Historical Weihnachtsband Band 4
Gedanke auch nicht erfreute.
Aber er konnte unmöglich von Fiona erwarten, ein zweites Mal das Zimmer mit ihm zu teilen. Dass sie in der ersten Nacht auf dem Boden geschlafen hatte, erfüllte ihn noch immer mit Scham.
„Auf keinen Fall“, entgegnete sie mit der ihm jetzt so vertrauten Bestimmtheit. „Das alte Ding ist so hart wie ein Ziegelstein und die Gobelinstickerei des Bezugs ist sehr unbequem. Sie schlafen ... im Zimmer meines Vaters.“
Er war betroffen. „Fiona, das kann ich nicht.“
„Aber natürlich können Sie. Es liegt von meinem Zimmer aus am anderen Ende des Gangs. Obwohl es ein wenig staubig sein dürfte, ist das Bett frisch bezogen.“ Er wollte noch einmal protestieren, sie brachte ihn allerdings mit einem Blick zum Innehalten. „Mein Vater hätte gewollt, dass ich das Zimmer wieder benutze. So wie er sich auch gewünscht hätte, dass ich nicht mehr trauere und das Weihnachtsfest feiere und ... meinen Geburtstag auch.“
„Sie haben heute Geburtstag?“
„Ich wurde am Weihnachtstag geboren, gleich nach Mitternacht.“
Wie aufs Stichwort schlug die Uhr Mitternacht. Beide drehten sich zu ihr um und sahen einander dann an.
Tobias wartete, bis der zwölfte Schlag verhallt war, bevor er neckend sagte: „Ich wünschte, Sie hätten es mir vorher verraten. Dann hätte ich die Götter vielleicht dazu überreden können, zusätzlich zu dem sehr schönen Champagner und dem köstlichen Perlhuhn noch einen Kuchen beizusteuern.“
Wie Fiona es geschafft hatte, ein solches Festmahl zusammenzustellen, war ihm schleierhaft. Nach dem kalten Mittagsimbiss war er eigentlich zu dem Schluss gekommen, dass sie kaum kochen konnte. Trotz des schmackhaften Abendessens allerdings waren sie zu sehr ineinander vertieft gewesen, um mehr als nur darin herumzustochern. Dem Champagner hingegen hatten sie sehr gut zugesprochen.
„Der heutige Abend war vollkommen. Man könnte sogar sagen, er war ein Traum, der Wirklichkeit geworden ist“, fügte Fiona mit einem leisen Lächeln hinzu.
„Nicht ganz vollkommen. Wenn auch spät, so lassen Sie mich Ihnen wenigstens herzlich zu Ihrem Geburtstag gratulieren ... Fiona.“ Er sprach ihren Namen langsam, fast zaghaft aus, da sie ihm bisher nicht die Erlaubnis gegeben hatte, sie damit anzusprechen.
Sie wäre völlig im Recht, ihn jetzt zu tadeln. Stattdessen vertiefte sich ihr Lächeln.
„Ich danke Ihnen, dass Sie ihn zu einem so unvergesslichen Tag gemacht haben ...
Tobias.“ Damit wandte sie sich ab und ging die Stufen hinauf.
Während er ihr nachblickte, wie sie regelrecht die Treppe hinaufschwebte, als hätte sie nie gehinkt, wurde es ihm schwer ums Herz. Wenn die Dinge doch nur anders zwischen ihnen sein könnten. Wenn doch nur nicht dieses verflixte Buch zwischen ihnen stünde.
Wie es so schön hieß: Wenn das Wörtchen „wenn“ nicht wär’. Das kluge Sprichwort erteilte eine wichtige Lehre. Sich etwas zu wünschen, brachte niemanden zum Ziel.
Man musste handeln. Dass Fiona zum ersten Mal seit ihrem Unfall gewagt hatte, wieder zu tanzen, bewies ihren enormen Mut. Tobias war stolz auf sie.
Unruhig ging er in der Buchhandlung auf und ab und nahm Bücher von den Regalen, ohne sich jedoch länger als einige Minuten dafür interessieren zu können. Schließlich sah er ein, dass es besser wäre, wenn er sich zurückzog. Es würde ja wohl nicht ewig schneien. Morgen würde er das Thema des Aristoteles wieder auf den Tisch bringen.
Je eher er das Buch in Händen hielt, desto eher konnte er sich auch auf den Weg machen. Fiona MacPherson begann, ihm viel zu sehr ans Herz zu wachsen. Und das verhieß weder ihm noch ihr Gutes.
Niedergeschlagen ging er die Treppe hinauf. Gleich darauf kam er an Fionas geschlossener Tür vorbei. Einen Moment blieb er unschlüssig stehen. Unter der Tür zeigte sich ein schmaler Lichtstreifen. Sie musste noch wach sein. Die Versuchung, zu ihr zu gehen, war fast unwiderstehlich. Nein, nicht nur fast. Wie von unsichtbaren Kräften gezogen, hob er den Arm und klopfte.
„Herein“, rief sie von innen.
Beim Klang ihrer Stimme begann Tobias zu zittern. Er legte die bebende Hand auf den Türknauf und drehte ihn herum. Die Tür ging auf.
Fiona stand am Kamin. Bis auf die Perlenkette hatte sie bereits alles abgelegt. Ihre kupferroten Locken fielen weich über ihre Schultern, und ihr schlanker Leib war nur in einen leichten cremefarbenen Seidenmorgenrock gehüllt. Sie sah aus wie eine Braut in ihrer Hochzeitsnacht.
Seine Braut.
„Mr
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