Historical Saison Band 20
drangen. Sie hatte nicht gewusst, wie sie sich bei diesem Anblick fühlen würde, aber seltsamerweise empfand sie nichts mehr von ihrer damaligen Verbitterung. Es war einfach nur ein Haus für sie.
Anthony sah sie besorgt an. „Bist du bereit?“
Sie lächelte beruhigend. „Aber sicher.“
Gemeinsam betraten sie die Halle. Die Dowager Countess stand am Fuße der Treppe, eine schlanke, königliche Gestalt, deren Gesicht eine Mischung aus Hoffnung und Furcht widerspiegelte. Einen Moment sprach niemand. Claudia betrachtete die ältere Frau zum ersten Mal voller Verständnis und Mitgefühl. Mit einem egoistischen Rohling verheiratet zu sein, der sie von ihrem eigenen Sohn entfremdete, musste fürchterlich gewesen sein. Auch sie musste sehr gelitten haben. Es wurde Zeit, das zu ändern.
Anthony trat vor. „Mama.“
Sie begrüßte ihn voller Wärme, mit Tränen der Rührung in den Augen. Dann sah sie über seine Schulter zu ihr hinüber und lächelte mit zitternden Lippen.
„Claudia, es freut mich so, dich zu sehen.“
„Ich freue mich auch, Ma’am.“ Sie trat vor, nahm die ausgestreckten Hände ihrer Schwiegermutter in ihre und drückte sie sanft. „Es ist lange her, nicht wahr?“
„Zu lange. Willkommen daheim, meine Liebe.“
„Wir dachten, du möchtest bestimmt gern deinen Enkelsohn kennenlernen“, warf Anthony ein. Er nahm den Jungen seinem Kindermädchen ab und brachte ihn zu ihr. „Das ist Henry.“
Seine Mutter nahm den Kleinen behutsam entgegen und lächelte unter Tränen. „Er ist wunderschön, und er sieht genauso aus wie du.“
Anthony musste lächeln. „Ja, aber ich hoffe, in allem anderen wird er seiner Mutter ähnlich.“
Nachdem sie alle eine Erfrischung zu sich genommen und sich ein wenig unterhalten hatten, ließ die Dowager Duchess das junge Paar allein.
„Wir werden nachher noch genug Zeit füreinander haben“, sagte sie. „Zuerst möchtet ihr euch vielleicht ein wenig ausruhen oder nach der langen Fahrt etwas frische Luft schnappen.“
Also schlenderten Anthony und Claudia in zufriedenem Schweigen durch den Garten mit seiner atemberaubenden Aussicht auf den See und den Wald dahinter.
„Ich hatte vergessen, wie schön es hier ist“, sagte Claudia.
„Ich auch.“ Anthony seufzte. „Und du hattest recht, es ist ein Teil von mir.“
„Ulverdale lässt einen nicht so leicht los, nicht wahr?“
„Nein. Vielleicht will es auch eine Zukunft haben.“
„Nun, dann soll sein Wunsch erfüllt werden. Ich möchte, dass unser Sohn im Heim seiner Väter aufwächst. Außerdem braucht dieser Platz Kinder.“
Einen Moment war er nicht sicher, ob er recht gehört hatte. „Kinder?“
„Es wäre mir lieber, wenn unser Sohn nicht allein aufwächst, weißt du.“ Sie hielt inne. „Und ich hoffte, du könntest mir bei diesem Problem helfen.“
„Worauf du dich verlassen kannst. Aber ist es wirklich dein Wunsch? Ich dachte, nach Henrys Geburt willst du vielleicht nicht wieder …“
„Ich gebe nicht vor, keine Angst mehr zu haben, aber er ist jeden Schmerz, jede Mühe wert, die es mich kostete, ihn zur Welt zu bringen.“
„Du warst nicht die Einzige, die Angst hatte“, sagte er leise. „Es war die längste Nacht meines Lebens.“
„Das nächste Mal werde ich keine Angst haben. Glaube mir, Anthony. Ich bin sicher.“
„Und du kannst dir meiner Liebe sicher sein.“ Er kam näher. „Es ist nur fair, dich zu warnen, dass du im Begriff stehst, geküsst zu werden. Und dass ich wahrscheinlich nicht mehr so schnell damit aufhören werde.“
Sie lächelte ihn fröhlich an. „Und zählt meine Meinung dazu gar nicht?“
„Nein“, antwortete er neckend. „Nicht das Geringste.“
– ENDE –
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