Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hoellenengel

Hoellenengel

Titel: Hoellenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thráinn Bertelsson
Vom Netzwerk:
scharfen
Jagdmesser, das er in einer Scheide an seinem Oberschenkel trug. Er
bekam das Messer zu greifen und riss es blitzschnell
heraus.
    Die Klinge stieß in den Unterkiefer von Vampír, der
sich bereitgemacht hatte, seine Beute zu erlegen. Er fand es ein
wenig verwunderlich, nirgendwo in dem schwarzen Gesicht Augen zu
sehen, und zuckte zusammen, als die spitze Klinge ihm die
Unterlippe zerschnitt. Blitzartig war er wutentbrannt. Schloss die
Zähne um das Handgelenk der Hand, die das Messer hielt, und
brach deren Knochen, indem er einen plötzlichen Ruck mit dem
Kopf machte.
    Der schwarze Teufel stieß einen Schmerzensschrei aus, aber
Vampír war nicht zu bremsen. Er hieb die Fangzähne in
das schwarze Gesicht und riss dann mit ganzer Kraft daran. Er
fühlte, wie die Haut nachgab und die Zähne auf angenehme
Weise an den Gesichtsknochen entlangschliffen. Er setzte seine
Vorderbeine auf die Brust des Mannes und ruckte mit ganzer Kraft
mit den Zähnen. Die Skimütze, von der Vampír
dachte, es sei der Skalp, löste sich in einem Stück von
dem Mann.
    In diesem Augenblick erklang ein scharfes Pfeifen.
    Dann ein heiserer Ruf.
    »Vampír! Vampír! Wo bist du, du
Biest?«
    Baldur kam um die Ecke des Laborgebäudes gelaufen.
    Er erblickte Vampír und erriet sofort, dass der Hund
fieberhaft dabei war, irgendein Lebewesen, das vom Gras verdeckt
war, abzumurksen.
    »Vampír! Komm her! Sofort!« Dem Befehl folgte
ein scharfer Pfiff.
    Vampír beschloss, seinem Herrchen einen Teil der Beute
abzutreten, und rannte mit der Skimütze im Maul zu
ihm.
    Erst dachte Baldur, es sei ein toter Vogel. Als der Hund näher
kam, sah er, dass der Köter irgendeinen Stofffetzen gefunden
hatte.
    Er streckte die Hand aus. »Aus! Vampír!
Aus!«
    Der Hund wollte spielen. Er gestattete seinem Herrchen, nach seinem
Fang zu greifen, ruckte dann aber daran herum und zog ihn zu sich
zurück.
    Baldur hatte keine Lust auf das Spiel. »Loslassen, sage ich!
Aus!« Um dem Befehl mehr Nachdruck zu verleihen, versetzte er
dem Hund einen derben Schlag mit dem Schaft des Schrotgewehrs, das
er in der Hand hielt.
    Der Hund ließ den Stofffetzen los.
    Baldur sah sofort, dass es sich um eine Skimütze handelte,
aber sie enthielt irgendetwas Weiches und Glitschiges. Er nahm die
Mütze beim Schopf und schüttete ihren Inhalt auf den
Boden.
    Ein blutiges menschliches Gesicht kam zum Vorschein, ohne Augen und
lachend wie eine Theatermaske mit aufgerissenem Mund. Was zur
Hölle hatte der Hund getan?
    Er schaute sich um. Versuchte sich zu erinnern, aus welcher
Richtung Vampír mit dieser Beute gekommen war. Hörte
ein Summen in der Luft und dann einen Schmerzenslaut des Hundes,
der begann, im Kreis zu laufen, wie ein Welpe, der versucht, seine
eigene Rute zu fangen. Baldur versuchte, den Hund beim Halsband zu
packen, um diesem irren Ringelpiez ein Ende zu machen, was ihm erst
gelang, als Vampír langsamer wurde und das Winseln sich in
ein Jaulen steigerte.
    Der Hund jagte nicht seinen eigenen Schwanz, sondern versuchte,
einen metallenen Spieß zu erreichen, der zwischen den
hintersten Rippen aus seiner Seite ragte.
    Baldur gelang es, den Hund hinzulegen, und er versuchte, den Stab
zu ergreifen, der durch ihn hindurchgestoßen war. Es handelte
sich um einen metallenen Pfeil.   
     
    Die Spitze kam auf der einen Seite zum Fell heraus und auf der
anderen sah man das hintere Ende. Ein schwarzer Bolzen. Kurz:
Armbrust.
    Baldur warf sich zu Boden. Auch wenn er sich an einem friedlichen
und abgelegenen Ort befand, wusste er, dass man nie sicher sein
konnte. Dennoch hätte er nicht gedacht, dass er sich je einem
Angriff von Feinden ausgesetzt sehen würde, die mit
Armbrüsten aus dem Hundertjährigen Krieg bewaffnet
waren.
    Das Jaulen des Hundes verstummte. Baldur sah ihn an.
    Die Augen waren gebrochen. Kurz bewegte der Hund im Todeskampf noch
die Vorderbeine, wie sonst, wenn er darum bettelte, dass ihm sein
Herrchen die Tür öffnen möge.
    Baldur versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Er hatte im Laufe der
Zeit einiges ausprobiert und war schon sehr oft in Kämpfe
verwickelt worden. Knüppel und sogar Messer waren für ihn
selbstverständliche Werkzeuge im Kampf des Lebens, genauso wie
Fortbildungen und Prüfungsnoten für diejenigen, die die
Lebensweise des Steuerzahlers wählten. Schusswaffen in der
Unterwelt entsprachen Diplom oder Doktortitel in der geordneten
Bürowelt.
    Auch wenn Baldur so erfolgreich geworden war, dass Schusswaffen ein
selbstverständlicher Bestandteil

Weitere Kostenlose Bücher