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Höllenjagd

Höllenjagd

Titel: Höllenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Zentimeter größer gemacht. Als Nächstes zog er sich englische Lederschuhe mit Absätzen an, die ihn größer erscheinen ließen, bevor er sich einem Lederkoffer widmete, den er gemeinsam mit einer Harley-Davidson unter einem Segeltuch versteckt hatte. Während er alle paar Sekunden einen Blick in die Gasse warf, packte er das viele Bargeld aus dem Jutesack in den Koffer, den er auf einen Gepäckträger über dem Hinterrad des Motorrads schnallte. Den Handkoffer, der seine Verkleidung enthielt, band er auf den vorderen Gepäckträger.
    Auf einmal ertönten Rufe aus der Tombstone Canyon Road. Jemand hatte die Leichen in der Bisbee National Bank entdeckt. Sorglos schob der Rothaarige das Motorrad in die Gasse und startete den Einzylinder Motor mit sechzig Kubikzentimeter und drei PS. Er warf ein Bein über den Sitz und rollte durch verlassene Seitenstraßen zum Rangierbahnhof. Unbemerkt fuhr er an einem Nebengleis entlang, auf dem ein Güterzug stand, um Wasser aufzunehmen.
    Sein Zeitplan war perfekt.
    In fünf Minuten würde der Güterzug auf das Haupt Gleis zurückfahren und sich auf den Weg nach Tucson machen. Ohne dass der Lokführer und Bremser ihn bemerkten, als sie das Fallrohr von dem Holz Tank über den Wasserkessel zogen, nahm der Mann einen Schlüssel aus der Westentasche und öffnete das Vorhängeschloss an der Tür eines verschlossenen Güterwaggons, an dem ein gemaltes Schild befestigt war: O'B RIAN F URNITURE C OMPANY , D ENVER , stand darauf zu lesen. Er schob die Tür auf den Rollen zurück. Dass der Güterwaggon um diese Zeit hier stand, war kein Zufall. Der Rothaarige war als Vertreter der nicht existierenden O'Brian Furniture Company aufgetreten und hatte bar dafür bezahlt, dass der Waggon an den Güterzug, der durch Bisbee fuhr und auf dem Weg von El Paso, Texas, nach Tucson, Arizona, war, angehängt wurde.
    Er nahm eine breite Bohle, die seitlich mit Halterungen an dem Güterwaggon befestigt war, und benutzte sie als Rampe, um die Harley-Davidson in den Zug zu schieben. Dann schloss er rasch die Schiebetür und fasste durch eine schmale Klappe, um das Schloss wieder zu befestigen, während die Dampfpfeife ertönte und der Zug sich langsam vom Nebengleis zum Hauptgleis zurückbewegte.
    Von außen sah der Güterwaggon genauso aus wie jeder andere, der bereits mehrere Jahre in Gebrauch war. Die Farbe war verblasst, und die hölzernen Seiten waren voller Kerben und Schrammen. Doch der Schein trog. Selbst das Türschloss war nicht echt und ließ den Wagen nur so aussehen, als wäre er fest verschlossen. Allerdings war die Innenausstattung das Irreführendste daran. Anstatt eines leeren oder mit Möbeln vollgepackten Innenraums war dieser luxuriös ausgebaut und so prunkvoll möbliert, wie es dem Präsidenten einer Eisenbahngesellschaft gebührt hätte. Wände und Decken waren mit Mahagoni getäfelt. Auf dem Boden lag ein dicker Teppich. Dekor und Möbel waren von extravagantem Prunk. Es gab einen opulenten Salon, ein palastartiges Schlafzimmer und eine moderne Küche mit den jüngsten Neuerungen, um Gourmetgerichte zuzubereiten.
    Doch es gab weder Bedienstete noch Schaffner oder Köche.
    Der Mann arbeitete allein, ohne Komplizen, die womöglich seinen wahren Namen und Beruf verraten hätten. Niemand wusste von seinen heimlichen Aktionen als Bankräuber und Mörder. Selbst der Güterwaggon war in Kanada gebaut und ausgestattet worden, bevor er heimlich über die Grenze in die Vereinigten Staaten gebracht worden war.
    Der Bankräuber ließ sich auf ein üppiges Ledersofa sinken, entkorkte eine Flasche 1884er Château La Houringue Bordeaux und schenkte sich ein Glas ein.
    Er wusste, dass der Sheriff von Bisbee schnell einen Suchtrupp zusammenstellen würde. Doch man würde nach einem alten, verwahrlosten Bergarbeiter Ausschau halten, der in betrunkenem Zustand getötet hatte. In der Überzeugung, dass er zu arm war, um ein Pferd zu besitzen, würde der Trupp ausschwärmen und die Stadt durchkämmen. Keiner der Einwohner hatte ihn je auf einem Pferderücken kommen oder wegreiten oder eine Straßenbahn benutzen sehen.
    Höchst zufrieden mit sich selbst nippte er aus einem Kristallglas an dem Wein und betrachtete die Lederkoffer. War das sein fünfzehnter oder sechzehnter erfolgreicher Banküberfall gewesen? Er verschwendete keinen einzigen Gedanken an die achtunddreißig Männer und Frauen und zwei Kinder, die er dabei getötet hatte. Er schätzte die Summe der Bergarbeiterlöhne auf 325000 bis 330000

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