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Hoelle auf Zeit

Hoelle auf Zeit

Titel: Hoelle auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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arrangiert, die am näch­ sten Tag in Vigny, einem kleinen Flugplatz außerhalb von Paris, starten sollte. Zielort war Woodchurch in Kent, wo die sterblichen Überreste vom Bestattungsinstitut Hartley Brothers in Empfang genommen würden. Alles war in bester Ordnung. Die Unterlagen wurden gegengezeichnet, der übliche schwarze Leichenwagen fuhr vor und transportierte den Toten ab.

    Das Grundstück, auf dem Chabert & Fils residierte, lag am
    Fluß und zufällig nicht allzuweit von der Stelle entfernt, wo Eric Talbot den Tod gefunden hatte. Das Gebäude stammte aus der Zeit um die Jahrhundertwende, ein pompöses Mausoleum mit zwanzig Kapellen, in denen die Heimgegangenen aufge­ bahrt wurden, damit die Angehörigen vor der Beisetzung noch einmal ungestört stillen Abschied nehmen konnten.
      Wie in vielen solchen alteingesessenen Firmen in den mei­ sten europäischen Metropolen gab es auch bei Chabert & Fils einen Wärter für den Nachtdienst, über dessen Platz sich zwan­ zig Klingeln befanden, für jede Kapelle eine. Für den unwahr­ scheinlichen Fall einer plötzlichen Auferstehung wurde den Leichen eine Klingelschnur in die Hände gelegt.
      Doch an diesem Abend um zehn Uhr hatte der Wärter das Stadium der Volltrunkenheit erreicht mittels einer Flasche Kognak, die von einem trauernden Hinterbliebenen fürsorglich auf seinem Schreibtisch deponiert worden war. Er schnarchte laut, als Valentin vorsichtig die Hintertür mit einem Nach­ schlüssel öffnete und mit Jago eintrat. Beide trugen eine Reise­ tasche aus Segeltuch.
      Sie hielten neben der Glaskabine inne. Jago wies mit dem Kopf auf den Wärter. »Der ist ganz schön hinüber.«
      »Ein versoffenes altes Schwein«, bemerkte Valentin verächt­ lich. »Bei dem langt’s schon, wenn er einmal an der Schürze einer Schankkellnerin schnüffelt.«
      Sie durchquerten den auf beiden Seiten von Kapellen flan­ kierten Korridor. Überall duftete es intensiv nach Blumen, und Jago spottete: »Das kann einem wirklich Rosen für den Rest des Lebens verleiden.«
      Er blieb vor einer Tür stehen und spähte hinein. Der Sarg stand auf einer Schräge, der Deckel war nur zur Hälfte ge­ schlossen, so daß man eine junge Frau sehen konnte, für deren Gesicht der Einbalsamierer die Farben verschwenderisch ver­ braucht hatte.
      Jago zündete sich mit einer Hand eine Zigarette an. »Wie im Horrorfilm«, sagte er munter. »Dracula oder was in der Preis­ lage. Sie kann jetzt jede Minute die Augen aufschlagen und dir an die Gurgel springen.«
      »Halt dein gottverdammtes Maul«, krächzte Valentin. »Du weißt doch, wie zuwider mir das hier ist.«
      »Nein, keine Ahnung«, erklärte Jago, als sie weitergingen. »Ich finde, du hast deine Sache sehr gut gemacht. Der wievielte ist das nun, der siebte?«
      »Das macht’s auch nicht leichter«, seufzte der Franzose.
      »Memento mori, alter Knabe.«
      Valentin verzog das Gesicht. »Was zum Teufel soll das nun wieder heißen?«
      »Um das zu verstehen, muß man eine englische Public School besucht haben.« Jago verstummte und spähte in die letzte Kapelle rechts. »Hier muß es sein.«
      Der einzig geschlossene Sarg. Dunkles Mahagoni, Griffe und Beschläge aus vergoldetem Kunststoff, falls Einäscherung gewünscht würde. Die für Luftfracht geltenden internationalen Bestimmungen verlangten, daß Särge mit Metall ausgekleidet und plombiert sein mußten, worauf jedoch im Falle von kleinen Maschinen mit einer Flughöhe unter dreitausend Metern ge­ wöhnlich verzichtet wurde.
      »Na, dann los«, sagte Jago.
      Valentin schraubte den Deckel auf und schob das leinene Leichentuch zur Seite, das Eric Talbot bedeckte. Der tote Kör­ per hatte von der Obduktion zwei flüchtig vernähte Schnittstel­ len zurückbehalten, riesige Narben, die von der Brust zum Unterbauch verliefen. Valentin hatte zwei Jahre als Sanitäter in der französischen Armee gedient. Bei seiner Strafversetzung zur Fremdenlegion hatte er im Tschad jede Menge Leichen zu Gesicht bekommen und sich trotzdem nie an den Anblick gewöhnen können. Manchmal verfluchte er den Tag, an dem er Jago begegnet war, wenn da nicht das Geld …
      Er öffnete eine der Reisetaschen, entnahm ihr einen Besteck­ behälter, wählte ein Skalpell aus und begann an den Stichen zu arbeiten, pausierte nur, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen.
      »Etwas mehr Tempo«, drängte Jago. »Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit.«
      Die

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