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Hoellenfeuer

Hoellenfeuer

Titel: Hoellenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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tiefsten Innern daran glauben, von Samael gerettet worden zu sein. Sonst würde Gott den Schwindel sicher durchschauen. Daher kommt längst nicht jeder Mensch hierfür in Frage. Es müssen verzweifelte Menschen sein, die sicher aufgrund ihrer Sünden nicht vor Gottes Angesicht gelangen würden. Deren Seelen nach dem Tod der Körper Gottes Licht nicht sehen würden. Wenn Samael dann ihre Probezeit auf Erden unterbricht, verschafft er ihnen mit einem neuen Leben eine weitere Chance, die sie andernfalls nicht gehabt hätten. Er nutzt den Umstand aus, dass die Probezeit des Menschen auf Erden erst zu Ende ist, wenn er auf natürliche Weise oder aber durch einen anderen Menschen zu Tode kommt.“
    Eine Weile waren Naral und Uriel ganz still. Dann nickte Uriel nachdenklich. „Das macht alles Sinn. Aber woher weißt du all diese Dinge, Raphael?“
    Raphael blickte verlegen zu Boden. Es dauerte eine ganze Zeit, bis er den beiden wieder in die Augen blicken konnte.
    „Ich habe ihn beobachtet“, sagte er schließlich. „In meiner Zeit im Toten Palast habe ich mich oft auf ihn konzentriert. Er schien mir in dieser Zeit ein gutes Vorbild zu sein, weil er unsere Verbannung auf die Erde leichter zu nehmen schien, als wir anderen. Er hatte Kraft, wo ich keine hatte…“
    Naral berührte sanft Raphaels Arm. „Du musst dich nicht dafür schämen “, sprach sie leise. „Samael ist für viele von uns ein Vorbild gewesen. Aber er hat uns alle getäuscht!“
    „Du sagtest, du hättest Zweifel an Eleanors Sicherheit“, schaltete sich Uriel ein. „Denkst du, dass Samael versuchen könnte, ihr Leben zu beenden? Warum sollte er das tun? Ließe er den Dingen ihren Lauf, könnten die Menschen vielleicht tatsächlich aus eigener Kraft die Welt der Engel entdecken und in diesem Fall würde Gottes System einfach zusammenbrechen. Das müsste ihm doch eigentlich sehr gelegen kommen.“
    „In diesem Punkt bin ich mir nicht sicher “, erwiderte Raphael. „Samael hat doch keinem vom uns etwas davon gesagt, dass er Menschenleben beendet hat. Ich glaube, er will das System nicht zusammenbrechen lassen. Er hasst doch die Menschen. Ich denke, er will das System fortbestehen lassen, damit auch in Zukunft so viele Menschen wie möglich daran gehindert werden, zu Gott zu gelangen. Aber er will selbst nicht länger Teil des Systems sein. Er will endlich wieder zurück zu Gott und er denkt, das könnte ihm nur gelingen, wenn Gott ihn als zu barmherzig für diese Welt erachtet. Wenn nur genügend Menschen sich vor Gott für ihn einsetzen!“
    „Das ist ungeheuerlich!“, raunte Naral. „Wie viele Menschen mag er im Laufe der Zeit auf diese Weise zu Gott geschickt haben…?“
    „Ich weiß es nicht zu sagen.“
    „Dann hältst du Eleanor also für gefährdet!“, stellte Uriel nach einer Weile nüchtern fest.
    „Ja. Seit heute mehr denn je. Ich habe euch doch erzählt, dass sie Kontakt zu zwei Geistern gehabt hat. Allein heute sind mehrere Hundert hinzu gekommen. Wir waren auf dem Schlachtfeld von Tintagel. Die Geister der verstorbenen Soldaten sind auf sie eingestürmt und haben sie um Erlösung gebeten. Sie haben Eleanor als hellsichtig erkannt und haben sie so bedrängt, dass sie schließlich in Ohnmacht fiel.“
    Naral schlug die Hände vor den Mund.
    „Bei Gott, die Arme!“
    „Die Reaktion der Toten auf Eleanor dürfte Samael egal sein“, wandte Uriel abfällig ein. „Eher dürfte er sich vor der Reaktion der Lebenden auf Eleanors Fähigkeiten fürchten!“
    „Nicht unbedingt “, warf Raphael ein. „Wenn sich in der Totenwelt herumspricht, dass die Lebenden durch ein Mittel wie Tetradyxol Kontakt zu ihnen aufnehmen können, ist ihre Hölle keine Hölle mehr. Dann wird es ganz selbstverständlich werden, dass die Lebenden ihre toten Verwandten und Freunde in der Geisterwelt besuchen. Die Toten werden nicht mehr einsam und verängstigt sein. Sie sind dann auch nicht länger machtlos in der Welt der Lebenden, weil sie ihre Angehörigen beeinflussen können, damit diese die Sünden ihres Lebens noch nach ihrem Tod korrigieren oder zumindest abmildern!“
    „Mein Gott! Du hast recht!“, flüsterte Uriel vollkommen fassungslos. „Dieses Mädchen wird das System erschüttern!“
    „Und uns stellt sich nun die Frage, ob wir das zulassen wollen, oder nicht!“, stellte Naral fest.
    „Eine Sache gibt es noch, derer ihr euch bewusst sein solltet“, ergänzte Raphael. „Ich habe die Akten der Testreihen dieses Medikaments eingesehen.

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