Historical Weihnachten Band 04: Zeit der Hoffnung, Zeit der Liebe? / Mein Engel der Weihnacht / Ein Weihnachtsmärchen in London
ihre Fersen und fächelte sich mit beiden Händen Luft zu.
„Sehr wirkungsvolle Methode, ein Mädchen warm zu halten, ich muss schon sagen.“
Rafe lächelte, beugte sich wieder über die Truhe und fand schließlich nach kurzem Wühlen eine Holzschatulle, in der sich mehrere Schmuckstücke befanden. Er holte eine fein ziselierte Kamee in filigraner Goldeinfassung heraus.
„Meine Mutter trug sie fast jeden Tag. Es war ihr Lieblingsschmuck.“ Einen Moment betrachtete er die Kamee gedankenverloren, und ein süßer Schmerz erfüllte ihn, als ihn die Erinnerung an seine Mutter überfiel. Dann schloss er die Hand darum. Claire schien seine Gefühle zu ahnen, denn sie legte ihre Hand auf seine, und ihre zärtliche Geste erwärmte Rafe bis ins Innerste.
Er sah ihr in die Augen, und heiße Sehnsucht erfasste ihn. Sie hatte recht. Die Liebe für einen Menschen überdauerte die Zeit, die ihm auf Erden vergönnt war. Wie dankbar er war, dass Claire ein ebenso weises wie treues Herz besaß.
Mit der Schatulle unter dem Arm und einigen ledergebundenen Büchern in den Händen erhob er sich und schloss die Truhe. Nachdem er Claire aufgeholfen hatte, machten sie sich gemeinsam auf den Weg zur Treppe und der Dachbodentür.
„Ich sehe fürchterlich aus“, verkündete Claire dramatisch, blieb auf der obersten Stufe stehen und klopfte sich den Staub vom Kleid, während Rafe zur Tür weiterging.
Zu seiner Überraschung gab sie seinem Druck nicht nach. Er erinnerte sich nicht, sie hinter ihnen geschlossen zu haben, und dennoch war sie zu. Der Versuch, sie mit der Schulter aufzustoßen, brachte ihm auch nur einen scharfen Schmerz in Arm und Schlüsselbein ein.
„Was tust du denn da?“
Rafe drehte sich um und sah Claire auf der letzten Stufe stehen. „Die Tür klemmt. Ich verstehe nicht, wie sie zugefallen sein kann, aber offensichtlich ist genau das geschehen. Ich kann sie nicht bewegen.“ Er drückte den Knauf hinunter und warf sich mit seinem ganzen Gewicht gegen das Holz, sodass die Tür erzitterte. Aber sie öffnete sich nicht. Gereizt hämmerte Rafe jetzt dagegen und rief: „Hallo!
Aufmachen! Ist jemand da draußen? Hört mich jemand?“
„Niemand außer der Dienerschaft kommt je in den vierten Stock herauf. Und die erwarten wir heute nicht vor Mitternacht zurück.“ Claire seufzte. „Wenn die anderen uns nicht beim Tee vermissen und nach uns suchen, sitzen wir hier leider in der Falle.“
Claires Herz klopfte erwartungsvoll. Rafe schloss die Augen, als müsse er Kraft sammeln. Allerdings gelang es ihr einfach nicht, allzu viel Unwillen darüber aufzubringen, dass sie mit einem Mann auf dem Dachboden eingesperrt war, der küsste wie ein junger Gott. Er drehte sich um und wollte die Stufen zu ihr heraufkommen, doch dann blieb sein Fuß an etwas hängen und Rafe musste sich mit einem harten Ruck befreien. Er geriet ins Stolpern und fiel nach vorn, direkt gegen Claire, die von der Wucht strauchelte und zu Boden stürzte. Bevor sie es sich versah, lag sie auf dem Rücken und Rafe auf ihr.
„Alles in Ordnung?“ Er stützte sich auf den Ellbogen und sah besorgt auf sie hinab.
„Mir geht es gut. Glaube ich.“ Sehr viel besser als gut, dachte sie insgeheim.
„Ich weiß nicht, was passiert ist. Ich bin wohl gestolpert, aber ich weiß nicht, worüber. Es fühlte sich an, als würde irgendetwas meinen Fuß festhalten.“ Er erhob sich und half dann Claire auf die Beine und stützte sie, während sie sich vergewisserte, dass ihr nichts fehlte. Sie waren beide zwar erschrocken, jedoch nicht verletzt. Und so kletterten sie die Stufen zum Dachboden hinauf.
„Es wird dunkel.“ Sie rieb sich unbewusst die Oberarme. „Und noch kälter.“
Rafe holte ihr die Decke, während Claire nach einer Lampe oder einer Kerze suchte, mit der sie sich Licht machen konnten. Es dauerte eine Weile in der herannahenden Dämmerung, aber schließlich entdeckte Claire doch noch Kerzen und einige alte Schwefelzündhölzer auf dem Waschtisch in der Nähe des Bettes.
Die einzige Wärmequelle war der Kaminschacht neben dem Bett. Wenige Minuten später hatten Claire und Rafe es sich unter zwei Decken auf dem Bett gemütlich gemacht, den Rücken an die warme Ziegelwand gelehnt.
„Lieber Himmel“, verkündete Claire melodramatisch. „Ich sitze mit einem Mann auf dem Dachboden fest! Was wird nur meine Familie dazu sagen?“
„Dieselbe Familie, die jeden Zoll des Hauses mit Mistelzweigen dekoriert und seit Tagen jede Gelegenheit nutzt, uns
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