Hoellentrip
noch dunkler.
„Den hab’ ich weggeworfen. Mann, es war `ne Nachricht, dass sie mit ihm `ne Weile wegfährt, da hab’ ich mir doch nichts dabei gedac ht! Bin doch nicht ihr Kindermädchen ! “
„Und Sie haben sich natürlich keine Gedanken gemacht, als sie sich nicht meldete?“, fragte Tamara.
„Wieso denn?“, blaffte er, „Wieso sollte sie sich überhaupt ... “
„Wie heißt der Mann genau?“ fiel ihm Tamara scharf ins Wort . „Name, Adresse?“
„Keine Ahnung! Hab’ ihn ja noch nicht mal gesehen!“
„Wann hat s ie Ihnen den Zettel hingelegt?“
„Am Samstag – also gestern vor `ner Woche!“
„Und seitdem haben Sie nicht s mehr von ihr gehört?“
„N ein, Scheiße, Scheiße, Scheiße !“
„Und was haben Sie am Samstag und am Sonntag vergangener Woche gemacht, Mister Fraser?“, fragte nun Shane.
Ed trank die Flasche aus und kratzte sich am Kopf.
„ War ja klar - die Scheißfrage nach dem Alibi!“ Er ließ einen anzüglichen Blick über Tamara wandern, zog die Na se hoch und sagte dann lässig: „War in Brissi, bin am Samstag los, war erst am Montag frühmorgens wieder hier.“
„Wann genau ? Mit wem ? Mit ihrem Wagen?“ , fragte Tamara ungerührt.
„Scheiße! Irgendwann am Nachmittag . Sicher mit meinem Wagen! Verdammt, das ist `en echtes Verhör, was?“
„Zeugen in Brisbane?“
Ed wischte sich mit dem Handrücken über seine n zotteligen Schnauzer. „Sicher, Sweetheart, ich fahr doch nicht nach Brissi um allein vor mich hinzudämmern, was?“
„Noch einmal Sweetheart und wir werden andere Methoden anwenden, Mister Fraser . “
„Wie soll ich das denn verstehen?“
„Indem Sie darüber nachdenken“, sagte Tamara kühl.
„He, he schon gut!“ Er hob die Hände, „he, wie wär’s mit `nem Eis? Vanille? Schoko? Ist im Kühlschrank...“
„Also,“ ging Shane dazwischen , bevor das hier aus dem Ruder lief , „Namen?“
„He, ich hab’ das ernst gemeint mit dem Eis!“ , kra mpfhaft hielt Ed die Bierf lasche fest. „Also gut: Sidney Emmerson. Wir waren in Harry Newmans Kneipe. Zufrieden?“
Shane steckte seinen Notizblock weg. „Wem gehört dieses Haus?“
Ed nahm eine der Tüten und begann sich Chips in den Mund zu stopfen.
„Gemietet.“ Plötzlich schien er sich wieder sicher er zu fühlen.
„Von Romaine?“
„Yeah .“ Die Chips in seinem Mund krachten.
„Und Sie wohnen einfach so dabei?“
„ He, Mann , nein! Ich zahl Miete. Hab ja auch `nen Job, bin Schlosser. Sie hat mir angeboten, hier zu wohnen.“
„Hatte Romaine Feinde?“, fragte Shane.
„Feinde? Was ist das für `ne Frage! Wer hat keine Feinde? Sicher wird es Leute gegeben haben, die sie nicht mochten ...“
„W o hat sie gearbeitet?“
„War Bedienung im Earl’s .“
„Wo ist Romaines Zimmer?“
Er zeigte zu einer der vom Wohnzimmer abgehenden Türen.
Geblümte Gardinen, geblümte Tagesdecke; neben dem Bett ein Nachttisch, darauf ein Wecker und abgelegte Ringe; an der Wand ein Spiegelschrank und ein wackliges Regal mit ein paar zerlesenen Liebesromanen und einer Menge Krimskrams wie kleinen Figürchen, bunten Armreifen, Muscheln und Steinen.
„Also, wenn ich nicht wüsste, dass Romaine achtundzwanzig war ...“ bemerkte Shane.
Tamara deutete auf zwei eingerahmte Fotos, die zwischen bizarr geformten Schneckenhäusern im mittleren Regalfach standen. Das musste sie sein: Schulterlanges, gekräuseltes, blondes Haar, etwas engstehende Augen und eine große Nase. Sie sah durchschnittlich, etwas gewöhnlich aus , ihr Lachen war nett und nichtssagend. Shane nahm nicht das mit dem Badeanzug sondern das, auf dem sie Jeansrock und Pulli trug. In den Schubladen des unter dem Fenster stehenden Sekretärs aus Rattan lagen Rech n ungen und Briefe. Beim Durchblättern fiel ihm die Adresse eines Zahnarztes in die Hände.
„Wahrscheinlich hatte sie Terminkalender und Adressbuch in ihrer Handtasche“, stellte Tamara fest.
„Sieht so aus“, stimmt Shane zu und sah im selben Moment einen Koffer auf dem Schrank.
Tamara folgte seinem Blick und sagte:
„Vielleicht hatte sie zwei Koffer, oder auch nur eine Reisetasche genommen .“
Als die Spurensicherung eintraf, verließen sie das Haus.
„Bist du sicher, dass Ed uns alles gesagt hat?“ Nachdenklich drehte Tamara den Zündschlüssel.
Er sagte ihr nicht, dass er schon lange niemandem mehr traute, weil jeder doch nur versuchte, sein wahres Gesicht zu verbergen, Vorteile herauszuholen, sich zu schützen. Es gab Tage an
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