HISTORICAL WEIHNACHTEN Band 02
zu ignorieren. Bewusst wandte sie den Kopf ab und sprach mit ihrem Vater.
„Heywood bot mir dreizehn Goldmünzen für das Pferd.“
„Das Pferd?“ Der alte Mann machte ein finsteres Gesicht. „Du würdest es doch nicht eintauschen, Mädchen, oder? Wo es dir dein Leben so sehr erleichtert.“
„Ich könnte es tun. Aber nicht für dreizehn. Vielleicht würde ich es für dreiundzwanzig tun.“
„Das würde er dir bieten und noch mehr, wenn du noch einen Kuss drauflegst“, sagte Brock lachend.
Wütend fuhr Lindsay zu ihm herum. „Du hältst den Mund.“
Bei ihrer so ungewohnt schlechten Laune wurde der Junge rot und biss sich auf die Lippen.
Lindsay tat es leid, so heftig geworden zu sein. Als sie sah, dass Morgan sie beobachtete, wandte sie sich ab und senkte die Stimme. „Denk doch mal, was man für dieses Gold kaufen könnte, Vater. Zucker zum Beispiel. Genug, um Gebäck und einen mit Brandy getränkten Kuchen backen zu können.“
„Wozu brauchen wir so etwas?“
Ihre Stimme nahm einen weichen, nachdenklichen Klang an. „Bald ist Weihnachten. Ich dachte an all die besonderen Sachen, die Mutter zum heiligen Fest backte. Alle waren dann immer so fröhlich.“ Sie sah über den Tisch hinweg ihre Nichte und ihren Neffen an. „Ich möchte, dass Gwen und Brock sich genauso daran erfreuen, wie ich es als Mädchen tat.“
„Rede keinen Unsinn, Lindsay.“ Der alte Mann schob seine halb leere Schale beiseite. Plötzlich schien ihm der Appetit vergangen zu sein. „Damals war ich ein junger Mann und Anführer eines großen Clans. Aber diese Tage sind vorbei. Und eine solche Zeit werden wir nie mehr erleben.“
„Aber das Gold …“
„Vergiss das Gold.“ Er erhob sich und schob in seinem Zorn den Stuhl so heftig zurück, dass der beinahe umfiel. „Seit Jahren musst du nun schon zum Dorf laufen und bist die meiste Zeit des Tages unterwegs. Denk doch an all die langen, einsamen Winternächte, in denen du fast erfroren wärst, bevor du nach Hause kamst. Jetzt hast du ein Pferd, und du machst deine Wege in der halben Zeit. Ist das ist nicht viel mehr wert?“
Bevor sie etwas erwidern konnte, schüttelte er den Kopf. „Heywood weiß, dass das Pferd doppelt so viel wert ist, wie er dir dafür bietet. Mag sein, dass du dich über Brock geärgert hast, aber der Bursche hat recht.
Wir alle wissen, dass es nicht das Pferd ist, was Heywood will.“
Während er durch den Raum humpelte, war Lindsay flammend rot geworden. Wortlos sammelte sie das Geschirr ein und begann es abzuwaschen. Als sie damit fertig war, griff sie nach ihrem schäbigen Umhang und zog die Kapuze über den Kopf.
„Wo gehst du hin?“, fragte ihr Vater.
„Ich hörte etwas von einem Scharmützel in Glen Lowe. Vielleicht finde ich dort ein paar Kleidungsstücke.“ Sie warf einen Blick zu Morgan. „Vielleicht sogar einen sauberen Kittel für unseren Gast, damit mich der Anblick all dieser Narben nicht mehr beleidigt.“
Schweigend sah er sie an, was ihren Zorn nur noch mehr entfachte. „Ich hoffe, auch Waffen zu finden, die ich eintauschen kann.“ Als sie durch die offene Tür trat, fügte sie noch hinzu: „Wer weiß, vielleicht finde ich auch noch ein Pferd. Und dann kann ich beides haben: Ein Transportmittel und Zucker für unser Weihnachtsfest.“
Erstaunt über ihren Ausbruch humpelte ihr Vater nach draußen und blickte ihr hinterher. Minutenlang hörten sie den Klang von Hufschlägen. Danach war nur noch Stille.
Morgan sah über den Tisch hinweg Brock an. „Wer ist Heywood?“
„Heywood Drummond.“ Er spuckte den Namen aus, als würde er vergiftet. Wie sein Großvater, schob auch der Junge seine Schale beiseite, ohne seine Hafergrütze aufzuessen. Ein Zeichen, dass ihn etwas bekümmerte.
„Ist er ein reicher Mann?“
„Aye. Der reichste Mann im Dorf. Aber seine Frau ist tot. Einige sagen, dass sie durch seine Hand starb. Und er lässt klar erkennen, dass er um Lindsays Hand anhalten will, damit sie an Weihnachten heiraten können.
Das ist der einzige Tag, an dem ein Priester in unser Dorf kommt. Wenn sie nicht einwilligt, muss er noch ein weiteres Jahr warten, bis der Priester wiederkommt.“
„Und ist …“, mit einem Mal hatte Morgan eine trockene Kehle, „… ist eure Tante seinem Angebot geneigt?“
Gwen fing zu kichern an, und bald stimmte Brock in ihr Glucksen ein. „Lindsay sagte einmal, Heywood würde wie eine Kröte aussehen.“
Morgan entspannte sich wieder und nippte an seinem Becher. „Sein
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