltungen zu belauschen erbrachte jedenfalls keine Auswahl brauchbarer Kandidaten, das wusste sie nun. Vielleicht sollte sie das nächste Mal einen Privatdetektiv beauftragen.
Mr Bathgate hätte sie binnen zwei Minuten vor die Tür gesetzt, wäre sie nicht völlig überrumpelt gewesen von seiner geistlosen Begrüßung. „Der gute alte Tood meinte, Sie brauchen meinen Rat bei der Anschaffung Ihres neuen Curricle.“ Er hatte sich vorgebeugt und ihr verschwörerisch zugezwinkert. „Aber ich weiß natürlich, dass Sie mal wieder ordentlich besprungen werden wollen nach der langen Durststrecke, nicht wahr, Mädchen?“ Ordentlich besprungen werden? Der Mann war anscheinend nicht ganz richtig im Oberstübchen. Und er roch, als habe er sich tagelang nicht gewaschen.
Der ansehnliche Reverend Simpson war eine halbe Stunde zu früh aufgetaucht und um genau diese Zeitspanne zu lange geblieben – nur um ihr eine selbstgerechte Predigt über die Sünden Evas zu halten, dieser moralistische Wicht. Anscheinend sollte er eine Stelle in Martlesby, einem heruntergekommenen Städtchen im Nordwesten, antreten, und Tood hatte ihm gesagt, sie wolle ihm eine Spende zukommen lassen … Die sie dem Kerl auch zugesteckt hatte, bloß damit sie ihn so schnell wie möglich loswurde. Miranda gab dem Fußschemel, der ihr im Weg stand, einen Tritt und fuhr fort, auf und ab zu marschieren, während sie den Rest des Nachmittags noch einmal vor ihrem inneren Auge vorbeiziehen ließ.
Eine Stunde danach war Mr Lawney eingetroffen. Er hatte ununterbrochen geredet und war offensichtlich betrunken gewesen. Er hatte weder gewusst, weshalb er da war, noch, wo er war. So viel zu Mr Toods Nachforschungen.
Die Lage schien hoffnungslos, trotz des einen noch ausstehenden Bewerbers, der jeden Moment fällig war und diesen grässlichen Tag abrunden würde. Sie machte sich nicht die Mühe, ihr Haar in Ordnung zu bringen oder sich in die Wangen zu kneifen, damit sie Farbe bekamen, strich nicht einmal ihr neues grünes Kleid glatt. Wen kümmerte es schon, wie sie aussah, wenn sie einen weiteren unerwünschten Kandidaten hinauswarf?
Wie erwartet, erschien im nächsten Moment Ravensby im Türdurchgang. „Mr Neville Morleigh ist eingetroffen, Madam.“ Der Butler lehnte sich vor und flüsterte: „Der Gentleman ist wenigstens nüchtern.“
„Führen Sie ihn herein.“ Seufzend rang Miranda die Hände. Konnte es überhaupt noch schlimmer kommen? Sie blieb mitten im Raum stehen und drehte sich zur Tür.
„Guten Abend, Lady Ludmore. Neville Morleigh, zu Ihren
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