Historical Weihnachtsband Band 4
dramatische Pause ein, bevor sie fortfuhr: „Ich möchte, dass ihr alle den Mund haltet, euch setzt und zur Abwechslung einmal mir zuhört!“
Die im Salon Anwesenden starrten sie fassungslos an. Halbert war immer noch darin vertieft, die Mistelzweige zu zerfetzen. Ungläubig sahen alle mit an, wie Claire zu ihm in die Halle schritt, ihn am Kragen packte und den armen Halbert mit sich in den Essraum zerrte. Heftig entriss sie ihm den Besen und befahl ihm, sich zu setzen.
Als Halbert, noch ganz benommen von seinem eigenen Zornausbruch, sich auf einen Stuhl sinken ließ, taten es ihm die anderen gleich, die Blicke fasziniert auf Claire gerichtet.
„Ich bin schockiert. Und traurig. Und entsetzt. Ihr seid meine Familie. Ich bat euch, mit mir die Freude darüber zu feiern, dass ich einen Mann heiraten werde, den ich liebe. Und ihr benehmt euch wie ... wie ...“
V erzogene Gören , stärkte ihr jene aufmunternde innere Stimme den Rücken.
„Verzogene Gören“, sagte Claire. „Ihr solltet euch einmal zuhören, wie ihr über mich redet, als wäre ich euer Besitz und keine Person. Eure Claire. Wisst ihr, das tut ihr schon seit vier langen verflixten Jahren, und um ehrlich zu sein, ich habe es satt.“
Du hast deine eigenen Hoffnungen und Träume, soufflierte ihr die Stimme.
„Ich bin ein Mensch. Mit Gefühlen und Hoffnungen und Träumen, von denen ihr gar nichts wisst. Ihr verdreht die Augen, wenn es um meine Bücher geht, und seht in meiner Leidenschaft fürs Lernen eine kleine Überspanntheit, die es zu tolerieren gilt.
Habt ihr euch auch nur ein einziges Mal gefragt, was ich da lese, oder euch für meine Gedanken, Gefühle und Hoffnungen interessiert? In den wenigen Tagen, die Rafe hier ist, hat er viel mehr über mich erfahren als ihr in den vergangen zwölf Jahren.
Ihm war ich wichtig genug, dass er mich fragte, mich ermutigte, meine Gedanken und Gefühle mit ihm zu teilen.“
Sie fasste jeden einzelnen von ihnen ins Auge, und in ihren Blicken las sie einerseits Erschrecken und Ärger, andererseits Verständnis und Scham.
Du hast dir ihre Tränen und ihr Geheule gefallen lassen ...
„In den letzten vier Jahren habe ich euch getröstet und euer Selbstmitleid und eure niedergeschlagenen Mienen ertragen. Ich glaubte, euch damit zu helfen. Doch in Wirklichkeit half ich euch nur, den Schmerz über Stephens Tod unnötig in die Länge zu ziehen. Es ist höchste Zeit, dass ihr seinen Verlust akzeptiert und das Beste aus der Zeit macht, die euch noch verbleibt. Stephen wäre entsetzt gewesen, zu sehen, was sein Tod aus euch gemacht hat – aus uns allen gemacht hat.“
„Undankbares Kind“, brachte Tante Eloise mühsam hervor. Es klang aber eher verletzt als böse.
„Wir haben dich immer geliebt wie eine Tochter“, klagte Tante Hortense. Ihre Unterlippe zitterte, und ihre Augen waren inzwischen fast so rot wie ihre Nase.
„Du warst unser kleines Mädchen, unser süßer kleiner Schatz“, stöhnte Abner.
„Der mir Geschichten vorlas, während ich in meiner Werkstatt arbeitete“, sagte Halbert leise, ohne Claire anzusehen.
„Und sieh nur, wie du uns behandelst. Du lässt uns im Stich und läufst mit dem erstbesten glattzüngigen Schönling davon.“ Tante Hortense vergrub das Gesicht in den Händen und weinte.
Rafe atmete tief ein, die Hände geballt. Man sah ihm an, dass er im Begriff stand aufzuspringen, doch Claire legte ihm beschwichtigend die Hand auf die Schulter.
„Ich laufe nicht mit einem glattzüngigen Schönling davon. Ich heirate Cousin Ralph.
Erinnert ihr euch nicht mehr? Ralph, der seinen Spaziergang mit einem Penny in der Tasche beginnt und mit einem Pfund heimkommt. Ralph, der treu und zuverlässig wie die Bank von England und vernünftig wie wollene Socken ist.“
„Nein, das stimmt nicht.“ Tante Hortense ging zum Angriff über und fuchtelte wild mit ihrem feuchten Taschentuch. „Du heiratest diesen ... wie nennt er sich ... Rafe!“
Sie benehmen sich wie Kinder, dachte Claire. Ihre Empörung wuchs. Doch der nächste Gedanke milderte sofort ihre Entrüstung. Ganz offensichtlich waren sie alle gerade im Begriff, in ihre zweite Kindheit zurückzufallen. Sie wurden alt und verschroben und launisch. Zu lange hatten sie sich in ihrem Kummer vergraben.
Claire dachte an die Sehnsucht, die Trauer und die Liebe, die sie miteinander geteilt hatten. Diese Menschen waren ihre Familie. Und sie würde sich, verflixt noch mal, nicht dazu zwingen lassen, zwischen ihnen und dem Mann, den
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