Hitzkopf
sehen konnte.
Es spielte keine Rolle. Nachdem sie sich geduscht und umgezogen hatten, hatte Paulie ihn einfach am Nacken gepackt und Griff fand sich zusammengequetscht auf dem Rücksitz eines Lincolns, mit Loretta Anastagio über seinen Beinen, wieder – lachend und unterwegs zu Pizza und Cola. Bis der Abend vorbei war, hatte die ganze Familie ihn praktisch verdaut wie eine laute, glückliche Amöbe... und das war's dann.
Ziemlich bald aß Griff grundsätzlich bei den Anastagios, half Mr. A mit der Dachrinne, fuhr gemeinsam mit den Brüdern auf Partys oder zum Strand und futterte aus ihrem irren, überladenen Kühlschrank. Zum guten Schluss konnte er aufhören sich die imaginäre Familie zu wünschen, nach der er sich immer gesehnt hatte – sie hatte ihn gekidnappt.
Griffs Dad schien es, so oder so, egal zu sein. Als Brandermittler konnte er zu jeder Zeit zu Untersuchungen gerufen werden und überließ Griff im Wesentlichen sich selbst, kalten Sandwiches und Limo. Griffs Mom war gestorben als er neun war, somit mussten die Muir-Männer sehen wie sie klar kamen.
Die Anastagios schmissen Geburtstagspartys für ihn. In den Ferien vor dem letzten Schuljahr, nahmen sie ihn für eine Woche mit zum Lake George, zu ihrem jährlichen Nicht-Angel-Urlaub. Und als Griff sich eines Abends beim Basketball spielen den Arm gebrochen hatte, war es Mrs. Anastagio, die ihn ins Krankenhaus brachte. Er und Paulie passten auf die jüngeren auf und mussten ihre großen Klappen ertragen. Griff lernte von Mr. Anastagio was es bedeutete, ein Mann zu sein, nicht von seinem eigenen Vater.
Jedes Foto aus seinem Senior-Jahr, zeigte Griff mit einem Lächeln – mit einer dicken Matte feuerroten Haares und Schultern wie ein Kühlschrank, stand er groß und blass und schüchtern, umringt von seinen halb adoptierten, sizilianischen Geschwistern: ihre dunklen Gesichter und das ausgelassene Lachen... Jedes Foto, war wie das Lied aus der Sesamstraße: Eines dieser Dinge, ist nicht wie die anderen.
Kurz vor dem Schulabschluss hatte Paulie Veronica Nuñez geschwängert. Das glückliche Paar (plus kleinem blinden Passagier) heiratete im Juni und zog im August nach Staten Island. Statt das Feuerwehrmann-Examen zu machen wie er ursprünglich geplant hatte, hatte Paulie auf dem Bau angefangen.
In einer Art stillem Einverständnis, rutschte der nächste Bruder in der Reihe nach, um mit Griff den großen Bruder zu machen: Dante, der absolut verrückteste Anastagio – und stolz darauf. Ärger auf zwei Beinen, größer, schlanker und eingebildeter als Paulie.
Am Anfang hasste Griff ihn. Nicht hassen-hassen. Aber, als sie an einem Abend mit ein paar anderen Jungs, die mit ihnen die Ausbildung machten, in einen Stripclub gingen und Dante unverschämt wurde, haute er ihm eine rein. Dante hatte nicht aufgehört eine der Tänzerinnen, ein Mädchen das sie noch aus der Schule kannten, zu belästigen. Griff holte aus und Dante ging zu Boden. Als er sich mit seinem Piratenlächeln und einer blutigen Lippe wieder auf die Füße gerappelt hatte... schmatzte er nur einen dicken, feuchten, italienischen Kuss auf Griffs Wange. „Ist schon gut, Kumpel. Ist schon gut.“
Klick. Sie waren beste Freunde. Als hätte jemand auf einen Schalter geklickt.
Sie fanden schnell heraus, dass sie beide einen Abschluss zum Feuerwehrmann machen wollten, was eigentlich beinahe ein vorherbestimmtes Schicksal war. Sie trainierten zusammen, feierten zusammen, gingen zusammen auf Frauenjagd, kotzten zusammen... Brüder.
Sie bestanden ihre Abschlussprüfungen, Griff beim ersten Mal, Dante beim dritten. Ihre Anfängerzeit verbrachten sie Seite an Seite auf Randall Island. Danach wurde Dante in eine heruntergekommene Feuerwache versetzt, die immer kurz davor stand aus Budgetgründen geschlossen zu werden und zog nach Queens. Griff hatte mehr Glück, vermutlich wegen seines Vaters und erwischte eine Stelle bei der Engine 333/ Laddder 181 in Red Hook. Die Jungs nannten sich selbst die „Hot Hookers“ und, keine Frage, das waren und taten sie.
Bis Griff heiratete, hingen er und Dante weiterhin an den Wochenenden zusammen rum – tranken, betranken sich und teilten sich sogar ein paar Mädchen. Dante hatte immer drei oder vier oder sogar mehr Frauen am Start.
Keine Ausnahme bei den Jungs auf der Feuerwache. Jeder wusste, dass junge Feuerwehrmänner ihre Hosen nicht oben behalten konnten. Es kam mit dem Job: Vierundzwanzig Stunden Schichten, permanente, körperliche Anstrengung,
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