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Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition)

Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Frech
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Eigentlich hätte sie sich an die Narbe längst gewöhnen müssen.
    Sie trocknete sich ab, föhnte ausgiebig ihre Haare und schlüpfte in frische Unterwäsche.
    Im Schlafzimmer lag die gebügelte Uniform.
    In dem Moment, als sie ihr Hemd vom Kleiderbügel nahm, klingelte das Telefon. Barfuß und in Unterwäsche hüpfte sie in den Flur. Lea blickte auf die Nummer im Display des Mobiltelefons und kniff ihre Lippen zusammen.
    »Mama!«
    »Liebes … wie geht es dir?«
    »Ich muss in fünfzehn Minuten auf der Dienststelle sein.«
    »Mitten am Tag? Arbeitest du immer noch im Schichtdienst?«
    »Jaa.«
    »Ich dachte, du möchtest zur Kriminalpolizei?«
    Natürlich wollte sie das, aber im Moment hatte sie keine große Lust, ihrer Mutter zu erklären, wie schwierig es war, den heiß ersehnten Wechsel zu erreichen.
    »So wie du seit Jahren auf die Malediven willst.«
    »Aber, Liebes, das kann ich mir doch nicht leisten.«
    Lea sah auf die Uhr und räusperte sich.
    »Mama, können wir ein andermal telefonieren?«
    »Du hast doch sowieso nie Zeit!«
    »Das liegt daran, dass du immer dann anrufst, wenn ich was vorhabe oder nicht da bin.«
    »Warum meldest du dich dann nie?«
    »Nie …« Lea schnaufte laut. Es stimmte, sie rief selten bei ihrer Mutter an.
    »Du hast recht. Also, ich arbeite heute bis um acht …«
    »Heute ist Samstag!«
    »Auch samstags braucht man hin und wieder die Polizei.«
    »Du brauchst nicht patzig zu werden. Dann rufe ich dich morgen an.«
    »Da arbeite ich vormittags und die ganze Nacht!«
    »Das kann doch nicht gesund sein!«
    »Mir macht das nichts aus. Mama, ich muss Schluss machen.«
    »Interessiert es dich gar nicht, wie es mir geht?«
    »Doch, aber ich habe jetzt wirklich keine Zeit!«
    »Hast du deinen Vater angerufen? Er hat heute Geburtstag!«
    »Das weiß ich. Aber ich werde einen Teufel tun, diesen Mistkerl anzurufen.«
    »So darfst du nicht über ihn sprechen.«
    Lea kickte wütend ein paar Schuhe zur Seite. »Und ob ich das kann! Hast du vergessen, was er uns angetan hat?«
    Ihre Mutter schnäuzte sich in ein Taschentuch.
    »Fang jetzt bitte nicht an zu weinen. Es tut mir leid, dass ich laut geworden bin.«
    Das Schluchzen wurde stärker. Sie wartete, bis ihre Mutter sich halbwegs beruhigt hatte.
    »Ich muss jetzt zur Arbeit. Lass uns am Montag telefonieren.«
    »Ja, gut. Bis Montag dann. Pass auf dich auf, Liebes.«
    »Das tue ich.«
    Lea machte sich eine Notiz und klatschte den Zettel an die Wand. Sie spürte ihr Herz pochen. Es ist jedes Mal dasselbe, dachte sie. Ich kann mit meiner Mutter nicht normal sprechen. Wir leben auf zwei unterschiedlichen Planeten. Es sind nicht nur die 700 Kilometer, die uns trennen, sondern vor allem die Art und Weise, wie wir leben. Und der Umstand, dass wir 25 Jahre mit einem Diktator verbracht haben, schafft auch keine Nähe.
    Moritz Kepplinger hatte den gesamten Samstag mit Tapezieren verbracht. Jetzt saß er zufrieden und erschöpft auf dem bislang einzigen Stuhl seines neuen Heims und betrachtete das Ergebnis seiner Arbeit. Der gesamte Wohn- und Esszimmerbereich seines Zweieinhalb-Zimmer-Appartements in der Göppinger Nordstadt war fertig. Er nahm sich vor, jeden Tag einige Stunden mit Renovierungsarbeiten zu verbringen. Morgen würde er die Wände streichen. Eine passende Wandfarbe hatte er schon im Baumarkt besorgt.
    Am Vormittag hatte Valerie angerufen und sich erkundigt, wann er seine Sachen abholen würde. Sein gesamtes Hab und Gut lagerte in Umzugskartons verpackt in ihrem Keller.
    Seine Exfreundin hatte sich weder nach seinem Studienabschluss noch nach der neuen Wohnung erkundigt. Sie hat kein Interesse an dem, was ich tue, dachte er und erinnerte sich an die Anfänge ihrer Beziehung. Er hatte Valerie vor drei Jahren während einer Kunstnacht in der Stuttgarter Staatsgalerie kennengelernt. Beide hatten lange Zeit vor einem Gemälde von Gaspare Traversi gestanden. Ohne den Blick von dem Kunstwerk zu nehmen, hatte sie ihn gefragt, was ihm an der Darstellung gefalle.
    Die Frau, die davor steht, hatte er geantwortet und einen roten Kopf bekommen. Daraufhin hatten sie so herzhaft gelacht, dass sie von einem der Aufseher zur Ruhe ermahnt worden waren. Später tranken sie im Galeriecafé ein Glas Weißwein und verabredeten sich für das darauffolgende Wochenende.
    Sie studierte Kunstpädagogik und stand kurz vor ihrem Examen. Er arbeitete in dieser Zeit beim Drogendezernat und musste oft am Abend oder am Wochenende zum Dienst. Sie kam gut mit seinen

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