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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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grünlicher Lichtschein, der ein Stück von
ihrem Lagerplatz entfernt über dem Sand schwebte; ein Grün,
das leicht ins Bläuliche stach und das nichts Gutes verhieß. Eine
seltsame Kreatur schien sich im Innern der Lichtaura zu befinden.
Ihre Freundin Marina kauerte am Rand des Lagers auf allen vieren im Sand, wie ein verschreckter und abwehrbereiter Hund, der
sich anschickte, einen ihm unbekannten Gegner anzuknurren.
Doch sie knurrte nicht, sie zitterte nur. Wie erstarrt beobachtete
Marina die geisterhafte Erscheinung, die langsam über den Sand
hinweg auf das Säulenmonument zuschwebte. Die schräge Außenmauer der Pyramide, unterhalb derer sie ihr Lager aufgeschlagen hatten, strebte in flachem Winkel fort in die Dunkelheit
und vermochte ihnen keinerlei Schutz zu bieten, sollte die grauenvolle Kreatur auf sie aufmerksam werden. Azrani wand sich aus
ihrem Schlaflager und kroch so leise wie möglich zu Marina.
»Siehst du das?«, flüsterte ihre Freundin und deutete auf die
Erscheinung, die sich einen Steinwurf von ihnen entfernt über den
Sand bewegte. »Genau wie damals. Geknickte Hinterbeine, ein
länglicher Leib, Fühler und Tentakel…«
Azrani keuchte leise. »Du kennst dieses Biest?«
»Ja. Aus dem Ordenshaus in Savalgor. Ich ging nachts hinunter,
weil ich nicht schlafen konnte und mir die Kristallpyramiden noch
einmal ansehen wollte. Dort habe ich dieses Monstrum gesehen.«
Azrani schluckte ihre Überraschung herunter und starrte zu der
gespenstischen Erscheinung hinüber.
»Davon hast du nie etwas erzählt!«
Marina antwortete nicht, sie legte nur den Zeigefinger auf die
Lippen.
Zum Glück entfernte sich die geisterhafte Kreatur von ihnen. Mit
grotesken Schwimmbewegungen schob sie sich voran, obwohl sie
das gar nicht nötig zu haben schien, denn sie berührte den Boden
nicht, sondern glitt darüber hinweg.
Nun war auch Ullrik bei ihnen, ebenso auf allen vieren.
»Hast du es kommen sehen?«, fragte Marina.
»Ja«, gab er leise zurück. »Ich lag wach und starrte zum Sonnenfenster hinauf. Wegen der Sterne, wisst ihr? Die waren heute
so schön zu sehen. Und dann… entstand es einfach in der Luft,
gleich dort drüben.« Er deutete nach rechts in die Dunkelheit.
»Wo ist Meados?«, flüsterte Azrani.
Niemand antwortete. Das große Sonnenfenster über der Hochebene spendete ihnen in dieser Nacht kein Mondlicht, sodass sie
sich gegenseitig kaum erkennen konnten. Nur das fahle, gespenstische Grün-Blau der stygischen Kreatur strahlte ein wenig in ihre
Richtung. Von Meados war nichts zu sehen.
»Vielleicht schläft er wie die Felsdrachen, an den Stein der Pfeiler geklammert«, meinte Marina.
Das gespenstische Wesen hatte das Säulenmonument erreicht
und bewegte sich in seine Mitte. Es sah so aus, als untersuchte es
den Sand und die Säulen genau.
»Es ist eine Art Spion«, meinte Marina leise, doch man konnte
Ärger aus ihrer Stimme heraushören. »Irgendwer hat dieses Biest
ausgeschickt, um all das auszuspionieren, was wir herausfinden.
Ich tippe auf Rasnor, den verdammten Verräter.«
»Rasnor?«, fragte Azrani. »Aber… wie soll der denn hierher gefunden haben?«
Auch diese Frage blieb verhielten unbeantwortet. Sie sich still
und beobachteten das Lichtwesen. Es wurde nun schneller und
zog Kreise über dem sandigen Boden unterhalb des Monuments,
als wollte es dort jede Handbreit erforschen. Bald darauf gewann
es an Höhe, wurde schneller und schneller und tanzte schließlich
wie ein verrückt gewordener Geist umher. Ein aberwitziges Spiel
von Licht und Schatten drang aus den rippenartigen Säulen nach
außen.
»Ist es… gefährlich?«, fragte Azrani angstvoll. »Ich weiß es
nicht. Im Ordenshaus bin ich ihm mit knapper Not entkommen.«
Das fremdartige Wesen zog jetzt unter den Säulen so weite und
schnelle Kreise, dass sie Angst bekamen, es könnte sie im nächsten Augenblick überfallen. Ein seltsames Vibrieren war in der
Luft entstanden, gepaart mit einem leisen Zischen und Pfeifen,
das ihnen einen Schauer über den Rücken jagte.
»Wir sollten von hier verschwinden«, wisperte Azrani, der Panik
nahe.
»Ja – aber wohin?«
Es war offensichtlich, dass das Wesen sie innerhalb der nächsten Atemzüge erreicht haben würde, egal, wie schnell sie davonliefen. Sie mussten unbedingt unentdeckt bleiben. Marina kroch
angstvoll rückwärts, um unter den verkrüppelten Baum zu gelangen.
Allerdings war der weit davon entfernt, einen halbwegs brauchbaren Schutz abzugeben. Azrani folgte ihr…

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