Höllenqual: Lenz’ zehnter Fall (German Edition)
keine große Hilfe für euch sein.«
»Das macht
nichts. Du hast schon wesentlich mehr zum Erfolg beigetragen als irgendjemand anders.
Und musstest deshalb eine Operation über dich ergehen lassen.«
Lenz quälte
sich mit dem Versuch eines Lächelns ab.
»Das stimmt
nicht so ganz, Maria«, verbesserte er sie. »Die Operation und den Krankenhausaufenthalt
habe ich mir eingebrockt, weil ich zu doof war, auf einer Leiter zu stehen.«
Er spielte
auf den Hergang und den Ort des Unfalls an, bei dem er sich das Sprunggelenk gebrochen
hatte.
»Wenn ich
nicht zu blöd gewesen wäre, in der Galerie gleichzeitig eine Lüsterklemme und eine
Lampe zu halten, ohne von der Leiter zu stürzen, wäre garantiert überhaupt nichts
passiert, aber das war ich nun mal leider doch. Also …«
Diesmal
klappte es mit einem Lächeln, doch seine Frau schüttelte energisch den Kopf.
»Trotzdem
kannst du nicht verhindern, dass ich mich schuldig fühle. Wenn du uns nicht geholfen
hättest, wäre dir nichts passiert, so viel ist Fakt.«
»Du immer
mit deinen Fakten«, entgegnete ihr Ehemann. »Dann wäre ich halt vor dem Präsidium
von einem Auto überfahren worden.«
»Wow«, machte
sie ironisch, »mein Mann wird zum karmaorientierten Esoteriker. Alle Wetter!«
»Pass auf«,
gab er grantelnd zurück, »sonst bitte ich Schwester Ilona um einen Pisspott, aus
dem ich dir deine Zukunft vorhersage.«
Maria grinste,
beugte sich nach vorn, küsste ihren Mann sanft auf den Mund und erhob sich von der
Bettkante.
»Soll ich
heute Abend noch mal nach dir sehen?«
»Nein, das
muss nicht sein. Ich glaube, ich will eher schlafen, als mich von dir unterhalten
zu lassen.«
»Gut. Dann
kann ich mich voll und ganz darauf konzentrieren, meine Arbeit zu machen.«
»Viel Spaß
dabei!«
»Mistkerl!«
3
Kassel, eine Woche später.
Erich Zeislinger
betrachtete sein Spiegelbild. Was er sah, ließ ihn nicht unbedingt jubeln, doch
mit den Jahren hatte er sich an sein bordeauxrotes Bluthochdruckgesicht und seinen
feisten Schmerbauch gewöhnt. Immer und immer wieder hatte der Oberbürgermeister
der Stadt Kassel sich vorgenommen, etwas zur Reduktion seines Gewichts zu unternehmen,
und jedes Mal war es bei den guten Vorsätzen geblieben. Nun, da er sich bedrohlich
der 130-Kilo-Marke näherte, war ihm jegliche Motivation dahingehend abhandengekommen.
Wenn es irgendwann einmal darum gegangen war, sich 10 oder 15 Kilo abzuhungern,
so drehte es sich nun um 40 oder gar 50 Kilo, und das kam ihm vor wie die Besteigung
des Mount Everest, nämlich völlig unmöglich. Nachdem er sich angezogen hatte, schlüpfte
er umständlich in ein Paar braune Lederschuhe, und nach dem Binden der Schnürsenkel,
was ihm wegen der im Weg stehenden Wampe nur mit seitlich abgespreiztem Bein gelang,
waren auf seiner Stirn kleine Schweißperlen sichtbar. Dann steckte er seine Brieftasche
ein und begann, sich auf den weiteren Verlauf des Abends zu freuen.
»Guten Abend, Erich, dich habe ich
aber lange nicht gesehen«, hauchte die extrem schlanke, in einem hochgeschlossenen
schwarzen Kleid steckende Frau an der Tür dem OB ins Ohr und zog ihn mit einer schnellen
Bewegung ins Innere der Penthousewohnung, wo sich ihre Zunge sofort in seinen Mund
bohrte.
»Herrgott,
Denise!«, japste Zeislinger, nachdem er sich ein wenig von ihr freigemacht hatte.
»Das sieht ja aus, als könntest du es kaum erwarten, von mir flachgelegt zu werden.«
»Das kann
ich auch nicht, du Sexmonster«, erwiderte sie mit geschlossenen Augen, »und das
weißt du ganz genau.«
Wenn Zeislinger
etwas genau wusste, dann, dass jedes ihrer Worte eine Lüge war; eine süße Lüge zwar,
nichtsdestotrotz eine Lüge. Aber er stand höllisch darauf, auf diese Weise belogen
zu werden.
»So, so«,
gurrte er, »dann kannst du es also kaum erwarten, meinen Prachtlümmel zu spüren?«
»Keinen
Augenblick länger.«
Damit zog
sie ihn weiter in die Wohnung, schälte ihn aus dem Sakko und nestelte an seinen
Hemdknöpfen.
»Warte,
ich muss erst noch mal für Königstiger.«
»Dann mach
schnell, ich geh schon mal rüber und bereite alles vor für uns.«
In den nächsten
30 Minuten plagte Stefanie Kratzer, wie die Bewohnerin des Penthouses mit bürgerlichem
Namen hieß, sich mit der nicht besonders ausgeprägten Erektion Zeislingers ab. Immer
wieder musste sie auf, unter und über ihm ihr umfassendes Repertoire an erotischen
Techniken einsetzen, um dem OB schließlich zu jener Form der Befriedigung zu verhelfen,
die er
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