Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
vor, was sie da sagte, dennoch Karte er etwas in dieser Art erwartet.
»Macht dir das gar nichts aus?«, fragte sie, als sie sein Gesicht studierte.
»Wir müssen uns trennen?«, fragte er ruhig. »Warum? Habe ich etwas falsch gemacht? Oder... liebst du einen anderen?« Seine Stimme war flach und tonlos. Innerlich war er nahe daran zu zerspringen.
Sie merkte, mit welcher Mühe er sich beherrschte. Dass er Schmerzen litt — ebenso wie sie -, schien sie irgendwie zu versöhnen.
»Ich liebe dich«, sagte er. »Und wenn ich nicht völlig verrückt geworden bin, dann liebst du mich doch auch, oder? Was auf der Welt soll uns da auseinander bringen?«
»Die... Pflicht«, antwortete sie.
»Die Pflicht?« Er glaubte, nicht richtig verstanden zu haben.
Sie nickte jedoch, langsam und bedrückt, und starrte wieder hinaus in die Nacht. »Wir sind in Gefahr. Du weißt das - du hast es am eigenen Leib erlebt.«
»Die Drakken?«, fragte er verwirrt. »Du meinst...?«
Sie schüttelte den Kopf. »Die Bruderschaft«, sagte sie nur.
Er richtete sich auf und warf die Arme in die Luft. »Die Bruderschaft?«, rief er aus. »Das kann doch nicht dein Ernst sein! Ich weiß, dass es gefährlich ist! Aber was, bei den Kräften, hat das mit uns zu tun? Hast du etwa Angst, dass einer von uns sterben könnte?
Glaubst du, dass es weniger wehtun wird, wenn wir uns vorher trennen?«
Ihr Lächeln war voller Wärme, aber dennoch betrübt und unglücklich. »Sollte ich wirklich sterben müssen, wüsste ich nicht, wo es mir lieber wäre als in deinen Armen. Aber...«, sie schüttelte den Kopf. »Nein, du missverstehst mich. Es geht um etwas ganz anderes. Es... es wird dir nicht gefallen.«
Er stöhnte leise. »Nun sag schon!«
»Du bist Vater«, eröffnete sie ihm. »Du hast einen kleinen Jungen - er heißt Marie.«
Binnen eines Augenblicks saß Victor stocksteif da, seine Augen waren groß und rund, sein Mund stand vor Überraschung offen. »Du hast...«, rief er aus, »aber...« Dann schüttelte er fassungslos den Kopf. »Aber... wo ist er? Du kannst ihn doch nicht... ist ihm etwas passiert?«
Leandra starrte ihn verwirrt an, dann aber verstand sie, was er meinte. Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich bin nicht die Mutter. Ich wünschte, ich wäre es.«
Nun erhob er sich ganz, setzte sich auf die Knie. Er schien nahe daran, die Beherrschung zu verlieren. »Du bist nicht die Mutter... ?«
»Nein. Alina ist es. Du hast mit ihr einen Sohn.«
Bei einer anderen Gelegenheit wäre sein fassungsloser Gesichtsausdruck vielleicht zum Lachen gewesen. Nicht aber jetzt und hier. »Alina? du meinst... die Alina, die du befreit hast?«
Sie nickte. »Ja. Die Erbin des Shabibsthrons. Sie ist die Mutter deines Sohnes.«
Plötzlich lächelte er. Zuerst verwirrt, dann immer breiter und entspannt. »Ein Irrtum«, verkündete er und seine Miene erhellte sich von Sekunde zu Sekunde. »Eine Falschmeldung, ein Gerücht! Ich kenne sie nicht mal. Hab sie nur einmal gesehen - damals in Unifar, als Sardin starb und Chast sie entführte.«
Leandra sah ihn nur an, ihre Blicke schienen ihm sagen zu wollen, dass sie es besser wusste. Victor wurde wieder nervös.
»Nun hör mal!«, brauste er auf. »Du glaubst doch wohl nicht etwa, dass ich...?«
Sie schüttelte den Kopf und hob abwehrend die Hand. Sie lächelte schwach. »Nein, deine Seitensprünge kenne ich. Soweit man sie überhaupt so nennen kann.«
Er schluckte. »Meine... Seitensprünge?«
Sie nickte lächelnd. »Ja. Mit Hellami. Aber darum geht es nicht.« Sie holte Luft und setzte sich dann auf.
»Mit Hellami...?«, fragte er betroffen. »Das... das weißt du?«
»Ja. Aber es macht mir nichts aus. Zu der Zeit hast du wahrscheinlich geglaubt, ich wäre tot...«
Er blickte schuldbewusst zu Boden. »Ich hatte es gar nicht vor, weißt du? Es ist einfach passiert. Hellami wusste nicht, wer ich bin... und wir haben uns nur ein paar Mal geküsst...«
Sie winkte ab und seufzte. »Vergiss es. Ich war dir selbst einmal untreu. Außerdem kenne ich Hellamis Reize. Bin ihnen auch mal erlegen...«
Er machte ein erstauntes Gesicht.
Wieder lächelte sie schwach. Jedes kleine Lächeln tat ihm auf eine verzweifelte Weise gut, denn er spürte, dass sie ihn einfach liebte, und er vertraute darauf, dass diese Tatsache letztlich doch alles retten würde. Egal, was da kam, und sei es auch diese groteske Geschichte mit der angeblichen Vaterschaft von Alinas Kind.
»Aber jetzt geht es um Alina«, fuhr sie fort. »Und
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