Historical Saison Band 18 (German Edition)
Scham ihre wollüstigen Sehnsüchte fortspülte. Unwillkürlich senkte sie den Blick, der jedoch wie gebannt an Sir James’ Mund haften blieb. Sofort spielte das Schamlose Frauenzimmer mit dem Gedanken, ihn zu küssen. Pompeia zwang sich, den Blick tiefer zu senken, doch da heftete er sich unweigerlich an seinen breiten männlichen Brustkorb, und wenn sie den Blick noch tiefer …
Er war nicht mehr der gut aussehende Jüngling an der Schwelle zum Erwachsensein. Er war erwachsen – ein ungestümer, kraftstrotzender, heißblütiger Mann.
Wie konnte sie in ihrer Lage derartigen Gedanken nachhängen? Was stimmte bloß nicht mit ihr?
Nun, man hatte es ihr oft genug gesagt. Sie wäre eine Sünderin. Lasterhaft. Wollüstig. Von Natur aus. Ungeeignet als Ehefrau, wie ihre anstößigen Fantasien hinlänglich bewiesen. Aber wozu brauchte sie noch Beweise? Sie konnte sich nicht leisten, die zu sein, die sie von Natur aus war, und sie würde nicht ausgerechnet jetzt damit beginnen. Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen.
Seine grauen Augen verdunkelten sich.
Oh, fabelhaft. Er starrte ihr auf die Brüste. Nicht dass es sie überraschte – alle Männer taten das. Deshalb hatte sie sich angewöhnt, den Kitzel, den die Blicke der attraktiveren Männer in ihr auslösten, zu ignorieren, bis sie allein war und niemand ihre geheimen Gedanken erraten konnte.
James’ Blick jedoch war so intensiv, dass er zu ihrem innersten Wesenskern vordrang, bis zu der wahren Pompeia, die ein Schattendasein in ihr führte. Er enthüllte und entfesselte ihre geheimen Wünsche.
Genau wie damals, als sie einander das erste Mal begegnet waren.
Sie spürte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg. Als er einen Schritt auf sie zutrat, breitete sich auf seinem Gesicht ein sündiges Lächeln aus.
Dass sich hinter ihnen leise die Tür öffnete, hielt James im letzten Moment davon ab, die Frau zu küssen, der er ein paar Minuten zuvor seinen Schutz versprochen hatte.
Aber gleichgültig, wohin es führte, er würde sie beschützen.
Sally trat in den Raum, Tränen liefen ihr über die Wangen. „Es tut mir so leid, Pompeia.“
„Das sollte es fürwahr“, grollte James, ehe Pompeia etwas erwidern konnte. Sally verdiente nicht einmal einen Hauch des Mitgefühls, das Pompeia ihr so bereitwillig entgegenbrachte. „Geh jetzt, wir führen ein vertrauliches Gespräch.“
Sally begann zu schluchzen. „Aber James, es ist alles meine Schuld! Du darfst Pompeia nicht böse sein.“ Ihre Augen weiteten sich vor Schreck, als sie den offenen Koffer erblickte. „Oh, bitte, schick sie nicht fort!“
„Er ist mir überhaupt nicht böse“, warf Pompeia ein. „Trotzdem bleibt mir keine andere Wahl, als zu gehen.“
Sally schluchzte nun herzzerreißend.
„Nimm dich zusammen, Sally.“ James ging zu seiner Schwester, packte sie an den Armen und schob sie zur Tür. „Du hast wieder einmal ein riesiges Durcheinander angerichtet, und es bleibt wie üblich mir überlassen, die Dinge in Ordnung zu bringen. Ich versichere dir, dass deiner Freundin kein Leid geschehen wird, aber jetzt hinaus mit dir.“
Als er die Tür hinter seiner weinenden Schwester geschlossen hatte, lehnte er sich einen Moment dagegen, um sich zu beruhigen – was nicht einfach war, angesichts der Tatsache, dass er sich zusammen mit der atemberaubendsten Frau der Welt in einem Raum befand.
Pompeias sinnliche Ausstrahlung, in deren Bann er bereits bei der ersten Begegnung geraten war, hatte sich zu der unwiderstehlichen Anziehungskraft einer voll erblühten Frau entwickelt. Sie war nicht im klassischen Sinne schön, aber sie hatte etwas an sich, das ihm unter die Haut ging und sein Blut in Wallung brachte. Anscheinend war es ihr seinerzeit mit ihm genauso ergangen, denn sie hatte ihm angeboten, sie zu küssen. Es war ihm unendlich schwergefallen, sie zurückzuweisen.
Bis eben hatte er geglaubt, dass sein Verlangen nicht einfach erwidert wurde, sondern genauso stark war wie seines. Doch jetzt wirkte sie nur noch bestürzt. Hatte sie Angst, dass er über sie herfallen würde?
Er hätte es gern getan. Er begehrte sie, seit sie sich das erste Mal begegnet waren. Damals hatte er noch an die Liebe auf den ersten Blick geglaubt; daran, dass sie füreinander bestimmt waren. Doch ihre Eltern hatten sie einem anderen Mann versprochen.
Trotzdem hatte sie ihn küssen wollen. Dass er sich zum Narren gemacht hatte, war angesichts seiner jugendlichen Naivität verständlich gewesen. Aber die Zeiten,
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