HISTORICAL WEIHNACHTEN Band 02
so viele Eimer mit Wasser, wie wir Pflanzen haben, Peter. Während er das Wasser holt, kümmern wir beide uns um das Umgraben, Johnny. Beeilung jetzt, ehe alles verwelkt!“
„Was macht ihr da?“, fragte Ian, als er zu dem Trio trat.
„Oh, Sir Ian“, begrüßte ihn Juliana. „Kräuter einpflanzen. Die Jungen haben sie für mich in der freien Natur gesammelt.“
„Das ist die falsche Zeit zum Pflanzen“, bemerkte Ian. „Sie werden erfrieren, bevor sie eingewurzelt sind.“
Juliana war von dem schwer zu öffnenden Riegel des Gartentores abgelenkt und schüttelte den Kopf. „Nein. Ich werde sie zudecken, um sie vor Frost zu schützen. Sie werden gedeihen.“
Er griff an ihr vorbei und öffnete das Tor für sie. „Nun gut, lasst das die beiden Burschen machen. Ihr kommt mit mir und esst etwas. Ich weiß, dass Ihr das Morgenessen versäumt habt.“ Lächelnd hielt er ihr die Hand hin.
„Ich kann nicht“, widersprach sie. „Das hier ist wichtig. Wieso seid Ihr nicht drinnen? Der Gerichtstag ist doch sicher noch nicht vorbei?“
„Nein, er hat erst angefangen, aber ich habe dort nichts vorzutragen. Im Augenblick interessiere ich mich nur für Euch. Also bin ich hier.“ Er streckte die Arme aus, als würde er ihr anbieten, sich hineinzustürzen.
Ungeduldig winkte sie ihn fort. „Ich habe keine Zeit für Euren Unsinn, Sir Ian. Wir haben gestern Abend alles zwischen uns geklärt. Geht, und traktiert eine andere mit Euren hübschen Worten. Berthilde scheint begierig darauf zu sein, ein paar davon zu hören.“
„Der Teufel soll Berthilde holen“, widersprach Ian. „Ich tändle doch nicht mit Alans Magd.“
„Und mit mir werdet Ihr es auch nicht“, schnappte sie zurück. „Jetzt macht, dass Ihr fortkommt, damit ich mich um meine Anpflanzung kümmern kann.“
Ian trat vor sie hin und kreuzte die Arme über der Brust. „ Eure Anpflanzung? Alan hat Euch also den Garten geschenkt? Dann ist er ein Narr. Ihr habt eine Menge Unkraut ausgesucht. Seht Ihr?“ Er nahm eine Pflanze von dem Haufen. „Teuflisches Zeug.“
Juliana zuckte die Achseln und schnaubte. „Das ist Wermut und gut gegen verschiedene Leiden.“
Ian sah sich jetzt das, was sie gesammelt hatte, etwas näher an. „Fingerhut? Seid Ihr eine Heilerin, Juliana?“
„Nicht unbedingt“, gab sie zu. „Ich gab den Jungen nur den Auftrag, einige der Pflanzen zu sammeln, von denen ich weiß, dass sie im Haushalt von Nutzen sein können.“
Er schüttelte den Kopf und wandte sich dann an den Burschen, der die Karre schob. „Nimm das und kippe es in den Wald.“ Dann drehte er sich wieder zu ihr um. „Wenn die Kinder etwas davon essen, könnten sie sterben. Ihr habt Euch da eine gefährliche Beschäftigung ausgesucht, Juliana. Besser, Ihr widmet Eure Bemühungen etwas anderem.“
Sie sagte nichts weiter, sondern sah ihn nur mit versteinerter Miene an. Dann wandte sie sich unvermittelt ab und ließ ihn allein. Ian fragte sich, ob er etwas falsch gemacht hatte.
Jetzt wusste Juliana mit Sicherheit, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte, als sie sich weigerte, ihn zu heiraten. Er mochte ja charmant sein, aber er benahm sich genauso wie jeder Mann in ihrer Bekanntschaft. Ob Engländer, Schotten oder aus ferneren Gegenden der bekannten Welt, alle waren sie gleich. Sie wussten alles besser. Immer.
Hatte Sir Ian vielleicht gefragt, ob sie dafür sorgen würde, dass die Kinder vor den Pflanzen geschützt waren? Hatte er sich die Mühe gemacht, es vorzuschlagen? Nein, er lehnte im Handumdrehen das ganze Unterfangen als unnötig und gefährlich ab. Sollte ihn doch der Teufel holen!
Die Arbeit des ganzen Morgens war umsonst gewesen. Sie hatte immer noch keine Pflanzen, die sie anbauen und an Heiler verkaufen oder eintauschen konnte. Es würde diesen Leuten so viel Zeit einsparen, und Juliana wusste, dass es klappen würde. Wenn sie nur endlich richtig mit ihrer Arbeit beginnen könnte, dann würde sie zumindest genug Geld für ihren Unterhalt hier auf Byelough verdienen.
Auch Honoria hatte sie schon gesagt, dass sie keine Lust verspürte, auf Kosten ihrer Großzügigkeit zu leben. Für ihren Lebensunterhalt zu zahlen war eine Sache des Stolzes. Genauso hatte sie es auf dem Landsitz ihres Onkels im Süden gehalten.
Juliana hatte erkannt, dass sie Talente besaß, die sich in Kapital umwandeln ließen. Sie konnte einen großen Besitz verwalten und dafür sorgen, dass er Gewinn trug, so wie sie es bereits mit großem Erfolg getan
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