Hoellentrip
Die Besatzung
Dr. Katherine Dunne (45) ist Herzchirurgin am Lexington Hospital in Manhattan. Vor vier Jahren kam ihr Ehemann Stuart beim Sporttauchen ums Leben, als er mit ihrem gemeinsamen Boot, der Familie Dunne, unterwegs war. Wie sich herausstellte, hatte er eine Affäre gehabt, und seine Geliebte war dabei gewesen, als er starb. Von dem Tag an war Katherines Verhältnis zu ihren drei Kindern nie mehr so wie früher, und die Heirat mit dem Rechtsanwalt Peter Carlyle hatte alles nur noch schlimmer gemacht. Mit seinem lebhaften, lustigen und leidenschaftlichen Wesen hatte er jedoch Katherines Herz gewonnen.
Carrie Dunne (18) studiert in Yale; eine großartige Chance für sie. Weniger erfreulich ist, dass sie häufig von Bulimieattacken heimgesucht wird und unter depressiven Schüben leidet. Sie wirft Katherine vor, sich als Ärztin mehr ihrem Beruf als ihren Aufgaben in der Familie zu widmen. Carries beste Freundin aus New York erzählte Katherine kürzlich von ihrer Sorge, Carrie könne sich etwas antun.
Mark Dunne (16) besucht im zweiten Jahr die Deerfield Academy, wo er sehr beliebt, aber auch ständig bekifft ist. Null Ambitionen, null Begeisterung. »Warum soll ich mir den Arsch aufreißen wie Dad, wenn jederzeit der Sensenmann kommen und mir alles wegnehmen kann?«
Ernie Dunne ist zehn Jahre alt – zumindest laut Geburtsurkunde. Doch in seiner Familie, wo scheinbar jeder sein eigenes Süppchen kocht, muss er sich mit dem Aufwachsen beeilen. Damit kommt er nur schwer zurecht. »Mom, bist du sicher, dass ich nicht adoptiert bin?«, fragt er Katherine mindestens einmal am Tag.
Jake Dunne (44) ist Katherines Exschwager, ein echter Weltenbummler der Meere. Er brach sein Studium ab und ging einen ganz anderen Weg als sein älterer Bruder Stuart, der an Land geblieben war, um an der Wall Street nach den Millionen zu angeln. Doch so unterschiedlich Jake und Stuart auch waren, eins hatten die beiden Brüder gemeinsam: Beide liebten sie Katherine.
Prolog
Familie Dunne lebt
1
Gemütlich durch das saphirblaue Wasser des Bootshafens schippernd, nahm Kapitän Stephen Preston einen tiefen Zug von seiner Zigarette und schnippte die Asche lässig in die kühle Inselbrise. Nachdem er genau den richtigen Moment abgepasst hatte, drückte er auf das Horn seiner vierzehn Meter langen Bertram Sport Fisherman, bis ihn alle an Land bemerkt hatten.
Gut so, Kinder, schaut her, was Kapitän Steve sich da geangelt hat.
Es war vormittags, Viertel nach elf. Sein Boot, die Bahama Mama, wurde eigentlich wie immer erst nach vierzehn Uhr zurückerwartet.
Aber heute war es anders.
Aber hallo, und zwar ganz anders, dachte Kapitän Steve und drückte erneut aufs Horn. Wenn man den gigantischsten Blaufossenthunfisch abgestochen hat, den es rund um die Bahamas gab, ist man für diesen Tag fertig mit Fischen. Ach, das konnte sogar fürs ganze Jahr reichen!
»Wie viel wird er deiner Meinung nach einbringen?«, fragte Jeffrey, der erste Offizier auf der Bahama Mama und Steves Bruder. Er arbeitete seit elf Jahren auf dem Boot und war keinen einzigen Tag wegen Krankheit ausgefallen. Und er hatte nur selten gelächelt, jedenfalls bis zu diesem Vormittag.
»Weiß nicht.« Kapitän Steve zog am Schild seiner Kappe mit dem Logo der Boston Red Sox. »Ich denke, irgendwas zwischen überraschend viel und erstaunlich viel.«
Jeffrey lächelte immer noch unter dem Schild der ramponierten grünen Kappe, die er ständig trug. Er wusste, ein Thunfisch dieser Größe würde zwanzigtausend Dollar einbringen, vielleicht noch mehr, wenn den Sushi-Bietern auf dem Tsukiji-Fischmarkt in Tokio gefiel, was sie sahen. Und warum sollte es ihnen nicht gefallen?
Wie viel Geld es auch sein mochte, ein gehöriger Batzen würde in jedem Fall herausspringen. In diesen Dingen war der Kapitän immer ehrlich, in jeder Hinsicht ein anständiger Mann.
»Bist du sicher, dass diese Hirnis den Vertrag unterschrieben haben, Jeff?«, fragte Kapitän Steve.
Jeffrey blickte zum Heck, zu den sechs Kerlen aus Manhattan, die hier eine Junggesellenabschiedsparty feierten. Sie soffen seit Sonnenaufgang, seit Beginn der Bootstour, und waren mittlerweile so sternhagelvoll, dass sie kaum die Hände aneinanderklatschen konnten, ohne nach hinten über Bord zu kippen.
Jeffrey nickte langsam. »Ja, unterschrieben haben sie ihn. Aber ich bezweifle, dass sie das Kleingedruckte gelesen haben.«
Wenn sie den Vertrag aufmerksam gelesen hätten, hätten sie gewusst, dass
Weitere Kostenlose Bücher