Historical Weihnachten Band 04: Zeit der Hoffnung, Zeit der Liebe? / Mein Engel der Weihnacht / Ein Weihnachtsmärchen in London
streicheln, „die ich ein anderes Mal beantworten werde.“
9. KAPITEL
Später an diesem Abend wurde die Tür zum Dachboden mit einem lauten Scharren über die Bodendielen geöffnet. Tante Hortense, Onkel Abner und Cousine Tillie schlichen die Stufen hinauf. Sie entdeckten die schwach flackernde Kerze auf dem Waschtisch und wagten sich weiter hinein. Sobald sie Rafe und Claire vollständig angezogen und eng aneinandergeschmiegt unter einer Decke auf dem Bett liegen sahen, warfen sie sich höchst zufriedene Blicke zu und zogen sich hastig wieder zurück.
Periwinkle stand sanft glühend in der Dunkelheit da und betrachtete das Paar voller Zuneigung. Es hatte geklappt. Zwei Menschen hatten in wahrer Liebe zueinandergefunden. Aber warum war sie dann noch hier? Hätte man sie nicht sofort in die himmlischen Gefilde zurückrufen müssen? Es sei denn … du liebe Güte, es sei denn, es gab noch mehr zu tun!
Ein Stöhnen weckte Rafe. Es klang wie das Säuseln des Windes, wenn er um das Haus wehte. Mit klopfendem Herzen setzte er sich auf und lauschte. Wahrscheinlich war es nichts gewesen. Trotzdem erschien es ihm ratsam, sich zu vergewissern. Als er die Stufen vor der Tür erreichte, bemerkte er ein seltsames Schimmern, das aus dem Gang dahinter zu ihm durchdrang. Die Tür stand wunderbarerweise offen. Sie waren frei.
Er weckte Claire, und Arm in Arm gingen sie die Treppe hinunter und den Gang entlang, bis sie Claires Zimmer erreichten. Dort küssten sie sich, trennten sich und begaben sich jeder zu seinem Bett, wo sie sich genüsslich sehr ähnlichen Träumen hingaben.
Recht spät am folgenden Morgen erschien Claire strahlend vor Glück im Frühstücksraum. Die Familie war nicht mehr da. Nur Tante Eloise saß am Tisch und häkelte, als ginge es um ihr Leben. Auf Claires Frage, ob Rafe bereits heruntergekommen sei, antwortete sie ziemlich verärgert:
„
Ralph
, meinst du. Er war bereits bei Morgengrauen auf und hat sich zu einer Art Geschäftstreffen in der City aufgemacht. Ich schlug ihm vor, er solle warten, bis die Köchin ihm ein Frühstück zubereiten könnte. Aber er war nicht zu bremsen.“
„Ich erinnere mich gar nicht, dass er von einem Treffen gesprochen hätte“, meinte Claire verwundert. Sie klingelte nach dem Mädchen und bat es, ihr Kaffee zu bringen.
Es war eine große Enttäuschung für sie, ihn nicht vorzufinden. Sie hatte sich schon so darauf gefreut, ihre bevorstehende Hochzeit mit ihm zu verkünden, und konnte es nicht erwarten, Tante Hortenses und Onkel Abners Gesicht zu sehen, wenn sie davon erfuhren.
Als es sich nicht länger hinauszögern ließ, betrat sie nach dem Frühstück den Salon und überlegte, wie sie erklären sollte, dass Rafe und sie stundenlang auf dem Dachboden eingesperrt gewesen waren. Tante Hortense, Onkel Abner und Cousine Tillie waren gerade damit beschäftigt, den Weihnachtsbaum abzuschmücken.
„Da ist sie!“ Tante Hortense beeilte sich, Claire zu umarmen. „Wir machten uns gestern Abend solche Sorgen, als du und Ralph das Abendessen verpasst habt. Wo wart ihr denn nur?“
„Etwas ganz Unerklärliches … Erinnert ihr euch noch, wie wir mit Tillie nach oben gingen? Nun, irgendwie fiel die Tür von selbst zu und ließ sich nicht mehr öffnen. Wir saßen Stunde um Stunde gefangen in Dunkelheit und Kälte.“ Tillies erschrockenes Keuchen war ein gutes Zeichen. Mitleid würde sie hoffentlich alle von dem wirklich seltsamen Vorgang ablenken. „Einer der Diener muss nach der Rückkehr von ihrem Ausflug die Tür aufgeschlossen haben. Denn als wir mitten in der Nacht aufwachten, fanden wir sie weit offen vor.“
„Du meine Güte.“ Tante Hortense zog unruhig die Nase kraus. „Ich hatte ja keine Ahnung. Abner, diese Tür muss umgehend in Ordnung gebracht werden.“
„Ihr hättet ja erfrieren können“, flüsterte Tillie entsetzt.
„Wir fanden einige Kerzen und Decken. Irgendwie haben wir uns damit beholfen.
Rafe ist sehr erfinderisch.“ Claire hoffte nur, sie würde für diese irreführende Untertreibung nicht vom Blitz getroffen werden.
„Rafe?“, wiederholte Tante Hortense auf eine Weise, die Verwirrung und gleichzeitig Missbilligung ausdrückte.
„So möchte er gern, dass man seinen Namen ausspricht.“
„Ach, tatsächlich? Nun, für uns war er bisher immer schlicht und einfach Ralph.“
„Na ja, es ist schließlich
sein
Name, Hortense“, wandte Onkel Abner ein, während er einen Kerzenhalter in Zeitungspapier einwickelte und in eine Kiste
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