Höllenjagd
und rannten zurück zum Bahnübergang.
Sie waren ausgesprochen erleichtert, als sie den Farmer mit heilen Knochen nur zwei Meter neben dem Bahngleis fanden. Er hatte sich aufgesetzt und blickte verwirrt auf die Trümmer seines Wagens.
»Sind Sie verletzt?«, fragte Bell besorgt.
Der Farmer betrachtete seine Arme und Beine und tastete nach einer wachsenden Beule auf seinem Kopf. »Eine Menge Schrammen und Blutergüsse«, brummte er, »aber - Wunder über Wunder - es ist noch alles dran, dem Herrn sei Dank!«
»Ihre Pferde sind ebenfalls unverletzt.«
Shea und Long halfen dem Farmer auf die Beine und brachten ihn zu den Pferden, die anscheinend längst vergessen hatten, dass sie dem Tod nur mit knapper Not entkommen waren, und friedlich neben der Straße grasten. Der Farmer war froh, dass seine Pferde gesund und munter waren, doch war er nicht gerade erfreut darüber, dass sich die Überreste seines zertrümmerten Wagens über die Landschaft verteilten.
Bell erriet seine Gedanken und gab ihm eine Visitenkarte der Van Dorn Detective Agency. »Setzen Sie sich mit meinem Büro in Verbindung«, sagte er. »Man wird Ihnen den Verlust Ihres Wagens ersetzen.«
»Nicht die Eisenbahn?«, fragte der Farmer verblüfft.
»Die Eisenbahn trifft keine Schuld. Ist eine lange Geschichte, Sie werden sie in der Zeitung lesen.« Bell drehte sich um und blickte enttäuscht hinter dem sich auflösenden Rauch von Cromwells Lokomotive her. Er wollte nicht glauben, dass er so kurz vor dem Ziel gescheitert war. Aber noch war nicht alles verloren. Jongewaard war mit Adeline bereits ein Stück zurückgefahren, um Bell und die Crew aufzusammeln.
Als er sah, dass der Farmer allein zurechtkam, rief Jongewaard Bell zu: »Los, einsteigen! Wir müssen die verlorene Zeit aufholen!«
Kaum befanden sich Bell, Lofgren und die Heizer wieder im Führerhaus der Lok, da ließ Jongewaard Adeline erneut über die Gleise dampfen, um dem Zug des Verbrechers auf den Fersen zu bleiben. Der Chinook war inzwischen über ihnen und wirbelte Staub und Blätter auf. Die Sicht betrug nur noch zweihundert Meter.
Jongewaard konnte sich nicht mehr aus dem Seitenfenster beugen, um nach vorn zu spähen, weil er sonst Staub in die Augen bekommen hätte. Stattdessen blickte er durch die Vorderscheibe des Führerhauses und musste gezwungenermaßen die Geschwindigkeit von 120 auf 70 Stundenkilometer drosseln.
Er sah ein Flügelsignal neben dem Gleis, dessen Markierung in horizontaler Position stand und damit der Lok signalisierte, dass sie stehen bleiben sollte, doch er ignorierte es. Dann kam ein Schild, das die Stadtgrenze von Woods Bay anzeigte. Da er nicht wusste, wie weit es bis zum Fähranleger war, drosselte er die Geschwindigkeit, bis Adeline nur noch mit 40 Stundenkilometern dahinkroch.
Jongewaard wandte sich an Bell. »Tut mir leid, dass wir so langsam fahren, aber ich kann nicht sehen, ob der Kai fünfhundert Meter oder fünf Kilometer entfernt ist. Ich muss die Geschwindigkeit drosseln für den Fall, dass wir auf den Güterwaggon des Verbrechers oder beladene Plattformwagen stoßen, die auf dem Hauptgleis stehen.«
»Was denken Sie, wie viel Zeit wir verloren haben?«, fragte Bell.
»Nach meiner Uhr zwölf Minuten.«
»Wir kriegen sie«, sagte Bell mit gedämpftem Optimismus. »Es ist unwahrscheinlich, dass es die Fährmannschaft riskiert, bei diesem Wetter den See zu überqueren.«
Bell hatte recht damit, dass die Fähre bei rauem Seegang normalerweise nicht ablegte, doch er verpasste das Schiff, weil er Cromwell unterschätzte. Der Schlächter und seine Schwester waren nicht so weit gekommen, um sich kleinlaut geschlagen zu geben.
Cromwell und Margaret waren nicht aufzuhalten. Ihr Zug rollte bereits über den Kai auf die Fähre.
48
Die Eisenbahnfähre wartete am Kai, als Cromwells Zug eintraf. Die Lok wurde auf das Gleis umgelenkt, das über den hölzernen Kai auf die Fähre führte. Doch weiter sollte es nicht gehen. Die dreiköpfige Mannschaft war zu dem Schluss gekommen, dass es zu gefährlich war, den See zu überqueren, und wollte warten, bis der Chinook vorüber war und der See sich wieder beruhigt hatte. Sie saßen Kaffee trinkend und Zeitung lesend in der kleinen Kombüse und machten keine Anstalten aufzustehen, als Cromwells Zug an Bord rollte.
Cromwell stieg aus dem Güterwaggon und ging, sich gegen den starken Wind stemmend, zur Lokomotive. Er blieb stehen und betrachtete die Wellen, die sich auf dem See türmten. Der Anblick erinnerte
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