Historical Saison Band 18 (German Edition)
keines.“
Ah, er besaß kein Pferd. Das und die Tatsache, dass er keines mieten wollte für den Tag wies auf die Notwendigkeit zu sparen hin. „Es stehen mehrere im Stall. Sie können sich eines aussuchen.“
„Würden Sie die Auswahl für mich treffen?“
Miranda nickte. Es gefiel ihr, dass er ihr die Entscheidung überließ. Die meisten Männer hätten an seiner Stelle versucht, sie mit ihren Fachkenntnissen über Pferde zu beeindrucken.
Erneut sah er ihr tief in die Augen. Sie hielt den Atem an. „Gute Nacht, Lady Ludmore. Ich danke Ihnen für einen wunderbaren Abend. Bis morgen …“
Miranda konnte nur nicken. Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, lehnte sie sich dagegen, schloss die Augen und seufzte. Sie schlang die Arme um sich und stellte sich vor, wie es sich anfühlen würde, wenn er sie in seinen starken Armen hielte. Wie es sich anfühlen würde, wenn er seinen wunderschön geformten Mund auf ihren senkte und sie leidenschaftlich küsste.
Oh ja. Zu schön, um wahr zu sein.
Mit federndem Schritt ging Neville die Straße hinunter, die Hände in den Taschen, höchst zufrieden mit seiner Herangehensweise. Miranda war noch begehrenswerter, als er geglaubt hatte.
Vom ersten Augenblick an hatte er seine Hände in ihrer schimmernden blonden Lockenmähne vergraben, sie mit den Fingern kämmen und in ihrer Seidigkeit schwelgen wollen. Wie gerne hätte er sie an sich gerissen, ihre zarte, glatte Haut gestreichelt und ihre sinnlichen Lippen feurig geküsst! Das moosgrüne Kleid hatte den Ansatz ihrer Brüste enthüllt, sich um ihren schlanken, biegsamen Körper geschmiegt und die Kurven, die er so gern näher erforschen wollte, aufreizend betont. Bei dem Gedanken lächelte er vor Vorfreude.
Aber ihre Schönheit, die ihm vor Jahren als Erstes an ihr aufgefallen war und auch heute noch eine verheerende Wirkung auf ihn hatte, übte weniger Anziehungskraft auf ihn aus als ihre warmherzige Lebendigkeit. Er konnte es kaum erwarten, sie zu verführen. Er hatte viele schöne Frauen besessen, aber keine, die so war wie Miranda.
Er fühlte sich noch genauso betört von ihr wie am Anfang, und nun, da er sie kennengelernt hatte, wurde das Gefühl immer stärker. Er musste sie haben. Aber natürlich zu seinen Bedingungen.
Sie war unbestritten interessiert an ihm als Mann und hatte nicht einmal versucht, scheue Sittsamkeit zu heucheln. Er schätzte ihre Unverstelltheit und hätte es vorgezogen, auch mit ihr ehrlich zu sein, doch das ging natürlich nicht.
Denn sobald sie erführe, dass er nicht ihren Vorgaben entsprach, würde er seine Hoffnungen begraben können. Er hatte sich nie als Frauenheld bezeichnet, doch er betete die Frauen an. Und was das Glücksspiel anging: Er liebte das Risiko. Zur Hölle noch mal, das ganze Leben war doch ein Risiko! Er konnte auch gewalttätig werden, wenn die Situation es erforderte, Beweise dafür gab es genug in seiner bewegten Vergangenheit. Miranda würde ihn keines Blickes würdigen, wenn sie wüsste, wie er wirklich war. Nun denn, sie musste es nicht erfahren.
Besonders missfallen aber würde ihr, dass er über ein Vermögen verfügte, dessen Höhe den Prinzregenten vor Neid erblassen lassen würde, und dass er keine begüterte Ehefrau brauchte. Gar keine Ehefrau, was das betraf. Aber er begehrte Miranda Ludmore. Erst recht, nachdem er sie nun kennengelernt hatte.
Es bereitete ihm keine Gewissensbisse, ihr etwas vorzumachen, und er fragte sich, ob es daran lag, dass Verstellen und Täuschung ihm mit der Zeit zur zweiten Natur geworden waren.
Er war jahrelang auf den Weltmeeren zu Hause gewesen, hatte fremde Häfen erkundigt, Beziehungen geknüpft, die Besonderheiten des Handels erlernt – zuerst als Schiffsjunge, dann als gewöhnlicher Seemann und schließlich als Schiffszahlmeister. Jetzt, mit achtundzwanzig, besaß er eine eigene Handelsflotte und wohlgefüllte Bankkonten in drei verschiedenen Ländern. Und außer ihm und Tood kannte niemand die genaue Höhe seines Vermögens. Soweit der Rest der Welt sehen konnte, war er ein Mann mit begrenzten Mitteln.
Flüchtig betrachtete er sein Spiegelbild in einem Schaufenster und befand, dass er ein glaubwürdiges Erscheinungsbild bot mit seiner korrekten, schlichten Garderobe und dem gepflegten, aber unauffälligen Äußeren.
Seine bescheidene Unterkunft ohne Kammerdiener, die wenigen Besitztümer und die Abwesenheit sämtlicher Annehmlichkeiten, die die meisten Gentlemen für unverzichtbar erachteten, bestätigten
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