Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)
abzuholen.
Zunächst verschwieg ich Daniela mein verzwicktes Erbe, damit sie sich auf unsere Arbeit konzentrieren konnte. Denn ich hatte neben Cornelius’ Auftrag noch drei weitere Geschenke zu organisieren.
Innerhalb der nächsten zwei Stunden wählten wir, nach sorgfältigen Recherchen in den letzten Wochen, eine Suzuki GW 250, eine Amazonas-Expedition und einen Cavalier King Charles Spaniel Welpen, samt exklusiver Hunde-Erstausstattung. Das Motorrad war ein Geschenk zum 25. Hochzeitstag, mit der Expedition wurde eine 60-jährige Mutter beschenkt, und der Hund war für die Geliebte eines vielbeschäftigten Hoteliers gedacht.
Nachdem wir diese drei Punkte abgehakt hatten, die wieder ein wenig Geld in die Kasse bringen würden, machten wir ein erstes Brainstorming für Cornelius’ Frau.
Doch ich konnte mich nicht richtig konzentrieren und platzte plötzlich mit der Nachricht über Bertas letzten Streich heraus. Wie ich schon vermutet hatte, war Daniela völlig aus dem Häuschen.
»Du darfst dir das auf keinen Fall entgehen lassen, Hanna!«, rief sie aufgeregt. »Schließlich steht dir das Erbe zu.«
»Meine Mutter ist da völlig anderer Ansicht«, seufzte ich. Ich konnte immer noch nicht verstehen, warum sie in diesem Fall nicht hinter mir stand.
»Unsinn! Wahrscheinlich hat sie ein schlechtes Gewissen, weil sie jetzt mit einem anderen Mann verheiratet ist. Aber das hat doch alles nichts mit dir zu tun, Hanna! Du musst das unbedingt machen!«
»Aber wie denn? Wo soll ich denn plötzlich einen Ehemann hernehmen, der noch dazu eine Ahnung von der Landwirtschaft hat?«
Sie zwirbelte wild an ihren Haaren. »Gibt es denn in diesem Halling keine geeigneten Junggesellen?«, fragte sie.
»Ehrlich gesagt habe ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht«, gestand ich. »Aber vielleicht sollte ich die Männer dort mal unter die Lupe nehmen.«
»Natürlich solltest du das!«
»Aber ich hab gerade mal drei Monate Zeit!« Manche Frauen brauchten fast ein Leben lang, um einen Ehemann zu finden, einige schafften es nie, und ich sollte das in dieser kurzen Zeit bewerkstelligen?
»Jetzt stell dich nicht so an. Wenn man etwas wirklich will, dann schafft man es auch.«
Ich hatte Danielas Worte noch im Ohr, als ich am späten Nachmittag zu meiner Mutter fuhr, um meine Schwester und Fanny abzuholen. Meine Mutter war keinen Millimeter von ihrer Meinung abgewichen und redete mir noch einmal eindringlich ins Gewissen, auf den Hof zu verzichten. Ihre Argumente klangen sehr plausibel: Nur aus Geldgründen zu heiraten brächte kein Glück. Zudem wäre ich völlig ungeeignet, einen Hof zu führen, und würde ihn womöglich in den Ruin treiben.
Und ein letzter Punkt, in dem ihr ihre Anwaltskollegen, die auf Erbrecht spezialisiert waren, sicher nicht recht gegeben hätten: Den letzten Willen eines Menschen sollte man nicht anfechten!
Ich versprach ihr, noch einmal in Ruhe über alles nachzudenken, und war froh über meine quengelnde Schwester und die bellende Fanny, die darauf drängten, dass wir endlich losfuhren.
Ich hatte mir ausreichend Kleidung eingepackt, denn – egal wie es sich in puncto Männer entwickeln würde – die Klausel mit dem Übernachten würde ich auf jeden Fall erfüllen. Und wenn ich es nur tat, um Max zu ärgern! Damit ich nicht ständig wegen der Arbeit hin und her fahren musste, hatte ich auch meinen Laptop und verschiedene Arbeitsunterlagen im Kofferraum verstaut.
Pit war noch auf dem Hof, als wir ankamen, und berichtete mir, dass er bald mit dem Auslegen der Kartoffeln beginnen würde.
»Danke, Pit«, sagte ich und holte müde die Taschen aus dem Wagen. Pauline und Fanny waren schon im Haus verschwunden.
»Komm, ich helfe dir«, bot Pit freundlich an.
Als alles im Haus verstaut war, nahm ich aus dem Kühlschrank zwei Flaschen Bier und reichte Pit eine davon. Wir setzten uns in die Stube.
»Ich bin froh, dass du dich so gut um alles kümmerst, Pit«, sagte ich, ehrlich dankbar, dass ich ihn an meiner Seite hatte.
»Es ist meine Arbeit.«
»Trotzdem. Alleine wäre ich völlig hilflos.«
Er sah mich mit seinen hellblauen, ein wenig wässrig wirkenden Augen lächelnd an.
»Du musst das ja nicht alleine machen«, entgegnete er und nahm dann einen tiefen Schluck aus der Flasche. Ich tat es ihm nach.
Aus dem Wohnzimmer war der Fernseher zu hören. Irgendeine dieser unzähligen Casting Shows, nach denen Pauline geradezu süchtig war.
»Trotzdem muss ich es lernen. Sag mir bitte, wenn es was zu
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