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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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nur Ullrik blieb, wo er
war.
»Ullrik, komm!«, zischte sie.
Der stämmige Bruderschaftler schien sie nicht zu hören.
Statt ihnen zu folgen, erhob er sich auf die Knie, bald darauf
stand er sogar, und Azrani fürchtete umso mehr, dass das Wesen
sie entdecken könnte.
»Ullrik! Was hast du vor?«
Ob es Azranis zu laut gesprochene Worte gewesen waren oder
Ullriks Unvorsichtigkeit, konnte später niemand mehr sagen. Das
schreckliche Wesen fiel in diesem Augenblick aus dem Rhythmus
seiner gezogenen Kreise und verharrte in der Luft – ihnen zugewandt. Marina entfuhr ein entsetzter Aufschrei.
Die Antwort des Untiers war ein Hitzeflimmern, das es aus seinem zähnestarrenden Maul in ihre Richtung ausstieß, gepaart mit
einem polternden Laut, der wie aus einem tiefen Felsenschlund zu
ihnen drang. Marina wusste instinktiv, dass sie dieses Mal nicht so
glücklich davonkommen würden. Die Bestie schoss los. Marina
quietschte vor Schreck auf und versuchte so schnell es ging auf
die Füße zu kommen. Azrani, voller Panik, klammerte sich an ihr
fest. Mit durchdringenden einem Geräusch, als risse Stoff, raste
das Monstrum schwerer über sie hinweg, zerfurchte mit einer
Gliedmaße den Boden, sodass ellenhoch der Sand aufspritzte,
doch es erwischte sie nicht. Augenblicke später stand der verkrüppelte Baum mit einem dumpfen Wumm! in hellen Flammen.
Dann geschah etwas für die beiden Mädchen Verblüffendes.
Kaum war die Bestie ein Stück entfernt, stieß Ullrik einen wütenden Laut aus, hob beide Fäuste und rief zwei oder drei schmetternde Worte, welche die Nacht über der Hochebene wie mit einer
Axt spalteten. Von irgendwoher aus dem Nichts zuckte ein violetter Blitz auf, und ein scharfer Donnerschlag krachte nieder, so
laut und unmittelbar, als befänden sie sich im Zentrum eines tobenden Gewitters. Das stygische Wesen schoss heulend in den
Nachthimmel hinauf. Es schien von Ullriks Magie nicht getroffen
worden zu sein; das Heulen klang vielmehr so, als zerrisse es sich
vor Wut darüber, dass es einen Widersacher gab, der es wagte,
sich seinem Angriff entgegenzustellen.
»Verschwindet!«, brüllte Ullrik mit polternder Stimme. »Verschwindet und überlasst das mir!« Marina und Azrani waren nicht
in der Lage, ihm zu gehorchen. Mit vor Entsetzen geweiteten Augen kauerten sie im Sand und klammerten sich aneinander, während die Bestie weit über der Hochebene eine Kurve beschrieb
und sich anschickte, wieder zu ihnen herabzustoßen. Wie schon
im Ordenshaus strahlte sie nun in grellem Rot-Orange. Das Zischen und Pfeifen war zu einem tosenden Sturm angeschwollen,
immer wieder durchstoßen von einem tiefen, rumpelnden Ton,
der klang, als entstammte er der Hölle selbst. Marina fragte sich,
wie sie diesem Monstrum überhaupt hatte entkommen können.
Ullrik hingegen, der immer so sanft und freundlich gewirkt hatte,
war wie verwandelt. Wieder trat er ein paar Schritte in Richtung
seines Angreifers vor, ballte wütend die Fäuste und hob sie über
den Kopf. Mit energischer Geste schmetterte er dunkle Worte in
die Nacht hinaus, Worte der geächteten Rohen Magie. Aber Marina und Azrani verlangte jetzt ohnehin nach nichts anderem; nach
nichts als der schlimmstmöglichen magischen Gewalt, um dieses
mörderische Ungeheuer abzuwehren. Abermals zuckte ein gleißender, hellvioletter Blitz auf, und ein scharfer Donnerschlag
dröhnte über die nächtliche Ebene hinweg. Das grell leuchtende
Monstrum wurde von dem Blitz voll getroffen und zerbarst mit
einem peitschenartigen Knall in tausend glühende Funken.
Die Mädchen atmeten auf. Doch dann zogen sich die Funken wie
durch die Kraft eines Magneten wieder zusammen. In gleichem
Maße verlosch der hell lodernde Baum unweit von ihnen, so als
würde seinen Flammen die Kraft entzogen, welche die Bestie
brauchte, um sich selbst wiederherzustellen. Augenblicke später
war das stygische Wesen wieder da, das Feuer im Baum hingegen
erloschen. Jedoch sah es so aus, als wäre die Bestie noch größer
geworden. Wie eine lauernde Schlange glitt sie herab – direkt auf
die beiden jungen Frauen zu. Marina stieß ein Wimmern aus,
drückte sich flach auf den Boden und zog Azrani mit sich.
Keinen Augenblick zu früh! Einen Lidschlag darauf schoss die
Bestie mit mörderischer Gewalt und ohrenbetäubendem Geheul
über sie hinweg. Abermals spritzte Sand auf. Marina spürte einen
sengenden Hauch und presste sich noch tiefer in den Sand. Voller
Entsetzen bekam sie mit, wie Ullrik von dem

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