Historical Weihnachten Band 6
Duncan stöhnte.
„Bin ich gegen deine Wunde gestoßen?“, fragte sie.
Er kniff die Augen zusammen, biss die Zähne so hart aufeinander, dass sein Kiefer schmerzte und brachte ein Nicken zustande.
„Es tut mir leid.“ Sie stand auf und setzte sich dann wieder auf den Schemel, auf dem sie schon gesessen hatte, als er am Morgen aufgewacht war. „Was ist ein Kreuzritter?“
„Hast du noch nichts von ihnen gehört?“
Sie schüttelte den Kopf, und ihre Locken flogen nur so um ihren Kopf. Sie war so nah bei ihm, dass er ihre Sommersprossen sehen konnte, kleine Pünktchen wie Zimt, die ihre Nase und ihre Wangen besprenkelten. Selbst die grünen Flecken in ihren bernsteinfarbenen Augen konnte er erkennen. Die Augen einer Hexe, dachte er bei sich. Das würde zumindest einiges erklären, doch es machte es ihm nicht leichter, hier zu liegen.
„Wir Kreuzritter sind Ritter, die das Kreuz tragen …“
„Was für ein Kreuz? Wo tragt ihr es hin?“
„Das sagt man nur so“, grollte er. „Wir legen unsere Hände auf das Kreuz und überantworten uns Gott; dann ziehen wir aus, um die Ungläubigen aus dem Heiligen Land zu vertreiben.“
„Oh.“ Ihr Gesicht verdüsterte sich. „Du bist also ein Priester?“
„Das heißt, du hast also doch schon einmal vom Christentum gehört.“
Sie setzte sich aufrecht hin. „Trotz deiner Beschimpfungen sind wir keine Heiden. Wir … wir folgen einfach noch den alten Wegen.“
„Du kannst nicht Heidin und zur gleichen Zeit Christin sein.“
„Vater Luthais macht es nichts aus, also warum sollte es dich stören?“
„Es gibt hier also einen Priester.“ Duncan spürte, wie eine Welle der Erleichterung ihn durchströmte. „Bring ihn zu mir.“
„ Nay , ich …“
„Wenn du nicht willst, dann gehe ich eben zu ihm.“ Er zerrte abermals an seinen Fesseln.
„Er lebt nicht bei uns, sondern im Kloster in Kindo. Und hör endlich auf, dich gegen die Fesseln zu wehren, du reibst dir nur deine armen Handgelenke wund.“
„Bezeichne mich niemals als arm!“ Als sie mit dem Finger über sein Handgelenk strich, sog Duncan scharf die Luft ein; die Berührung entfachte in ihm ein Feuer. Es raste durch seine Adern wie ein Blitz, der den sommerlichen Himmel zerriss. Jeder Nerv in seinem Körper vibrierte, jeder Muskel zuckte zusammen. Besonders die, über die er keine Kontrolle mehr zu haben schien. Er dankte dem Himmel stumm für die dicke Decke, sonst hätte sie sicherlich sofort gewusst, wie es um ihn bestellt war.
„Dickköpfiger Mann, ich will dir nur helfen.“
„Dann lass mich gehen“, knurrte er.
„Und höchst undankbar bist du noch dazu. Vater Luthais sagt, wir sollen dankbar denen gegenüber sein, die uns Gutes wollen.“
Lektionen in Manierlichkeit, und das von einer Heidin. „Ich bin dankbar, dass du mich gerettet hast, vor …“ Er war sich nicht sicher, wovor eigentlich.
„Den MacGorys.“ Sie grinste. „Eoin und die Jungs haben vier unserer Feinde getötet und den Rest in die Hügel gejagt.“
Er versuchte, sich die empfindsame Janet, die beim bloßen Anblick von Blut in Ohnmacht fiel, dabei vorzustellen, wie sie von einem Kampf mit solch offensichtlichem Genuss sprach. Er brachte es nicht fertig. „Nun ja, dann danke ich dir für dein rechtzeitiges Eingreifen. Und dafür, dass du mich gepflegt hast, bis das Fieber weg war, aber ich werde noch woanders erwartet und kann hier nicht mit …“ Plötzlich erinnerte er sich an den Beutel mit den Edelsteinen. „Wo sind meine Sachen?“, rief er und hob den Kopf, um sich hektisch im Zimmer umzusehen.
„Dort.“ Sie zeigte in die gegenüberliegende Ecke, wo sein Schwert an die raue Steinwand gelehnt war. „Wir sind keine Diebe.“
„Das muss sich erst noch beweisen. Ich hatte auch noch eine Tasche, die an meinem Gürtel hing. Darin befinden sich meine Papiere und einige Münzen.“
Das Mädchen lächelte und stand vom Bett auf, nur um kurz darauf mit der ledernen Tasche zurückzukehren. „Hier ist sie.“
„Binde mich los, damit ich nachsehen kann, ob der Inhalt noch darin ist.“
Sie runzelte die Stirn und presste die Tasche gegen ihre Brust, über die Stelle, an der ihr Herz lag. Durch die Bewegung wurde der Stoff ihres hässlichen braunen Kleides mit einem Mal eng gegen ihre Brüste gedrückt. „Wir würden dich nicht bestehlen.“
„Warum nicht? Du hast offensichtlich auch keine Bedenken, mich hier gefesselt liegen zu lassen.“
Sie seufzte. „Das tu ich nur, um dich davon abzuhalten,
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