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Höllensog

Höllensog

Titel: Höllensog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bildete sich Gregor nur ein. Es war das Gefühl der unnatürlichen Kälte, das sich in seinem Innern ausgebreitet hatte und auch dafür sorgte, daß es ihn noch mehr deprimierte.
    Er konnte sein Elternhaus sehen.
    Es stand dort geduckt, aus Steinen, Holz und Stroh errichtet. Mit Fenstern wie Löcher, mit dem Stallbau, mit dem Platz davor und mit den beiden Wagen.
    Das alles gab es. Trotzdem konnten bei Gregor keine heimatlichen Gefühle aufkommen, denn es fehlten in seinem Elternhaus und im gesamten Dorf die Menschen!
    Sie gab es nicht mehr, sie waren nicht da. Man hatte sie kurzerhand geholt und in eine Welt geschleudert, über die der Sechzehnjährige nicht länger nachdenken wollte, weil sie ihm einfach zu suspekt und auch zu rätselhaft war.
    Damit kam er nicht mehr zurecht, und er hörte sich selbst stöhnen, als er weiterging.
    Auf seiner nackten Haut war der Schmutz getrocknet. Er brannte sich regelrecht fest, und die Haut fing an zu jucken.
    Er mußte sich von dem Zeug befreien und änderte seinen Weg. Er ging dorthin, wo der Brunnen stand, an dem auch eine Pumpe installiert worden war.
    Hoffentlich funktionierte sie noch. Das Wasser und der Schlamm hatten das Dorf nicht mehr erreicht. Praktisch am Eingang hatten sie aufgehört zu existieren. Hier war der Boden nur mehr trocken und normal staubig, zeigte aber keine graue, rissige Schicht.
    Am Brunnen blieb Gregor stehen. Er wischte noch einmal durch sein Gesicht, bevor er nach dem Pumpenschwengel faßte und ihn in Bewegung setzte. Er lauschte den hohl klingenden und auch schmatzenden Geräuschen nach, bis die Luft ausgestoßen worden war und aus dem Rohr der erste Wasserschwall in den bereitstehenden Eimer schoß.
    Gregor füllte ihn, hob ihn an und leerte ihn über seinem Kopf aus. Dabei weinte er, und er hatte sogar den Eindruck, sich mit den kalten Tränen der verschwundenen Menschen zu begießen und zu reinigen. Er füllte den Eimer noch einmal und goß das Wasser diesmal in mehreren Intervallen über seinen Kopf.
    Der Schmutz verschwand. Zudem war das Wasser sehr kalt, er fühlte sich körperlich besser, aber nicht in seiner Seele. Da war noch alles so geblieben wie früher, dieser Druck, auch das Nichtverstehen und das Nichtwissen.
    Er trocknete sich nicht ab. Dafür würde schon die heiße Sonne sorgen.
    Dann machte er sich auf den Weg zu seinem oder dem Haus seiner Familie. Gregor wollte es nicht glauben, daß kein Mensch mehr in seinem Dorf am Leben war. Er würde nachschauen und suchen, und er war sicher, daß er etwas fand.
    Einen Hinweis – irgendeinen auf das fürchterliche Grauen, das über diesen Teil der Welt gekommen war.
    Als einsame Gestalt schritt er die Dorfstraße entlang. Staub wölkte dabei in die Höhe. Das Dorf war verschont geblieben, abgesehen von den Bewohnern. Sie waren von diesem höllischen Sog geholt worden.
    Sie waren verschwunden.
    Wohin?
    Der Junge hörte sich lachen, als er daran dachte. Und er wußte plötzlich, daß er trotz seiner sechzehn Jahre in der letzten Stunde erwachsen geworden war. Ja, die Umstände hatten ihn zu einem erwachsenen Menschen gemacht.
    Er wußte auch nicht, was er noch fühlen oder denken sollte. Er ging einfach auf das Haus zu und kam sich selbst vor wie eine mechanische Puppe. Es mußte doch irgendein Hinweis auf das Schreckliche zu finden sein. Das konnte doch nicht einfach so vorbeigelaufen sein. Wenn ein bestimmtes Ereignis eintrat, dann ließ es immer wieder Spuren zurück.
    Das war hier sicherlich nicht anders.
    Vor dem elterlichen Haus blieb er stehen.
    Stille umgab ihn. Der Wind war eingeschlafen. Er hörte keine Stimme.
    Nicht die seiner Eltern, auch nicht die seiner Geschwister. Es war nur eben diese Lautlosigkeit vorhanden, die ihm eine gewisse Angst einjagte.
    Die Furcht drückte auf seinen Magen. Ihm wurde schlecht und schwindlig, was auch an der Sonne liegen konnte. Die alte Holztür des Eingangs war nicht geschlossen. Niemand im Dorf schloß hier seine Türen ab, auch die Smimows nicht.
    Gregor zog sie auf.
    Dabei zitterte er.
    Hinter der Tür baute sich der große Raum auf, in dem sich die Familie des öfteren aufhielt. Da waren die Bänke, er sah den großen Tisch, und er spürte auch die herrliche Kühle, die er so liebte, denn die dicken Mauern hielten im Sommer die Hitze und im Winter die Kälte ab. Sollte es zu kalt werden, wurde der große Kachelofen angeheizt, der in einer Ecke des großen Raumes stand.
    Das Haus war leer. Gregor hörte nichts, aber es sah so aus, als

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