Hoellentrip
sollte.
Die Polizei brauchte nicht lange, um mich als Verdächtige aus dem Rennen zu nehmen. Ungeachtet der Tatsache, dass ich nachweislich in der 92nd Street Y eine Vorlesung über Herzkrankheiten hielt, während die Morde geschahen, konnte die Polizei vor Ort ein Verbrechen aus Leidenschaft ausschließen. Es war alles zu glatt, zu sauber gelaufen, die Schüsse waren zu präzise gesetzt gewesen. Hier sei ein geübter Mörder am Werk gewesen, sagten sie. Wahrscheinlich ein sehr geübter.
Die Leichen Peters und des Mädchens wurden erst zwei Tage später entdeckt. Sicher hätte es länger gedauert, wenn sich ein Nachbar nicht beim Hausmeister über den Wecker in der Wohnung beschwert hätte. Er hatte ununterbrochen gesummt.
Als ich die Neuigkeiten hörte, hatte ich so ungefähr das gleiche Gefühl wie bei der Urteilsverkündung. Taubheit. Keine echte Überraschung. Ich hatte rasch aufgehört, irgendetwas für Peter Carlyle zu empfinden. Schon im Gerichtssaal wurde er für mich zu einem toten Mann. Jetzt ist er für alle tot.
Das Einzige, was mir noch zu denken gibt, ist dieses Mädchen. Die Polizei hat mir erzählt, sie hätten in einer Schublade im Schlafzimmer einen in Nevada ausgestellten Führerschein gefunden. Ihr Name war Lucy Holt, und
sie war zweimal in Las Vegas wegen Prostitution verhaftet worden – allerdings nicht als Straßennutte. Anscheinend war sie ein Callgirl im oberen Preissegment, die Sorte, die das große Geld verdiente. Was tat sie also in New York, wo sie in einer bescheidenen Wohnung lebte? Und was war sie für Peter?
Niemand weiß es, auch nicht der Wohnungsbesitzer, der die Wohnung illegal untervermietet hat. Er hat die Miete in bar erhalten. Zweifellos von Peter.
Ich rief sogar Agent Pierce in ihrem Büro an und hoffte, sie könnte sich einen Reim auf das Ganze machen. Sie war aber nicht zu erreichen. Sie verbringe ein paar Tage Urlaub in Paris, wie Ihre Assistentin erzählte. Gut für sie. Nach der Schlappe vor Gericht war sie ziemlich durch den Wind.
Jedenfalls gehen die polizeilichen Ermittlungen weiter, doch was mich betrifft, hat das Martyrium ein Ende.
Und das bedeutet nur noch eins: Ich muss ein Versprechen einlösen, das ich ein paar Kindern gegeben habe. Kindern, die zufällig meine sind.
125
»Ich nehme auf jeden Fall ein Steak. Medium«, bestellt Mark im Flames Steakhouse in der Nähe unseres Landhauses in Chappaqua, einem unserer Lieblingsrestaurants.
»Ich auch«, sagt Ernie.
»Was ist mit den Soufflés?«, will Carrie wissen, nachdem sie ein Filet Mignon bestellt hat. »Ich erinnere mich eindeutig an dein Versprechen, dass es auch Soufflés gibt, Mom.«
»Natürlich.« Versprochen ist versprochen.
Ich bestelle Hühnchen mit Parmesan überbacken, mein Lieblingsgericht in diesem Restaurant. Schließlich lasse ich meinen Blick in die Runde schweifen. Vor letztem Sommer hätten mich Mark und Carrie für kein Geld der Welt am Wochenende besucht. Doch jetzt war es ihre Idee gewesen, und ich weiß, es ging nicht nur um die Steaks.
Als der Kellner geht, erhebt Mark das Glas mit seiner Diätcola. »Auf Onkel Jake.«
Auch wir erheben die Gläser.
»Auf Onkel Jake«, wiederhole ich mit Carrie.
Und schließlich auch Ernie. »Auf Onkel Jake.«
Als wir miteinander anstoßen, zwinkert mir Ernie zu. Er bat mich, unser Geheimnis für uns zu behalten. Unser Geheimnis. Ich habe kein Problem damit. Carrie und Mark müssen es nicht wissen, zumindest noch nicht. Vermutlich wird er es ihnen erzählen, wenn er älter ist – oder ich schon tot bin.
»So, jetzt müssen wir noch eine Frage klären«, sage ich, als wir uns wieder zurücklehnen.
Die Kinder blicken mich an.
»Was machen wir nächsten Sommer?«, frage ich. »Habt ihr eine gute Idee für einen schönen Familienurlaub? Wir könnten zum Beispiel segeln gehen.«
Die amerikanische Originalausgabe
erschien 2008 unter dem Titel »Sail«
bei Little, Brown and Company, New York.
1. Aufage
Taschenbuchausgabe Februar 2010
Copyright © der Originalausgabe 2008 by James Patterson
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2010
by Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
First published by Little, Brown and Company, New York, NY
Published by arrangement with Linda Michaels Limited,
International Literary Agents
Redaktion: Rainer Schöttle
Th · Herstellung: Str.
eISBN
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