Küssen ist die beste Medizin (German Edition)
1. KAPITEL
D er absolut perfekte Vormittag war für Montana gelaufen, als eine Bratwurst, ein vierjähriger Junge und ein Mischlingshund namens Fluffy aufeinandertrafen. Eigentlich hatte alles recht gut angefangen. Montana hatte sich in den Kopf gesetzt, die fast einjährige Fluffy – eine Kreuzung aus Golden Retriever und Labrador – in ein Ausbildungsprogramm für Therapiehunde aufzunehmen. Sicher, Fluffy war quirlig und tollpatschig, hatte obendrein die Angewohnheit, alles zu fressen, was nicht niet- und nagelfest war, und war schlicht und ergreifend viel zu fröhlich. Aber sie besaß ein großes Herz. Selbst wenn Fluffy also – um es klar zu sagen – eine Niete sein mochte, Montana weigerte sich, ihr das vorzuwerfen. Schließlich wusste sie aus eigener Erfahrung, was es hieß, sein Potenzial nie ganz ausschöpfen zu können und ständig das Gefühl zu haben, nicht gut genug zu sein. Darin war sie Expertin, und Fluffy sollte nicht leiden wie sie. Falls das ein bisschen viel auf ein unschuldiges Tier projiziert sein mochte – na und? So etwas kann vorkommen.
Also führte Montana an einem schönen Sommermorgen Fluffy in Fool’s Gold aus … oder besser gesagt, sie wurde von Fluffy ausgeführt.
„Denk an etwas Beruhigendes“, beschwor Montana den Hund und hielt die Leine fest in der Hand. „Therapiehunde sind ruhig. Therapiehunde wissen, was Zurückhaltung bedeutet.“
Fluffy schenkte ihr ein Hundelächeln und hätte mit ihrem ständig wedelnden Schwanz fast eine Mülltonne umgeworfen. Zurückhaltung gehörte nicht zu Fluffys Vokabular, und wirklich ruhig war sie selbst dann nicht, wenn sie schlief.
Später warf Montana sich vor, sie hätte es kommen sehen müssen. Dieser spezielle Vormittag läutete das erste Wochenende der Sommerferien ein. Obendrein fand ein Stadtfest statt, weshalb die Straßenverkäufer schon seit Tagen damit beschäftigt waren, ihre Stände aufzubauen. Obgleich es noch früh war, lag bereitsder Duft von Bratwürstchen und Barbecues in der Luft. Die Bürgersteige waren voller Menschen, und Fluffy zog ständig an der Leine hin zu den Kindern, die im Park spielten. Ihre Signale waren eindeutig, auch sie wollte spielen.
Etwas weiter vorn kaufte eine Mutter eine Bratwurst, die sie ihrem kleinen Sohn reichte, der ungeduldig danach griff. Bevor er jedoch dazu kam, hineinzubeißen, hatte er Fluffy entdeckt und hielt ihr lächelnd sein Essen entgegen. Ausgerechnet in diesem Augenblick war Montana durch die neue Schaufensterauslage der Buchhandlung Morgan’s Books abgelenkt und lockerte versehentlich ihren Griff an der Leine. Fluffy machte einen Satz nach vorn, die Leine rutschte Montana aus der Hand, und damit brach das Chaos aus.
Aus sicherer Entfernung mochte der kleine Junge es für eine gute Idee gehalten haben, sein Würstchen anzubieten, als aber der vierzig Kilo schwere Hund auf ihn zugestürmt kam, ließ er es schreiend fallen und versteckte sich schnell hinter seiner Mutter. Die arme Frau hatte den Anfang der Begegnung verpasst. Alles, was sie sah, war ein offenbar durchgeknallter Hund, der direkt auf sie und ihren Sohn zugeschossen kam. Sie kreischte.
Montana lief hinter Fluffy her und befahl ihr, stehen zu bleiben, was genauso erfolgreich war, wie der Erde zu befehlen, sich langsamer zu drehen.
Die Mutter hob ihren kleinen Jungen auf und ging hinter einem Limonaden-Stand in Deckung. Ohne aus dem Tritt zu geraten, schnappte Fluffy sich die Wurst, verschlang sie in einem Rutsch und lief weiter, offenbar dem Ruf der Freiheit folgend.
Montana eilte ihr nach, wobei ihr die neuen Sommersandalen, die sie eine Woche zuvor gekauft hatte, in die Füße schnitten. Sie wusste, sie musste Fluffy einfangen. Der Hund war süß, aber nicht besonders gut ausgebildet. Montanas Chef Max Thurman hatte klar und deutlich gesagt, dass Fluffy als Therapiehund nicht zu gebrauchen war. Sollte er von dem heutigen Desaster Wind bekommen, würde er darauf bestehen, den Hund aus dem Programm auszuschließen.
Fluffy war sehr viel schneller als Montana und bald schon außer Sichtweite. Auf dem Weg durch die Straßen der Stadt folgte sie der Spur aus Kreischen und Schreien, wich einem Erdnussverkäufer mit seinem rollenden Stand aus und konnte nur knapp einen Zusammenstoß mit zwei Männern auf Fahrrädern verhindern. Als sie um eine Ecke bog, sah sie gerade noch einen Schwanz durch die automatische Eingangstür eines hohen Gebäudes entschwinden.
„Oh nein!“, hauchte Montana und blickte zu dem
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