HISTORICAL WEIHNACHTEN Band 02
Moos, das am Flussufer wächst. Kümmerst du dich darum?“
„Aye, Lindsay.“
„Und Brock, kümmere dich auch um Gwen.“
„Du weißt, dass ich das tun werde.“
„Ich weiß.“ Sie zog ihn an sich und zauste ihm das Haar, bevor sie die Hütte verließ.
Morgan wollte den alten Mann fragen, wieso die Kin der sie bei ihrem Namen statt mit dem zärtlichen Wort Mutter riefen. Doch das Sprechen erschien ihm als eine zu große Anstrengung. Die Augen fielen ihm zu, und als der Hufschlag in der Ferne verklang, schlief er bereits.
Als er das nächste Mal erwachte, blieb er still liegen und lauschte den aufgeregten Stimmen. Langsam öffnete er die Augen. Die Familie war um den Tisch versammelt und prüfte eine Anzahl von Sachen, die Lindsay gerade unter ihrem Umhang hervorgeholt hatte.
„Man brauchte immer einen ganzen Tag, um zum Dorf und wieder zurückzukommen. Jetzt, mit einem Pferd, schaffe ich es in der halben Zeit. Und schaut euch nur an, was ich alles befördern kann. Sechs Eier von der Witwe Chisholm.“ Lindsay hielt sie mit einer Ehrfurcht hoch, die gewöhnlich nur dem Gold gezollt wurde.
„Was ist das, Lindsay?“ Brock hob einen ledernen Beutel hoch.
„Frische Milch. Du und Gwen werdet genug für eine Woche oder noch länger haben, wenn wir sorgsam damit umgehen.“
„Hast du die Waffen eingetauscht?“
„Ja.“ Ihr Lächeln verblasste ein wenig. „Heywood Drummond gab mir drei Goldmünzen dafür.“
„Drei.“ Gordon Douglas bekam einen Wutanfall. „Du hättest mindestens zwanzig dafür bekommen müssen. Allein das Schwert mit dem juwelenbesetzten Griff war bereits eine königliche Summe wert!“
Bei seinen Worten stieß Morgan einen leisen Fluch aus. Es war sein Schwert, über das sie sprachen, daran hatte er nicht denn geringsten Zweifel. Es war ein Geschenk seines Vaters gewesen. Eines, das er stolz in die Schlacht getragen hatte. Und jetzt war es zu einem erbärmlichen Preis eingetauscht worden.
„Kein anderer im Dorf hat die Waffen von mir kaufen wollen, Vater. Mir blieb gar nichts anderes übrig, als zu akzeptieren.“
„Aye. Und Heywood weiß das. Er ist nicht besser als ein Dieb.“
Lindsay legte die Hand auf die ihres Vaters. „Das Gold reichte aus, um vom Müller einen Sack Mehl zu kaufen.“
Sein Ton wurde etwas milder. „Gott segne dich, Mädchen.“
Sie beugte sich vor und küsste ihn auf die Stirn. Als sie sich aufrichtete, merkte sie, dass Morgan sie beobachtete. Sie trat näher. „Wie ich sehe, lässt die Wirkung des Schlafmittels nach. Möchtest du irgendetwas?“
Morgan nickte, und die Anstrengung ließ ihn schwindlig werden. „Wasser.“
„Gwen.“ Sie wandte sich an das Mädchen. „Hast du mit Brock Wasser vom Fluss geholt, während ich fort war?“
„Ja.“
Stumm nickte Lindsay ihr zu. Zögernd griff das Mädchen in einen Eimer und näherte sich dann mit einem Schöpflöffel in der Hand dem Lager.
Morgan bemerkte, dass sie ihn ansah, wie ein Rehkitz ein Raubtier ansehen mochte. Während er trank, wechselte sie Blicke mit den anderen.
Um sie zu beruhigen, zwang er sich zu einem Lächeln. „Ich danke dir. Ist Gwen die Abkürzung für Gwynnith?“
Sie schüttelte den Kopf, dass die roten Locken flogen. „Guinevere.“
„Guinevere. Ein hübscher, majestätischer Name für eine Königin.“
Sie machte große Augen, und ihre Lippen öffneten sich zu einem Lächeln. „Das sagte mein Vater immer.“ Sie nahm den Schöpflöffel aus seiner Hand, durchquerte den Raum und begann, Lindsay bei der Vorbereitung ihres Mahls zu helfen.
Morgan stellte fest, dass er während des Eindösens über den Vater des Kindes nachdachte. War er draußen auf der Jagd? Oder vielleicht war er in einer Schlacht? Was war das für ein Mann, der Frau und Kinder sich selbst überließ, sodass sie alles eintauschten, was sie nur konnten, nur um den nächsten Tag zu überleben?
Und was war mit dem alten Mann? Auch wenn das Alter und die Schwäche ihn jetzt zum Krüppel gemacht hatten, so umgab ihn doch noch ein Rest von Würde. In seiner Stimme lag ein Ton, der davon kündete, dass er früher Befehle gegeben haben mochte. Und sein hochmütiges Gebaren brachte einen auf die Idee, dass er einst ein weit besseres Leben als diese bescheidene Existenz hier geführt hatte.
Die Faszinierendste von allen aber war Lindsay. Trotz des groben Gewands und des schäbigen Mantels war sie eine seltene Schönheit, die weit eher in einen Palast passte, um einer Schar von Dienern zu befehlen.
Weitere Kostenlose Bücher