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Höllenqual: Lenz’ zehnter Fall (German Edition)

Höllenqual: Lenz’ zehnter Fall (German Edition)

Titel: Höllenqual: Lenz’ zehnter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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einen Helfer oder
Retter handeln, aber dem war nicht so, denn die Gestalt bewegte sich sofort von
unserem Auto weg und verschwand.«
    »Konnten
Sie das Gesicht der Person, die in den Wagen gesehen hat, erkennen?«
    Bernd Ahrens
schloss für eine Sekunde die Augen. Als er sie wieder öffnete, fixierte er Maik
Wesseling.
    »Ich glaube,
es war der Angeklagte.«
    Dr. Schober,
sein Anwalt, senkte den Kopf und fuhr sich mit einem Anflug von Entsetzen durch
die Haare.
    »Was genau
heißt das, wenn Sie sagen, dass Sie›glauben‹,dass es sich um den
Angeklagten handelte?«
    Ahrens schluckte.
    »Ich musste
ja ins Licht sehen, deshalb konnte ich nicht viel erkennen. Aber ich bin mir sicher,
dass ich die Umrisse …, also …, der Kopf … des Mannes, sahen dem Angeklagten sehr ähnlich.«
    »Aber Sie
konnten nicht zweifelsfrei erkennen, dass es sich bei dem Mann, der ins Auto blickte,
um den Angeklagten gehandelt hat?«
    Ahrens zögerte.
    »Zweifelsfrei?«
    »Ja. Zweifelsfrei
würde bedeuten, dass Sie sein Gesicht ganz genau erkannt haben müssten.«
    In diesem
Augenblick drehte Maik Wesseling zum ersten Mal während der gesamten Verhandlung
den Kopf nach rechts und sah Bernd Ahrens mit einem durchdringenden, stechenden
Blick an. Dann entspannten sich seine Züge, und um den Mund des Mannes mit den gegelten
Haaren und dem Dreitagebart wurde so etwas wie die Andeutung eines Lächelns sichtbar.
    »Es war
sehr dunkel, Herr Richter«, antwortete Ahrens leise. »Aber ich würde mich darauf
festlegen, dass ich Herrn Wesseling erkannt habe. Zumindest mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit.«
    Eine erneute
Pause.
    »Nein, ich
habe ihn zweifelsfrei erkannt.«
    Im Saal
machte sich ein Raunen breit, das nach einem kurzen, strengen Blick des Vorsitzenden
langsam wieder verstummte.
    »Können
Sie uns bitte noch schildern, auch wenn es Ihnen schwerfällt, was mit Ihrer Frau
und Ihrem Kind passiert ist, Herr Ahrens?«
    Ahrens nickte,
holte tief Luft und schluckte.
    »Meine Frau
war sofort tot. Ihr Genick ist durch die Wucht des seitlichen Aufpralls gebrochen.
Sarah ist zwei Tage später an ihren schweren inneren Verletzungen gestorben.«
    Der Vorsitzende
machte sich ein paar Notizen.
    »Haben Sie
Fragen an den Zeugen, Herr Staatsanwalt?«
    »Durchaus«,
erwiderte Franz Marnet und stellte ein paar Fragen, die jedoch nur darauf abzielten,
die im Verlauf der Befragung erzielten Erkenntnisse zu vertiefen.
    »Herr Verteidiger?«,
wandte sich der Vorsitzende an Hubert Dörner, den Mann links von Maik Wesseling,
der nach einem DIN-A4-Blatt griff, das er zuvor fast zur Gänze vollgeschrieben hatte.
    »Ja, ich
habe ein paar Fragen an den Zeugen, Herr Vorsitzender«, begann der renommierte Kasseler
Strafverteidiger und wandte sich an Bernd Ahrens.
    »Herr Zeuge,
Sie saßen also auf dem Platz hinter dem Beifahrersitz.«
    Ahrens nickte.
    »Bitte antworten
Sie auf meine Fragen so, dass jeder im Saal das, was Sie sagen, verstehen kann,
Herr Ahrens«, forderte Dörner mit strengem Tonfall und vorwurfsvollem Blick.
    »Ja, ich
habe auf dem hinteren Beifahrersitz gesessen«, antwortete der Zeuge nun leise, wobei
nicht wenige der im Raum Anwesenden den Eindruck hatten, dass er ein wenig eingeschüchtert
wirkte durch das forsche Auftreten des Juristen, der ihn befragte.
    »Und Sie
sind sich nicht sicher, ob Sie nach dem Aufprall des anderen Fahrzeugs bewusstlos
gewesen sind?«
    »Nein, wie
ich schon gesagt habe, ich weiß es nicht. Aber wenn, dann …«
    »Ja«, wurde
Ahrens von dem Juristen barsch unterbrochen, »wenn, dann allenfalls für ganz kurze
Zeit. Das haben wir zur Kenntnis genommen.«
    Dörner warf
einen längeren Blick in seine Aufzeichnungen, bevor er fortfuhr.
    »Nur, dass
ich es richtig verstehe, Herr Ahrens. Sie können sich nicht daran erinnern, ob Sie
nach dem Zusammenstoß der beiden Fahrzeuge bewusstlos gewesen sind. Vielleicht ja,
vielleicht nein, sagen Sie. Aber Sie wollen uns hier trotzdem weismachen, dass Sie
meinen Mandanten direkt nach Ihrer Vielleicht-ja-vielleicht-nein-Bewusstlosigkeit
erkannt haben? In einer Gegenlichtsituation und nach einem Aufprall, bei dem, leider
und für Sie überaus tragisch, Ihre Frau und Ihr Kind ums Leben gekommen sind? Noch
dazu mit einer schweren Gehirnerschütterung?«
    Ahrens sah
zu Boden, schluckte und blickte dann Maik Wesseling beklommen an.
    »Aber ich
bin wirklich ganz sicher, dass er der Mann war, der durch die Scheibe geblickt hat.«
    »Das wundert
mich schon sehr, nachdem Sie vorhin

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