Historical Weihnachten Band 01: Das Geschenk der heiligen Nacht / Die Winterbraut / Licht der Hoffnung
Jahres verbringe.“
„Vielleicht ist das der Grund, dass Ihr nichts zu verschwenden habt.“
Das Grinsen blieb auf seinen Lippen, dafür schlich sich ein neuer Ausdruck in seine Augen, ein äußerst forschender Ausdruck, der sie erröten ließ, obwohl sie sich bemühte, auf nichts von dem zu reagieren, was er sagte. „Aber das Teilen ist mir ein großes Vergnügen.“
„Das möchte ich nicht bezweifeln“, konterte sie. „Immerhin scheint Ihr kein vernünftiger Mann zu sein. Ansonsten wärt Ihr nicht in dieses Unwetter geraten.“
„Darin werde ich Euch nicht widersprechen“, meinte er und lächelte, was genauso anzüglich wirkte wie sein Blick.
„Ich frage mich, ob Ihr Euch anschließend noch daran erinnern könnt, dass Ihr gefeiert habt.“
Er begann lauthals zu lachen. „Wenn ich ehrlich sein soll, dann habe ich längst aufgehört mitzuzählen, wie oft ich am nächsten Morgen in einem Heuhaufen, im Rinnstein oder in fremden Betten aufgewacht bin“, gab er zu, ohne eine Spur von Reue oder Scham erkennen zu lassen.
Sie wollte nicht über ihn in Verbindung mit einem Bett nachdenken. Mit seinen langen, an einen Barbaren erinnernden Haaren, den breiten Schultern, der tiefen Stimme und seinem schallenden Lachen war dieser Mann einfach zu abscheulich.
„Es klingt nicht so, als würde Euch das leidtun.“
„Tut es auch nicht.“
Sie trank von ihrem mit Zimt gewürzten Wein und überlegte, dass ihr noch nie ein Mann begegnet war, der sein schamloses Benehmen so sehr auf die leichte Schulter nahm.
„Sooft ich auch betrunken war, habe ich doch noch nie jemandem geschadet, außer mir selbst und meinen Zukunftsaussichten“, redete er im gleichen sorglosen Plauderton weiter. „Es sei denn, man zählt das eine Mal mit, als ich einem Lord einen vollen Kelch mit Wein über seine edlen Stiefel kippte. Natürlich waren die danach ruiniert. Nicht, dass es mir leidgetan hätte. Er war ein eitler Idiot und außerdem sturzbetrunken, weshalb die Gelegenheit so günstig war, dass ich sie nicht verstreichen lassen konnte. Ich sage Euch, Delamarch kann froh sein, dass ich ihm nur die Stiefel ruiniert habe.“
„Redet Ihr zufällig von Sir Frederick Delamarch?“, fragte sie nach kurzem Überlegen.
„Ihr kennt ihn? Wenn Ihr ihm begegnet seid, dann müsst Ihr mir zustimmen, dass er die eitelste Kreatur in England ist“, erklärte Rafe. „Ich bezweifle, ob eine Eurer jungen Damen es mit seiner Eitelkeit aufnehmen kann. Bei einem hübschen Mädchen mag man das ja noch akzeptieren, doch bei einem Ritter ist so etwas widerwärtig. Ich habe noch nie einen so selbstverliebten Mann wie ihn gesehen. Es war ein Wunder, dass er überhaupt die Zeit fand, um Dienstmädchen zu verführen.“
Rafe musste lachen. „Bei der Lanze des heiligen Georg! Ihr hättet sein Gesicht sehen müssen, als seine Stiefel vom Wein getränkt wurden.“
Den Kopf gesenkt, tupfte Katherine ihre Lippen mit einer Serviette ab. Sie überlegte, dass es eine kalte Nacht werden würde. Vielleicht sollte sie ihm doch gestatten, so wie die Dienerschaft im Saal zu nächtigen. Immerhin waren es etliche Diener, sodass er nicht wagen würde …
Eine befremdliche Hitze durchströmte ihren Körper, als ihre Fantasie ihr Bilder von dem vorspielte, was dieser draufgängerische, unverschämte Kerl wagen könnte.
Ein lautes Scheppern, das am Eingang zur Küche erklang, ließ Katherine in diese Richtung schauen, und sie sah, wie die vor Verlegenheit errötete Hildegard soeben einen zu Boden gefallenen Teller aufhob.
„Ich nehme an, die jungen Ladies stellen eine angenehme Gesellschaft dar“, meinte Rafe.
„Sie kommen nicht her, weil mir nach Gesellschaft ist. Sie kommen zu mir, um etwas zu lernen.“
„Oh ja, ganz sicher.“
Katherine war froh, dass sie ihm klargemacht hatte, sie sei nicht einsam und benötige auch nicht irgendeine Art von Gesellschaft. Sein unentwegtes Gerede hatte sie ermüdet, und so erhob sie sich majestätisch von ihrem Platz. „Gute Nacht, Sir“, sagte sie in herablassendem Ton.
„Was denn? Ihr verlasst mich schon jetzt?“
„Ich fürchte, es geht nicht anders.“ Mit strengem Blick sah sie ihn an. „Ich dulde nichts und niemanden, der meinen Haushalt in jedweder erdenklichen Weise in Unordnung bringt.“ Dabei sah sie zu der immer noch aufgeregten Hildegard.
„Mylady, ich versichere Euch, keines Eurer Dienstmädchen ist in Gefahr. Ich hege keine lüsternen Absichten“, gab er zurück, als hätte sie ihn tödlich
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