Historical Weihnachten Band 6
es.“ Niall, Gutsherr von Threave und der dritte Cousin von Duncans Vater, war bekannt dafür, dass er sein Wort hielt. „Auch wenn er mich für wertlos halten mag, so ist Janet seine vierte und jüngste Tochter. Er versprach seiner Frau am Totenbett, dass Janet sich ihren Gatten selbst auswählen dürfe. Und sie wählte mich.“ Der Gedanke, dass jemand wie Janet, ein perfektes Wesen, einen Mann wie ihn wollen könnte, erfüllte Duncan noch immer mit Stolz und Ehrfurcht.
„Dann hoffe ich für dich, dass du richtig liegst“, sagte Angus, „ansonsten waren die drei Jahre Enthaltsamkeit wohl umsonst.“
„Sie sagte, sie würde auf mich warten. Es war selbstverständlich, dass auch ich ihr treu sein würde.“
„ Aye , aber das ist für Männer doch etwas anderes als für die Weiber. Männer haben Bedürfnisse. Oder hast du diese schwarzäugigen Schönheiten etwa übersehen?“
„Heidnische Frauen.“ Duncan verzog das Gesicht. Dunkle exotische Kreaturen mit lüsternen Augen und wiegenden Hüften. Viele der Kreuzritter hatten ihren sinnlichen Verführungskünsten nachgegeben. Duncan hatte durchaus körperliches Verlangen nach diesen Frauen verspürt, es jedoch unterdrückt. Er war aus anderem Holz geschnitzt als die Männer, die ihren Begierden willenlos nachgaben; seine Selbstbeherrschung war wie Stahl, dank der harten Lektionen, die sein Cousin Niall in ihn hineingeprügelt hatte. Sosehr Duncan sich auch darauf freute, Janet wiederzusehen, so freute er sich doch fast noch mehr auf das Gesicht von Cousin Niall, wenn der das Vermögen, das Duncan gemacht hatte, erblicken würde.
Spätestens dann würde Cousin Niall ihn nicht mehr als wertlosen Abschaum oder Sohn einer Hure beschimpfen können. Nicht, wenn er Duncan mit dem Zeichen der Kreuzritter auf der Brust und den Juwelen in der Hand sah.
Der Bug des Schiffes stieß knirschend ans Ufer der felsigen Küste. Die Seeleute sprangen heraus und beeilten sich, das Schiff zu vertäuen. Als Duncan von Bord ging, hätten seine Beine beinah unter ihm nachgegeben.
„Hey, nur die Ruhe …“ Angus griff nach seinem Arm, um ihn zu stützen. „Du nimmst dir am besten ein Zimmer im Gasthaus und ruhst dich ein bisschen aus, damit du wieder zu Kräften kommst.“
Vater Simon beeilte sich, Duncan von der anderen Seite zu stützen. „Ich könnte meine Reise zum Kloster auch noch verschieben, wenn du das wünschst.“
„Nay.“ Duncan richtete sich auf und befreite sich von den stützenden Händen. Er hasste es, schwach zu sein, und noch mehr hasste er es, andere um Hilfe zu bitten. Er war auf sich allein gestellt gewesen, seit seine Mutter sich zu Tode gesoffen hatte, als er zehn Jahre alt war und Cousin Niall ihn unter Murren bei sich aufgenommen hatte.
„Es ist meine christliche Pflicht“, hatte Cousin Niall damals gesagt, jedoch niemals einen Hehl daraus gemacht, dass Duncan eine unwillkommene Last war. Und eine beschmutzte noch dazu. Dass seine liebste Tochter sich nun Duncan als Ehemann auserkoren hatte, machte Niall nur umso abweisender und gehässiger gegenüber seinem Mündel – natürlich nur solange seine Tochter außer Sicht- und Hörweite war.
„Mir geht es gut, Angus“, sagte Duncan. „Ich habe genug Geld, um mir ein schnelles Pferd leisten zu können und endlich einen vernünftigen Mantel anstelle dieses Lumpenumhangs zu tragen.“
„Du weißt, wo du mich finden kannst“, sagte Vater Simon. „Solltest du Hilfe brauchen, lass einfach nach mir schicken.“
„Oder nach mir“, fügte Angus hinzu.
Duncan nickte, auch wenn er wusste, dass er keinen der beiden Männer jemals rufen würde. Auch wenn sie gemeinsam drei Jahre Hölle durchstanden hatten, konnte er sich nicht einmal ihnen ganz öffnen.
Er hatte es selbst gehasst, während seiner Erholung auf die Hilfe der Mönche angewiesen zu sein.
Die drei Männer verabschiedeten sich am Stadtrand. Duncan schätzte, dass er etwa eine Woche brauchen würde, bis er Threave erreichte, wo er endlich Janets Liebe genießen und ihren Vater an seinen bitteren Worten ersticken sehen konnte.
Das Fieber übermannte ihn nur zwei Tage später, so leise und gerissen wie ein Krieger der Ungläubigen. Anfangs glaubte er, dass das Wetter langsam wärmer würde. So warm, dass er seinen Mantel auszog und die feuchte Luft seinen erhitzten Körper kühlen ließ. Seine Gedanken wanderten zurück zu Janet, zu dem Tag, da er Threave Castle verlassen hatte. Wie schön sie damals gewesen war, so heiter und rein wie
Weitere Kostenlose Bücher