HISTORICAL WEIHNACHTEN Band 02
erledigen. Plötzlich fühlte sie sich, als wäre ihr eine Last von den Schultern genommen worden. „Wo ist Morgan?“
„Am Fluss. Er bringt Brock bei, wie man Häute zum Gerben vorbereitet. Soll ich die beiden holen?“
Lindsay schüttelte den Kopf. „Du kannst das hier fertig machen. Ich werde gehen.“
Sie lächelte beim Anblick ihres Vaters, der friedlich vor dem Feuer schlief, dann trat sie nach draußen und ging im schwindenden Licht des Tages zum Flussufer hinunter. Der Mann und der Junge knieten Seite an Seite. Die Felle hatten sie über einen flachen Felsen ausgebreitet.
Da Lindsay wusste, dass die beiden sie noch nicht entdeckt hatten, stand sie einen Moment lang da, beobachtete sie und hörte zu. Wieder trug Morgan das Plaid als einzige Kleidung. Er hatte es sich um die Taille gewickelt, sodass es ihm halb über die muskulösen Schenkel reichte. Das andere Ende hatte er sich über die Schulter geworfen. Auch wenn der Stoff ihn züchtig bedeckte, ließ er doch viel muskulöse Haut sehen, die bei Lindsay wieder die seltsamsten Gefühle und wirrsten Gedanken hervorrief.
„Ein Krieger lernt, nichts zu verschwenden, Junge. Das Fleisch, selbst wenn es nur wenig ist, kann dich während einer langen Belagerung am Leben erhalten. Mit Därmen, an jeder Seite zugebunden, kannst du unter deinem Kittel Flüssigkeiten transportieren. Und die Felle können dir Wärme spenden, besonders dann, wenn der Feind nahe ist und man kein Feuer anzünden kann.“
„Aber wozu sind die hier gut?“ Der Junge deutete auf die Eichhörnchenfelle. „Sie sind zu klein, um zu irgendetwas nütze zu sein.“
„Meinst du? Und wenn man sie aneinandernäht? Ein Dutzend davon können so einen warmen Umhang abgeben. Selbst ein oder zwei kannst du benutzen, um dir Hände oder Füße zu wärmen. In deine Stiefel gesteckt, verhindern sie, dass dir die Füße erfrieren, selbst im Schnee. Und diese kümmerlichen Häute sind mehr als ausreichend für Gwens kleine Hände.“
Sichtlich beeindruckt von dem, was er alles lernte, nickte Brock. Dann sah er auf und entdeckte seine Tante.
„Lindsay. Schau mal, was Morgan mir beibringt.“
„Ich sehe es.“ Unter Morgans Blick wurde ihr warm.
Brock hob eines der Felle hoch. „Meinst du, Gwen würde so etwas gerne tragen?“
„Ja, sie würden sie im Winter warm halten. Und sie wären etwas Besonderes für sie, weil ihr Bruder sie für sie gemacht hätte. Vielleicht als ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk.“
Sie sah, wie seine Augen bei dem Gedanken zu leuchten begannen.
„Jetzt komm.“ Sie legte dem Jungen den Arm um die Schultern. „Es ist Zeit zu essen.“
„Hast du gesehen, was Morgan vorbereitet hat?“, fragte der Junge, während sie zur Hütte gingen.
„Ja, das habe ich.“
„Warst du überrascht?“
„Ja. Es war eine wunderbare Überraschung.“ Sie wandte sich zu dem Mann um, der nur wenige Schritte hinter ihnen ging. „Ich danke dir.“
Er lächelte, und ihr Herz machte einen Sprung.
In der Hütte war ihr Vater schon wach und saß bereits am Tisch. Er knabberte an einem Stück von dem Brot, das Gwen gerade aufschnitt.
Als sie eintraten, blickte er auf. „Wenn du nicht aufpasst, Mädchen, wird dieser Krieger vielleicht noch deinen Platz einnehmen.“
Morgan lachte. „Da würde ich mir keine Sorgen machen, Lindsay. Ich fürchte, das sind die einzigen zwei Dinge, die ich kann: Fleisch kochen und Brot backen.“
„Es reicht, um am Leben zu bleiben“, meinte der alte Mann, während sie am Tisch Platz nahmen.
„Aye.“ Morgan zwinkerte Lindsay zu. „Aber was würde das für ein eintöniges Leben sein, wenn das alles wäre, was wir hätten.“ Er wandte sich an Gordon. „Was mich betrifft, so würde ich die Kochkünste deiner Tochter jederzeit über die meinen stellen.“
Der alte Mann nickte. „Da magst du recht haben, Morgan. In der Tat schätze ich die Kochkünste meiner Tochter mehr als alles Gold von Holyrood House.“
Als Morgan die Brauen hob, wurde der alte Mann rot und fügte hinzu: „Nun ja, vielleicht nicht mehr als das ganze Gold. Aber ich stelle meine Lindsay über die Königin.“
„Nun, darüber werde ich mit dir nicht streiten, Gordon.“
Die beiden Männer tauschten ein wissendes Lächeln.
Während die Platte herumging und sie sich die Teller füllten, ließ Lindsay den Blick über ihre Familie schweifen und wunderte sich, dass alle so guter Laune waren. Dank Morgan McLarin hatten sie genug zu essen, um sich auch noch am nächsten
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