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Höllenengel

Höllenengel

Titel: Höllenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thrainn Bertelsson
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der Pass, das Geld. Nach diesen
vielen Jahren in Island muss ich nichts weiter mitnehmen als die
Trauer.«
    *****
    Dagný sah, wie der Mann aufhörte zu schnitzen. Er
beugte sich vor und sagte etwas zu Terje. Das Sichtfeld durch den
Spalt zwischen Rahmen und Tür war begrenzt, sodass sie
beschloss, es zu riskieren, ihren Standort zu wechseln, die
Tür etwas weiter aufzumachen und direkt in den Raum zu sehen,
denn der Mann drehte ihr immer den Rücken zu.
    Vorsichtig lugte sie in den Saal. Wie sie vermutet hatte, war
niemand außer Terje und seinem Peiniger dort. Fieberhaft
zerbrach sie sich den Kopf, was sie tun könnte, aber sie sah
nichts, was sie als Waffe hätte verwenden
können.
    Es war, als spürte der Mann, dass ihn jemand beobachtete, denn
plötzlich richtete er sich auf, schaute über seine
Schulter und ließ den Blick durch den Saal
gleiten.
    Als er sich davon überzeugt hatte, dass keine Störung zu
erwarten war, wandte er sich wieder Terje zu, beugte sich vor und
sagte etwas, das sie nicht verstehen konnte.
    Als Dagný es wieder riskierte, durch die Tür zu
schauen, traf sie der mit Entsetzen erfüllte Blick Terjes.
Für den Bruchteil einer Sekunde schauten sie sich in die
Augen.
    Mit der ganzen Kraft seiner Verzweiflung trat Terje nach dem Mann,
der über ihn gebeugt stand. Der Tritt traf sein Gesicht und er
stürzte zu Boden.
    »Dagný, erschieß das Schwein.
Schieß«, kreischte Terje. Dagný drückte die
Tür auf und stürmte in den Saal.
    Sie lief zu dem Mann, der sich auf alle viere aufgerappelt hatte
und dabei war, aufzustehen, und trat ihm mit aller Kraft an den
Kopf. Sie traf schlecht und verlor beinahe das Gleichgewicht,
während der Mann auf den Knien war und nach ihr
grabschte.
    »Da ist ein Taser auf dem Sessel«, schrie Terje.
»Da, da.«
    Dagný verstand nicht, was er sagte, aber sie lief in
Richtung des Sessels. Der Mann kam ihr nach und versuchte, mit dem
Stab, an dem er geschnitzt hatte, nach ihr zu schlagen.
    Dagný begriff, sobald sie den Taser sah, den Karl Viktor auf
seinem Thron hinterlassen hatte. Sie nahm die Elektropistole vom
Sitz, drehte sich blitzschnell um und zielte auf den Mann, der ihr
auf den Fersen folgte. In dem Moment, als sie schoss, setzte er zum
Sprung über den Sessel an und wollte sich auf sie werfen. Sie
wich ihm aus, aber der schwere Körper schaffte den Sprung
nicht ganz, sondern krachte herunter und landete bäuchlings
auf dem Thron.
    Jähe Zuckungen durchfuhren Karl Viktor, doch es gelang ihm,
sich auf die Seite zu wälzen. Der Stab, der Speer, den er
Terje zugedacht hatte, hatte ihn im Sprung behindert, sich in die
Lehne des Sessels gebohrt und dann seine Brust durchdrungen. Mit
starrem, verwundertem Blick tastete Karl Viktor nach dem Speer.
Seine Füße vollführten einen unheimlichen Tanz in
der Luft und Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor. Der Mund
öffnete sich in einem lautlosen Schmerzensschrei, während
sein Leben verebbte, und die aufgesperrten Augen starrten in die
Dunkelheit, die ihn in Empfang nahm.
             
    Dagný fiel die Elektropistole aus der Hand. Scheppernd
schlug sie auf dem Boden auf. Vom anderen Ende des Saals kreischte
Terje. »Die Handschellen. Die Handschellen. Mach ihm die
Handschellen dran, bevor er aufwacht.«
    Sie ging zu ihrem Kollegen, der sie warnen wollte und ihr zurief:
»Du musst ihn fesseln. Er ist irre, total
wahnsinnig.«
    Dagný schüttelte den Kopf. »Er tut niemandem mehr
etwas. Ich glaube, er ist tot.«
    »Wie hast du das Schwein umgebracht?«, stöhnte
Terje.
    »Das habe ich nicht. Es war ein Unfall.«
    »Bist du sicher, dass er tot ist? Er ist
lebensgefährlich.«
    »Er ist sicher tot. Er landete auf dem spitzen Stab, als er
mich anspringen wollte.«
    »Du musst etwas finden, um mich loszumachen. Ich bin kurz
davor, kaputtzugehen.«
    Dagný schaute die Hände an, die mit großen
Nägeln an die Wand genagelt worden waren. Auch wenn sie
Werkzeug gehabt hätte, um die Nägel herauszuziehen,
hätte sie sich geweigert.
    »Ich habe nichts, um dich damit
loszumachen.«
    »Dann telefonier um Hilfe, schnell«, sagte
Terje.
    »Da muss ich rausgehen. Ich habe mein Telefon im Auto
vergessen.«
    »Frauen«, sagte Terje und stöhnte.
    »Sagt wer?«, fragte Dagný. »Ich lasse mich
immerhin nicht von irgendwelchen Volldeppen
kreuzigen.«
    »Sorry.«
    »Tut es sehr weh?«
    »Nur wenn ich lache«, sagte Terje. »Willst du
jetzt rausgehen und das Telefon holen, oder sollen wir uns einfach
weiter gemütlich

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