Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)
Bedingungen meiner Oma grenzten sicher an Kuppelei oder unsittliches Verhalten oder wie auch immer man das nannte!
Ich erzählte meiner Mutter von Bertas gemeinem Testament. Und erwartete ihre Empörung und dass sie mich dabei unterstützen würde, rechtlich gegen diese Bedingungen vorzugehen. Aber zu meiner Überraschung fiel ihre Reaktion völlig anders aus.
»Hanna, es ist besser, du verzichtest auf das Erbe und überlässt es Max!«, riet sie mir.
Ich war für einen Moment sprachlos.
»Aber da muss man doch irgendwas tun können. Sie kann doch nicht einfach …«
»Hör zu«, unterbrach sie mich, »ich möchte nicht, dass du das Testament anfichst. Und ich werde dich dabei auch nicht unterstützen.«
»Du willst, dass ich einfach auf alles verzichte?«, fragte ich ungläubig. War das wirklich meine Mama am anderen Ende der Leitung?
»Was willst du denn mit einem Bauernhof, Hanna? Du hast doch überhaupt keine Ahnung davon!«
»Mama, wir reden hier von 2,3 Millionen Euro!«
»Du würdest nicht glücklich sein mit dem Geld. Außerdem hast du bereits das Erbe deines Vaters an diesen Schmarotzer Simon verplempert. Wahrscheinlich würdest du auch den Hof noch an irgendeinen dahergelaufenen Deppen verschenken. Pack deine Sachen, und komm mit Pauline heim. Das ist der einzige Rat, den ich dir geben werde.« Sie legte auf.
Ich starrte verdattert auf mein Handy. Was für ein Tag! Ich war völlig überraschend Erbin eines wirklich ansehnlichen Vermögens geworden, vorausgesetzt, ich wäre in drei Monaten mit einem Mann verheiratet, den ich noch gar nicht kannte. Und meine Mutter wollte nicht – ebenfalls völlig überraschend für mich –, dass ich das Erbe annahm oder die Bedingungen anfocht. Wenn jetzt noch Brad Pitt an der Tür klingelte, würde mich das heute auch nicht weiter wundern.
Brad klingelte nicht, dafür klopfte Pit ans Fenster. Ich öffnete es und schaute zu ihm hinaus.
»Hanna, Max hat gesagt, du bist jetzt für den Hof zuständig.«
»Äh ja … Also vorerst stimmt das wohl«, sagte ich unsicher.
»Rufst du den Tierarzt an?«, fragte er ohne weitere Erklärung.
»Den Tierarzt?«
»Ja, für die Highlands.«
»Fehlt ihnen was?« Hoffentlich war keines der Rinder krank.
Er schüttelte den Kopf mit dem schon etwas schütter werdenden dunkelblonden Haar.
»Parasitenbehandlung ist fällig.«
»Ach so. Welcher Tierarzt kommt da denn üblicherweise?«
»Der Hans-Jürgen natürlich.« Pit ließ sich wirklich jedes Wort aus der Nase ziehen.
»Der Hans-Jürgen. Und wie weiter?«
»Fröschl.«
»Na gut, dann ruf ich den Doktor Fröschl an.«
»Danke!«
Ich überlegte. »Hör mal, Pit. Du kennst dich ja auf dem Hof hier bestens aus. Wenn es notwendig ist, den Tierarzt zu rufen, dann kannst du das natürlich auch selber tun.«
»Aber bis jetzt hat das immer Berta gemacht.«
»Das stimmt. Aber momentan läuft alles ein wenig anders.«
Ich hatte wirklich überhaupt keine Ahnung, was es alles zu tun gab. Mutter hatte recht. Was wollte ich mit dem Hof? Und schnell mal einen Landwirt heiraten, war auch nicht gerade mein Wunschtraum. In diesem Moment traf ich eine spontane Entscheidung. Ich würde morgen mit Pauline zurückfahren. Mich um BeauCadeau kümmern und auf den Hof verzichten.
»Pit, kannst du mich und Pauline morgen Mittag zum Bahnhof bringen?«
»Kann ich schon, aber warum fährst du nicht einfach selbst mit dem Auto?«
Fünf Minuten später stand ich in der Scheune vor dem Wagen meiner Oma. Ich hatte nicht gewusst, dass sie den silbergrauen Mercedes noch gefahren hatte. Der Wagen war einige Jahre älter als meine Schwester, aber immer noch total gut in Schuss. Pit reichte mir die Schlüssel. Und da mir – zumindest bis ich das Erbe offiziell ausschlug – momentan noch alles gehörte, würde ich den Wagen auch so lange fahren.
Kapitel 7
Entscheidungen waren manchmal dazu da, über den Haufen geworfen zu werden. Während ich mich wieder einmal schlaflos in meinem Bett herumgewälzt hatte, war mir eine Idee gekommen, wie ich Bertas Bedingungen umgehen würde, ohne das gesamte Erbe zu verlieren. Ich konnte kaum erwarten, dass es Morgen wurde. Als es draußen endlich hell war, stand ich auf und sprang unter die Dusche.
Während ich vor dem Spiegel meine widerspenstigen Haare föhnte, merkte ich, dass mir bereits die wenigen Tage auf dem Land eine gesunde Farbe ins Gesicht gezaubert hatten. Meine dunklen, schokofarbenen Augen strahlten. Ich war aufgeregt. Ich würde Omas Absichten
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