Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hoelle auf Zeit

Hoelle auf Zeit

Titel: Hoelle auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
und wartete stumm. Der Sergeant hatte in der einen Hand ein AK-Sturmgewehr, in der anderen eine Dose mit Verpflegung, an der ein Stück Schnur befestigt war.
      »Immer noch bei uns?« rief er munter auf englisch und stellte das Gewehr neben sich. »Muß ziemlich feucht sein da unten?« Egan sagte kein Wort, hockte nur da, wartete. »Und immer noch stumm? Na, warte, du wirst schon noch reden, Freund­ chen. Das tun sie am Ende alle.« Der Sergeant ließ die Büchse durch die Bambusstäbe hinunter. »Frühstück. Diesmal bloß Kaffee, aber schließlich wollen wir dich ja nicht hochpäppeln.«
      Egan nahm die Dose und öffnete sie. Sie enthielt tatsächlich Kaffee, der in der feuchten Luft dampfte und erstaunlich heiß war. Er kämpfte gegen die aufsteigende Übelkeit; allein der Geruch von Kaffee verursachte ihm Brechreiz. Ihn zu trinken, war ein Ding der Unmöglichkeit, wie seine Kerkermeister sehr wohl wußten.
      Der Sergeant lachte. »Na klar, du trinkst ja Tee. So ein Pech.« Er knöpfte sich die Hose auf und urinierte durch die Stäbe. »Wie wär’s mit ‘ner kleinen Abwechslung?«
      Es gab keine Ausweichmöglichkeit. Egan verharrte zusam­ mengekauert in der Ecke, starrte unverwandt nach oben, blieb stumm.
      Der Sergeant nahm das AK auf. »In fünf Minuten bin ich zurück und erwarte dann eine blitzsaubere, leere Dose. Sei ein braver Junge und trink aus, sonst müßt ich dir ‘ne Strafe ver­ passen.«
      Er entfernte – sich, und Egan blieb abwartend; auf seinem Gesicht lag ein angespannter Ausdruck. Sobald die Schritte verhallt waren, erhob er sich. Fünf Minuten. Seine einzige Chance. Er riß sich das khakifarbene Schweißband vom Kopf, von dem nur der sichtbare Teil noch ganz war; den Rest hatte er während der Nacht in Streifen gerissen, diese sorgfältig geflochten und daraus ein behelfsmäßiges Seil geknüpft.
      Er befestigte es hastig unter den Armen, legte es sich in einer Schlinge um den Hals und nahm das lose Ende zwischen die Zähne. Er stemmte sich mit dem Rücken gegen die eine Wand des Erdlochs, mit den Füßen gegen die andere und arbeitete sich langsam hoch, bis er die Bambusstäbe berühren konnte. Dann nahm er das Seilende aus den Zähnen, legte es um zwei Stäbe und band es fest.
      Stille, nur das Rauschen des Regens. Er wußte, daß der Ser­ geant einen langen Anmarsch hatte. Er wartete, ließ die Sekun­ den verstreichen, stieß sich dann mit den Füßen von der Wand ab und ließ sich mit einem Aufschrei fallen.
      Die Bambusstangen über ihm bogen sich, sein Körper schwang ruckartig hin und her. Er drehte den Kopf zur Seite, so daß die Schlinge um seinen Hals sichtbar wurde, und hielt die Augen halb geschlossen, während das Seil, nun mit seinem Gewicht belastet, unter den Armen einschnitt.
      Er wußte, daß der Sergeant sich jetzt über ihm befand, hörte den Schreckensschrei, als dieser sich hinkniete, einen Dolch aus dem Stiefel zog, ihn durch die Bambusstäbe schob, um das Seil durchzuschneiden. Egan ließ sich mit Wucht fallen, prallte gegen die Wand und landete aufklatschend in der stinkenden Brühe. Er lag bäuchlings da, lauerte, registrierte, daß die Stäbe oben zurückgezogen wurden, um eine Bambusleiter herunter­ zulassen.
      Der Sergeant kletterte geschwind nach unten und beugte sich über ihn. »Du Vollidiot!« knurrte er, während er ihn umdrehte.
      Egans geballte Fäuste traten von beiden Seiten in Aktion, die Knöchel zielten auf den Hals direkt unter den Ohren. Dem Sergeant blieb keine Zeit zu schreien. Er ächzte schwach, rollte die Augen und war auch schon bewußtlos.
      Es dauerte nur Sekunden, bis Egan ihm die Stiefel ausgezo­ gen, sie übergestreift und zugeschnürt hatte. Dann zerrte er sich die Mütze mit dem roten Stern tief in die Stirn und kletterte vorsichtig die Leiter hinauf.
      Auf der Lichtung rührte sich nichts. Die Rauchwolke, die über den Bäumen dahintrieb, mußte von dem Haus kommen, das wußte er von seinem ersten Verhör. Durch den Wald ging es zum Fluß hinunter, vierhundert Meter vielleicht. Sobald er ihn erst überquert hatte, war er in Sicherheit und konnte sich in die Berge durchschlagen. Er nahm das AK und sah zu den schneebedeckten Gipfeln hinüber, dann bahnte er sich den Weg durch die Bäume.

    Nach fünfzig Metern kam ein Stolperdraht, den er behutsam überwand, kurz danach ein weiterer, vermutlich als Überra­ schungseffekt gedacht. Egan stieg darüber und stapfte durch die hüfthohen,

Weitere Kostenlose Bücher